Kleinster Wert seit Kriegsbeginn Darum geht die Inflation so kräftig zurück


Die Inflation dürfte weiter nachlassen.
(Foto: IMAGO/Michael Gstettenbauer)
Die Preise in Deutschland steigen zwar weiter, doch der Höhepunkt bei der Inflation ist überschritten. Das liegt auch an einem statistischen Effekt.
Der Preisdruck in Deutschland lässt spürbar nach. Im September lag die Inflationsrate voraussichtlich bei nur noch 4,5 Prozent, so das Statistische Bundesamt. Das ist der niedrigste Wert seit Februar 2022, als der russische Überfall auf die Ukraine begann. Zur Einordnung: Im August lagen die Preise noch 6,1 Prozent höher als ein Jahr zuvor.
Grund für diesen deutlichen Rückgang ist vor allem der sogenannte Basiseffekt. Das heißt: Nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges von der Bundesregierung ergriffene wirtschaftspolitische Entlastungen sind zwar schon lange beendet, haben aber weiterhin Auswirkungen auf die Inflationsentwicklung.
Dabei handelt es sich um zwei zeitlich befristete Maßnahmen, die Haushalte in Deutschland von den Folgen des starken Energiepreisanstiegs vorübergehend entlasten sollten - der Tankrabatt und das 9-Euro-Ticket im Personennahverkehr. Sie galten von Juni bis August 2022. Danach zog die Inflation kräftig an.
Inflation verliert an Fahrt
Nun kehrt sich diese Entwicklung um. Das liegt daran, dass die Inflation - also die allgemeine Steigerung der Preise - üblicherweise im Vergleich zum Vorjahresmonat gemessen wird. Statistiker stellen hierfür einen sogenannten Warenkorb zusammen. In ihm sind die Waren und Dienstleistungen enthalten, für die Haushalte üblicherweise Geld ausgeben. Diese werden unterschiedlich gewichtet. Dinge, für die mehr ausgeben wird - beispielsweise Energie -, werden stärker gewichtet als Dinge, für die weniger ausgegeben wird, unter anderem Hörhilfen.
An dieser Stelle kommt der Basiseffekt ins Spiel. Von Juni bis August wurde das allgemeine Preisniveau mit dem Niveau im Sommer vergangenen Jahres verglichen, als Tankrabatt und 9-Euro-Ticket preisdämpfend wirkten. Dieser Effekt fällt im September aus dem Vergleich heraus, was den kräftigen Rückgang der Teuerungsrate erklärt.
"Auch in den kommenden Monaten sollten diese Basiseffekte weiterwirken", sagt BayernLB-Chefvolkswirt Jürgen Michels. Das sollte zu einem weiteren Rückgang der Inflationsrate auf etwa 3,5 Prozent beitragen. "Dann laufen diese Basiseffekte aber aus, und der Rückgang der Inflation dürfte deutlich zäher werden", sagt der Ökonom. "Nachhaltige Inflationsraten nahe 2 Prozent dürften wir erst wieder 2025 sehen." Die Europäische Zentralbank sieht bei diesem Niveau Preisstabilität erreicht.
Quelle: ntv.de, mit rts