Rückgang am Bau Deutsche Produktion erholt sich langsamer
07.09.2020, 09:42 Uhr
Der Bau fiel im Juli hinter den Vormonat zurück.
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Die Aufarbeitung der Corona-Ausfälle bei den deutschen Unternehmen braucht Zeit. Für den Juli melden die Experten zwar erneut einen Anstieg. Allerdings fällt dieser schwächer aus als erhofft. Vom Vorjahresniveau sind die Zahlen noch weit entfernt.
Die deutschen Unternehmen haben nach den Corona-bedingten Produktionseinbrüchen im Juli nur langsam die Arbeit wieder hochgefahren. Allerdings legte die Herstellung den dritten Monat in Folge zu. Industrie, Bau und Energieversorger stellten im Juli zusammen 1,2 Prozent mehr her als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Ökonomen hatten hier allerdings mit einem deutlichen stärkeren Plus von 4,7 Prozent gerechnet. Im Juni hatte es noch ein Plus von 9,3 Prozent gegeben, im Mai von 7,4 Prozent. Allerdings lag die Gesamtproduktion im Juli noch immer um 10 Prozent unter dem Vorjahresniveau.
"Im Juli hat sich die seit Mai zu beobachtende Erholung der Produktion fortgesetzt, wenngleich mit niedrigerem Tempo", teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit. In der Industrie habe die Produktion zuletzt fast 90 Prozent ihres Niveaus vom vierten Quartal 2019 erreicht, der Zeit vor Ausbruch der Corona-Pandemie. "Die wieder bessere Stimmung in den Unternehmen und die gesunkene Kurzarbeit sprechen dafür, dass sich der Aufholprozess in den kommenden Monaten fortsetzt, wenngleich er noch einige Zeit in Anspruch nehmen dürfte", erwartet das Ministerium.
Die exportabhängige Industrie allein steigerte ihre Produktion zu Beginn der zweiten Jahreshälfte um 2,8 Prozent. Sie hatte zuletzt drei Monate in Folge mehr Aufträge an Land gezogen, nachdem sie wegen der Corona-Rezession im In- und Ausland schwere Einbrüche verzeichnet hatte. Die Erzeugung von Vorleistungsgütern erhöhte sich um 4,0 Prozent, die von Konsumgütern um 1,8 Prozent und die von Investitionsgütern um 2,1 Prozent. Die Bauproduktion nahm dagegen um 4,3 Prozent ab und die Energieproduktion um 0,6 Prozent.
In den kommenden Monaten erwartet die Industrie eine leichte Zunahme ihrer Produktion. Der entsprechende Ifo-Indikator stieg im August um 1,1 auf 15,4 Punkte. "Nach und nach kommt der Motor der deutschen Wirtschaft, die Industrie, wieder in Gang", sagte der Leiter der Ifo-Befragungen, Klaus Wohlrabe.
Volkswirte sehen robuste Erholung
Bankvolkswirte äußerten sich optimistisch, dass es trotz der enttäuschenden Produktionsentwicklung im dritten Quartal zu einer starken Erholung kommen wird. "Unser auf Basis der Auftragseingänge der vergangenen Monate berechnete Trend für die Produktion, der im Juli in etwa der tatsächlichen Produktion entsprach, wird in den kommenden beiden Monaten auch dann weiter deutlich zulegen, wenn die Auftragseingänge auf dem Niveau vom Juli stagnieren würden", schrieb Volkswirt Ralph Solveen.
Da die Stimmungsindikatoren eher einen weiteren Anstieg der Aufträge erwarten ließen, dürfte das Plus sogar eher noch stärker ausfallen. "Darum ist für das dritte Quartal unverändert mit einem sehr starken Plus der Industrieproduktion und des realen Bruttoinlandsproduktes zu rechnen", prognostizierte Solveen.
"Selbst wenn die Industrieproduktion in den nächsten zwei Monaten stagnieren würde, betrüge die Quartalswachstumsrate noch rund zehn Prozent", kommentierte ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski die Zahlen. Der Aktivitätsindex der Bundesbank deute für die ersten beiden Monate des dritten Quartals einen Anstieg der Wirtschaftsleistung von fast sechs Prozent an, und noch fehle ein Monat. Wie viel Wachstumsschwung anschließend noch übrig sei, bleibe allerdings abzuwarten, warnte Brzeski.
Auch der Chefvolkswirt der liechtensteinischen VP Bank, Thomas Gitzel blickt nicht ohne Sorge auf das Jahresende. "Aufgrund des tiefen Falls im zweiten Quartal bedarf es nur einer leichten Verbesserung, um auf entsprechend hohe gesamtwirtschaftliche Wachstumsraten zu kommen", merkte er an und fügte hinzu: "Wie es um die Wirtschaft steht, offenbart sich dann im vierten Quartal - das Erholungstempo dürfte deutlich zurückgehen."
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ