Wirtschaft

Börsen unter Druck Die Zinsangst ist zurück

Wann erhöht die Fed die Zinsen?

Wann erhöht die Fed die Zinsen?

(Foto: REUTERS)

Nach einem fulminanten Start ins neue Jahr geht es an den Börsen abwärts. Der Grund: Die US-Notenbank könnte die Zinsen bald erhöhen - und dabei entschlossener vorgehen als bisher erwartet.

Spekulationen auf rasch anziehende US-Zinsen verderben Anlegern an den Aktienmärkten die Laune. Schon gestern ging es an den US-Börsen abwärts, am Morgen zogen dann die asiatischen und später die europäischen Märkte nach. Der Dax, der mit Rückenwind in das neue Jahr gestartet war, fiel zeitweise um 1,6 Prozent auf 16.018 Zähler. Der EuroStoxx50 gab bis zu zwei Prozent auf 4304 Punkte nach.

Mittlerweile haben sich die Indizes zwar wieder erholt. Als Grund führen Händler an, dass Inflationsbekämpfung an sich keine schlechte Sache sei. Doch das jüngste Sitzungsprotokoll der Fed mache den Investoren dennoch einen Strich durch die Rechnung, sagte Christian Henke vom Online Broker IG Market und ergänzte: "Die Zinsängste sind zurück."

Wie aus den am gestrigen Mittwoch veröffentlichten Mitschriften der letzten Fed-Sitzung hervorgeht, denkt die US-Notenbank angesichts des Inflationsschubs über eine womöglich schnellere Anhebung der Zinsen nach. Auf ihrer Sitzung am 14. und 15. Dezember hatten die Zentralbanker bereits eine zügige Abkehr vom Krisenmodus beschlossen und für 2022 im Mittel drei Zinsschritte nach oben signalisiert. Der Ton der Protokolle legt nun nahe, dass eventuell auch vier Erhöhungen in diesem Jahr möglich sind.

Wie aus dem Protokoll der Fed hervorgeht, sprachen sich einige ihrer Mitglieder außerdem dafür aus, schon kurz nach der ersten Zinserhöhung mit der Verringerung der Bilanzsumme der Notenbank zu beginnen. Damit würden auslaufende Anleihen nicht mehr ersetzt, was die Anleihekurse drücken und die Renditen entsprechend erhöhen dürfte. Dies wiederum würde Aktien im Vergleich zu festverzinslichen Wertpapieren weniger attraktiv erscheinen lassen.

Die ING geht davon aus, dass die US-Notenbank ihre Wertpapierkäufe bereits bis Mitte März beenden wird. Noch vor Jahresende dürfte die Fed mit der Schrumpfung ihrer aufgeblähten Bilanz beginnen. Eine erste Leitzinserhöhung zeichne sich bereits für Mai ab.

Dollar gewinnt an Wert

Die Sorge vor unerwartet schnell steigenden Zinsen hatte vor allem an der Technologiebörse Nasdaq einen Ausverkauf ausgelöst. Die stark wachstumsorientierten Tech-Unternehmen gelten als besonders zinssensibel, weil mit höheren Zinsen auch die Finanzierungskosten steigen. Als besonders verwundbar dürften sich die am höchsten bewerteten Anlagen erweisen - zu denen nicht zuletzt die Tech-Aktien zählten, schrieb Analyst Jeffrey Halley vom Handelshaus Oanda.

Für den Dollar ging es angesichts der Zinsspekulationen bergauf, da Investitionen im Dollar-Raum dadurch attraktiver würden. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, rückte in der Spitze um 0,2 Prozent auf 96,3870 Punkte vor. Der Euro pendelte um die Marke von 1,13 Dollar.

Am Rentenmarkt gerieten die Kurse amerikanischer und europäischer Staatsbonds unter Druck. Im Gegenzug kletterte die Rendite der zehnjährigen US-Bonds mit 1,744 Dollar auf den höchsten Stand seit mehr als neun Monaten. Die Verzinsung der italienischen Pendants erklomm ein Eineinhalb-Jahres-Hoch von 1,314 Prozent. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen rückte auf minus 0,035 Prozent vor und markierte damit den höchsten Wert seit zweieinhalb Jahren.

Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa/DJ

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