Corona-Verlierer haken Krise ab Diese Aktien starten durch
06.03.2021, 17:40 Uhr
(Foto: REUTERS)
Ein Jahr nach Beginn der Pandemie ist eine baldige Normalisierung in Alltag und Beruf nicht in Sicht. Die Börse sieht das allerdings anders: Dort laufen sich Aktien warm, die stark unter Corona gelitten haben. Anleger können daran kräftig mitverdienen.
Durchhalteparolen, keine Planungssicherheit, Warnungen vor der dritten Welle und ein denkbar schlechter Impfstart in der EU - ein optimistischer Blick in die Zukunft sieht anders aus. An der Börse ist Corona allerdings langsam abgehakt. Dort wird bekanntlich die Zukunft gehandelt, was ein Blick auf die Kursanstiege der Corona-Verlierer und Corona-Gewinner zeigt.
Aktien wie Home24 zählten mit einem Plus von rund 900 Prozent zwischen April 2020 bis zum Februar dieses Jahres zu den absoluten Überfliegern. Seit dem Vormonatshoch sackte der Kurs allerdings um 40 Prozent ab. Das Homeoffice scheint mittlerweile möbliert zu sein. Ähnlich sieht es bei anderen Lieblingen der vergangenen Monate wie Delivery Hero, Shop Apotheke und Zalando aus. Die stattlichen Gewinne bröckeln ab.
Im Gegenzug starten nun die Corona-Verlierer durch. Wie groß die Sehnsucht nach Ferien und in ganz Europa Freiheit ist, war Ende Februar eindrucksvoll zu beobachten, als Großbritanniens Premierminister Boris Johnson seinen Landsleuten bis Ende Juni ihre Reisefreiheit in Aussicht stellte. Der weltgrößte Reiseveranstalter Tui verzeichnete über Nacht einen Anstieg der Buchungen um satte 500 Prozent. Ähnliche Reaktionen sind zu erwarten, wenn in anderen Ländern die Beschränkungen fallen.
Tui-Aktie beliebt
Die Freude vieler Menschen auf eine Reise ist offenbar so groß, dass sie dafür mehr Geld als bisher ausgeben, um sich etwas Besonderes zu gönnen. Für die Anbieter ist das eine gute Nachricht, denn bei teureren Reisen sind ihre Margen höher. Die Aktie von Tui ist daher bei Brokern wie Comdirect oder Smartbroker daher einer der heißesten Aktien. Selbst eine Kapitalerhöhung, die den Aktienkurs in der Regel drückt, schadete dem Titel nicht. Die Aktie ist dennoch teuerer als vor der Pandemie.
Ähnlich ist die Ausgangslage bei Carnival. Die Corona-Krise wird zwar noch lange tiefe Spuren in der Bilanz der AIDA-Mutter hinterlassen - die rasant auf 22 Milliarden Dollar gestiegene Nettoverschuldung ist eine erhebliche Last. Außerdem stellt das Unternehmen frühestens für das kommende Jahr einen Gewinn in Aussicht. Seit November hat sich der Kurs dennoch verdoppelt. Der Grund: Carnival erzielt gut 50 Prozent der Umsätze im Nordamerikageschäft. Die Impffortschritte in den USA und die Verbreitung von Tests befeuern die Fantasie. Bis zum Vor-Corona-Niveau hat die Aktie aber noch viel Luft nach oben.
Airlines holen auf
Eng mit der Tourismusbranche verknüpft ist der Luftfahrtsektor. In dieser Woche legte die Lufthansa wie erwartet katastrophale Zahlen für 2020 auf den Tisch. Aber das ist Vergangenheit: Läuft es gut, könnte die Airline eigenen Angaben zufolge bald ihre Kapazitäten wieder auf rund 70 Prozent des Vorkrisen-Niveaus hochfahren. Allerdings droht die Zahl der lukrativen Geschäftsreisenden künftig schwächer auszufallen, schwarze Zahlen werden dennoch für 2022 erwartet.
Der Aktie fehlen noch 25 Prozent bis zum Niveau von Mitte Februar 2020. Im Blick behalten sollten Anleger auch Aktien von MTU und Airbus. Der Flugzeughersteller hatte im Schlussquartal deutlich die Erwartungen betroffen und dürfte zugleich von den anhaltenden Problemen des Rivalen Boeing profitieren.
Billionenschwere Konjunkturprogramme in den USA lassen zudem einen Shopping-Boom in der weltweit größten Volkswirtschaft erwarten, von dem gleich mehrere Branchen profitieren. Kreditkartenanbieter wie Visa und Mastercard zählen ebenso zu den Gewinnern wie etwa das Finanzdienstleistungsunternehmen Square, das nun auch beim Bankgeschäft mitspielt. Der stationäre Handel dürfte ebenfalls durchstarten: Macy`s und Dillard's in den USA sind heiße Eisen, in Deutschland lohnt sich ein Blick auf Hugo Boss. Das Modeunternehmen hat sein Onlinegeschäft massiv ausgebaut und profitiert immer stärker von seiner Präsenz auf dem chinesischen Festland. Einzelhandel, Kreditkartenunternehmen, Airlines und Reiseunternehmen - für Schnäppchenjäger könnte die Ausgangslage aktuell nicht besser sein.
Benjamin Feingold betreibt das Börsenportal Feingold Research.
Dieser Beitrag stellt keinerlei Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von einzelnen Aktien, ETFs, Zertifikaten oder anderen Anlageprodukten dar. Für die Richtigkeit der Daten wird keine Haftung übernommen.
Quelle: ntv.de