Wirtschaft

Ab 2022 nur noch 3,7 Cent EEG-Umlage sinkt - Strom bleibt wohl teuer

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Mit der EEG-Umlage wird der meist teurere Ökostrom finanziert.

(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)

Strom wird derzeit zu hohen Preisen an der Börse gehandelt. Betreiber von Wind- und Solarparks können ihr im Vergleich teures Erzeugnis dadurch gewinnbringend verkaufen. Für Verbraucher hat das Vorteile: Die EEG-Umlage kann gesenkt werden. Unklar ist, ob der Preis dadurch wirklich sinkt.

Die Umlage zur Finanzierung des Ausbaus der erneuerbaren Energien sinkt 2022 deutlich. Ab dem kommenden Jahr beträgt die EEG-Umlage 3,723 Cent pro Kilowattstunde statt wie bisher 6,5 Cent, wie die vier Übertragungsnetzbetreiber mitteilten. Damit könnte der Strompreis sinken. Wichtigster Grund für die Senkung sind den Angaben zufolge der derzeit hohe Börsenstrompreis und der dadurch hohe EEG-Kontostand.

Betreiber von Ökostrom-Anlagen, die Strom in das Netz der öffentlichen Versorgung einspeisen, erhalten dafür eine festgelegte Vergütung. Die Übertragungsnetzbetreiber verkaufen den eingespeisten Strom dann an der Strombörse. Da die Preise an der Börse unter den gesetzlich festgelegten Vergütungssätzen liegen, wird den Netzbetreibern der Differenzbetrag erstattet. Steigt der Börsenpreis, sinkt also die Umlage.

Der Marktpreis für Börsenstrom lag den Betreibern zufolge Anfang Oktober rund 152 Prozent über dem Wert, der im vergangenen Jahr für 2021 angenommen wurde. Die Umlage nach dem Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) wird seit 2000 erhoben. Bei Einführung betrug die Umlage 0,19 Cent pro Kilowattstunde Strom - seitdem stieg sie in den allermeisten Jahren, zuletzt sank sie hingegen 2018 und 2019 leicht.

Ein neuer Anstieg konnte zuletzt nur durch den Bundeszuschuss vermieden werden. Der Bundeszuschuss beträgt 0,934 Cent und wird in diesem Jahr ausschließlich aus den Einnahmen aus der CO2-Bepreisung finanziert, wie die Betreiber mitteilten. Ohne den Zuschuss läge die EEG-Umlage also im kommenden Jahr bei knapp 4,7 Cent.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sprach sich dafür aus, die EEG-Umlage so schnell wie möglich komplett abzuschaffen - um Stromkunden zu entlasten. "Die gesunkene EEG-Umlage 2022 darf nicht als Einmaleffekt verpuffen", erklärte Altmaier in Berlin. Die Erneuerbaren Energien würden gegenüber fossilen Energieträgern immer wettbewerbsfähiger, so Altmaier.

"Gerade in Zeiten, in denen die Weltmarktpreise von Gas, Öl, Kohle steigen, ist die stark gesunkene EEG-Umlage eine gute und wichtige Nachricht für die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland wie auch für die Wirtschaft, vor allem den Mittelstand." Altmaier weiter: "Ich sage aber deutlich: Auf diesem Niveau dürfen wir mit der EEG-Umlage nicht stehenbleiben."

Effekt für Verbraucher könnte verpuffen

Die EEG-Umlage ist allerdings nur ein Bestandteil des Strompreises. In der Branche wird damit gerechnet, dass eine sinkende Umlage die Strompreise zwar insgesamt stabilisiert, die Stromkosten aber unterm Strich nicht sinken. Auf der anderen Seite nämlich sind etwa Beschaffungskosten, die die Energieversorger für Strom zahlen müssen, deutlich gestiegen. Wie die Bundesnetzagentur mitteilte, führt der starke Rückgang der EEG-Umlage für sich genommen zu einer deutlichen Entlastung der Letztverbraucher. Ein Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden werde unter Einbeziehung der Mehrwertsteuer um mehr als 100 Euro im Jahr entlastet.

Die Auswirkungen der steigenden Energiepreise würden somit durch den Rückgang der EEG-Umlage gedämpft. "Die gesunkene EEG-Umlage ist eine gute Nachricht", sagte Kerstin Andreae, Chefin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft. Das gelte insbesondere vor dem Hintergrund der stark steigenden Beschaffungskosten für Strom an den Großhandelsmärkten. "Die gesunkene EEG-Umlage darf jedoch nicht davon ablenken, dass die neue Bundesregierung als eine ihrer ersten Amtshandlungen die komplette Abschaffung der EEG-Umlage in der kommenden Legislaturperiode beschließen sollte. Das würde Stromkundinnen und Stromkunden und nicht zuletzt den Mittelstand dauerhaft entlasten."

Welche Auswirkungen die sinkende Umlage für die Strompreise habe, hänge von mehreren weiteren Faktoren ab. Neben der EEG-Umlage gebe es zahlreiche weitere Steuern, Abgaben und Umlagen. Hinzu kämen die Netzentgelte. Der Chef des Verbands kommunaler Unternehmen, Ingbert Liebing, sagte: "Die EEG-Umlage für 2022 sinkt. Das könnte eine sehr gute Nachricht für die Verbraucherinnen und Verbraucher sein - wenn sie aktuell nicht vor allem auch die Folge gestiegener Strompreise wäre und deshalb allein leider noch keine nachhaltige Entlastung der Stromkunden bedeutet."

Damit Strom in den kommenden Jahren günstiger werde, müsse die nächste Bundesregierung eine zügige Reform der Abgaben und Umlagen beschließen. Im ersten Schritt sollte die EEG-Umlage schnell und entschlossen durch weitere Zuschüsse gesenkt werden, und zwar auf null.

Quelle: ntv.de, jhe/AFP/dpa

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