Wirtschaft

"Unstrukturiert, verwirrend" Ex-VW-Boss Diess gibt Ampel-Koalition Mitschuld an Krise

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Lackierroboter arbeiten an einer Volkswagen-Produktionslinie in Wolfsburg.

Lackierroboter arbeiten an einer Volkswagen-Produktionslinie in Wolfsburg.

(Foto: REUTERS)

VW steckt in der Krise - wie die ganze deutsche Autoindustrie. Das liegt nach Ansicht von Ex-Konzernchef Diess auch an der Bundesregierung. Sie spiele eine unglückliche Rolle.

Der ehemalige Volkswagen-Chef Herbert Diess macht die E-Mobilitätspolitik der Bundesregierung mitverantwortlich für die Probleme des Konzerns. "Das Unternehmen leidet darunter, dass zu wenige E-Fahrzeuge verkauft werden. Das ist eine Herausforderung, weil im nächsten Jahr deutlich schärfere EU-CO2-Grenzen eingehalten werden müssen", sagte er dem "Stern".

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Die deutsche Politik spiele in dieser Transformation eine "unglückliche Rolle, weil sie viele Dinge offenlässt", so der Manager, der bis Sommer 2022 Vorstandsvorsitzender des Volkswagen-Konzerns war. "Den Käufer eines Autos hätte sie kaum mehr verunsichern können als mit der Fata Morgana von synthetischen Kraftstoffen. Da wurde der falsche Eindruck erweckt, man könnte Verbrennerautos und Tankstellennetze einfach CO2-neutral weiterbetreiben", so Diess.

Hinzu komme die Förderpolitik für neue E-Autos. Vergangene Woche hatte das Bundeskabinett eine steuerliche Förderung von Dienstwagen mit E-Antrieb auf den Weg gebracht, um den Absatz von Elektroautos anzukurbeln. Die Nachfrage nach E-Autos war nach dem Stopp der staatlichen Förderung eingebrochen. Die Bundesregierung hatte den sogenannten Umweltbonus im Dezember abrupt beendet. Grund waren Sparzwänge im Haushalt.

"Kurzfristig gedacht"

"Rein, raus, Förderung ja, Förderung nein. Der Aufbau von Ladenetzen ist jetzt praktisch zum Erliegen gekommen, obwohl im nächsten Jahr mit deutlich mehr Absatz bei den E-Autos zu rechnen ist", so Diess. "Wir mussten deshalb bei The Mobility House, einem Lade-Startup, etwa 30 Prozent unserer Mitarbeiter entlassen. Es ist schon sehr unstrukturiert, kurzfristig gedacht und verwirrend, was hier politisch vorgegeben wird.

Doch auch Volkswagen hat Diess zufolge Fehler gemacht. Die Marke VW sei im internen Konzernvergleich zu ertragsschwach, sagte er. VW müsse die Produktivität verbessern und die Effizienz steigern. Das betreffe besonders die deutschen Standorte. "Das sind Themen, die man lange vor sich hergeschoben hat", urteilte Diess.

Vor seiner Ablösung hatte auch Diess auf einen Sparkurs in den deutschen Konzernstandorten gedrängt und am Stammsitz Wolfsburg den Abbau von Arbeitsplätzen ins Gespräch gebracht. Anfang September hatte sein Nachfolger Blume die Diskussion über mögliche Werkschließungen in Deutschland und ein Ende der bis 2029 laufenden Beschäftigungsgarantie eröffnet.

Quelle: ntv.de, jga/dpa

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