"Bedroht Standort Deutschland" Fachkräftemangel trifft 87 Prozent aller Firmen
09.09.2022, 04:25 Uhr
Die Suche nach geeigneten Mitarbeitenden ist schwierig, sagen die Unternehmen.
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Rohstoffe, Energie, qualifizierte Arbeitskräfte - die drei größten Herausforderungen für Unternehmen in Deutschland. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter 1700 Unternehmen. Das Ifo-Institut hat darin außerdem ermittelt, welche konkreten Lösungen die Politik anbieten soll.
Die überwiegende Mehrheit der Unternehmen in Deutschland hat einer Umfrage zufolge mit dem Thema Fachkräftemangel zu kämpfen. In einer Umfrage des Münchner Ifo-Instituts im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen antworteten 87 Prozent der 1700 befragten Unternehmen, sie spürten die Auswirkungen des Problems. Mehr als ein Drittel der Befragten sieht darin demnach eine Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit. Mehr als die Hälfte fürchtet das steigende Risiko brechender Wertschöpfungsketten. 82 Prozent der Unternehmen bezeichneten den Aufwand zur Neubesetzung von Stellen als hoch oder sehr hoch.
"Der Mangel an qualifizierten und mittlerweile an Mitarbeitern überhaupt ist neben Rohstoff- und Energieknappheit die dritte Bedrohung für den Standort Deutschland", sagte Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen. Die Betriebe reagierten vor allem mit Anstrengungen für Weiterbildung ihres Personals sowie mit besserer Bezahlung und flexibleren Arbeitszeiten.
Von der Politik wünschen sich die Unternehmen ein Maßnahmenpaket, das besonders die Förderung von Ausbildungsberufen, etwa durch bessere Berufsbildung an Schulen umfassen soll (88 Prozent Zustimmung). Die Zuwanderung von Fachkräften sollte erleichtert und ihre Abschlüsse sollten einfacher anerkannt werden (74 Prozent Zustimmung). Zudem wünschten sich insbesondere viele der 1300 Familienunternehmen, die an der Befragung teilnahmen, dass ältere Menschen länger arbeiten können und nicht berufstätige Frauen Anreize erhalten, eine bezahlte Beschäftigung aufzunehmen.
Bund kündigt Lösungsansätze an
Die Bundesregierung hatte in dieser Woche nach einem Treffen mit Wirtschaft und Gewerkschaften in Berlin betont, im Kampf gegen den Fachkräftemangel auf Ausbildung, Weiterbildung und Einwanderung zu setzen. Das betonten Arbeitsminister Hubertus Heil, Wirtschaftsminister Robert Habeck und Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger.
"Als Teil der neuen Fachkräftestrategie wollen wir eine Ausbildungsgarantie schaffen und die Weiterbildung stärken", sagte der SPD-Politiker Heil. Er verwies auf geplante Instrumente wie ein Qualifizierungsgeld, mit dem die Bundesagentur für Arbeit die betriebliche Weiterbildung fördern soll. Noch in diesem Jahr soll zudem die geplante Modernisierung des Einwanderungsgesetzes auf den Weg gebracht werden, wie Heil sagte. "Das wird dann wahrscheinlich Anfang nächsten Jahres beschlossen werden."
Stark-Watzinger hob auf Erleichterungen bei der Anerkennung von Berufsabschlüssen ab. "Wir sind ein Einwanderungsland für Fachkräfte, und da geht es ganz besonders darum, die bürokratischen Hürden zu senken", sagte die FDP-Politikerin. Habeck nannte es aus wirtschaftspolitischer Sicht nicht akzeptabel, wenn es Blockaden im Zusammenspiel von Familie und Beruf gebe. "Wenn man sich privat entscheidet, sich mehr um seine Kinder zu kümmern als zu arbeiten, ist das völlig in Ordnung", sagte der Grünen-Politiker. "Wenn es politische oder in der Arbeitswelt bestehende Hürden gibt, die eine Beteiligung an der Arbeitswelt verhindern, dann ist das ökonomisch nicht richtig."
Quelle: ntv.de, tsi/dpa