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240.000 Stellen unbesetzt Heil will ausländische Fachkräfte mit Strategie locken

Neben dem Handel ist auch die Pflege besonders von zu wenig Nachwuchs betroffen.

Neben dem Handel ist auch die Pflege besonders von zu wenig Nachwuchs betroffen.

(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)

Schon jetzt kämpfen Unternehmen mit zu wenig Nachwuchs. In Zukunft wird dieser noch rarer werden. Mit einem neuen Konzept will Bundesarbeitsminister Heil gegensteuern, um Deutschland im internationalen Wettbewerb um Arbeitnehmer attraktiver zu machen.

Mit einem Mix aus der Stärkung der dualen Ausbildung und Weiterbildung sowie Erleichterungen bei der Einwanderung will die Regierung auf den Fachkräftemangel in Deutschland reagieren. Geplant seien etwa eine Ausbildungsgarantie sowie ein Qualifizierungsgeld und Bildungszeit für die Weiterbildung, erklärte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil anlässlich der Vorstellung der Fachkräftestrategie in Berlin. "Mit einem modernen Einwanderungsrecht sorgen wir außerdem dafür, dass mehr Fachkräfte aus dem Ausland zu uns kommen."

Heil sowie Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger präsentierten das Papier Vertretern von Unternehmen und Gewerkschaften beim Fachkräftegipfel in Berlin.

"Wir müssen Aus- und Weiterbildung attraktiver machen und wir müssen uns deutlich stärker für Einwanderung öffnen und gemeinsam dafür werben, dass Deutschland ein weltoffenes Land ist mit interessanten und hochwertigen Arbeitsplätzen", fasste Habeck zusammen.

Gründe für Fachkräftemangel: Digitalisierung, Demografie, Dekarbonisierung

Laut Strategiepapier geht die Bundesregierung davon aus, dass bis 2026 rund 240.000 Fachkräfte fehlen werden. Gründe dafür sind zum einen das Zusammenwirken der "drei großen D" - Digitalisierung, Demografie und Dekarbonisierung - sowie kurz- und mittelfristig die Folgen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs. Gemessen an der Erwerbstätigenzahl ist demnach der Handel besonders betroffen.

"Die berufliche Bildung legt neben der akademischen Bildung die Grundlage für die Sicherung des Fachkräftenachwuchses in Deutschland", heißt es in der Strategie. Die "gemeinsamen Anstrengungen" der Bundesregierung und der Sozialpartner sollen daher fortgesetzt werden, um die duale Berufsausbildung weiter zu stärken. Wegen des raschen Strukturwandels sei zudem Weiterbildung "notwendiger denn je".

Deutschland müsse zudem "ein Einwanderungsland sein, das auch im internationalen Wettbewerb um Fachkräfte attraktiv ist", heißt es weiter. Daher würden die Rahmenbedingungen der Einwanderung verbessert, "damit ausländische Fachkräfte und ihre Familien gern in Deutschland leben und arbeiten".

Kritiker: höheres Renteneintrittsalter und niedrigere Sprachanforderungen

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Der Chef des Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Steffen Kampeter, forderte insbesondere flexible Regeln bei der Arbeitszeit und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Auch müsse über das Renteneintrittsalter geredet werden. "Nur wenn wir die politischen Denkverbote über Bord werfen und einen umfassenden Ansatz zur Fachkräftesicherung erstellen, werden wir erfolgreich sein", sagte Kampeter der "Rheinischen Post" und dem "Handelsblatt".

Gewerkschaftsvertreter sprachen sich ebenfalls für Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus, beispielsweise durch die Einführung von Familienpflegezeit und -geld. "Im Gesundheits- und Altenpflegebereich lässt sich der Fachkräftemangel nur mit einer bedarfsgerechten Personalausstattung und einer flächendeckenden Tarifbindung beheben", erklärte der Verdi-Vorsitzende Frank Werneke.

Der Geschäftsführer des Digitalverbandes Bitkom, Bernhard Rohleder, betonte die Besonderheiten der IT-Branche. Hier sei der Fachkräftemängel besonders ausgeprägt und "mit in Deutschland ausgebildeten Fachkräften können wir diese Lücke nicht schließen". Rohleder forderte etwa, dass Sprachanforderungen für ausländische IT-Fachkräfte gestrichen werden sollten. Auch sollten "IT-Spezialistinnen und -Spezialisten ohne einschlägigen Hochschulabschluss ihre Kompetenz nicht von den in diesem Punkt ohnehin überforderten Behörden überprüfen lassen müssen".

Quelle: ntv.de, mac/AFP

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