Job-Erwartungen nicht erfüllt Stralsund schickt Werft in die Insolvenz
23.08.2024, 10:31 Uhr Artikel anhören
Die ehemalige Volkswerft Stralsund ging nach der Wende durch die Hände vieler Konzerne und Investoren, bevor das Gelände 2022 in einen maritimen Gewerbepark umgewandelt wurde.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Fosen-Werft war ein Hoffnungsträger für Stralsund nach der Pleite des Schiffbaukonzerns MV Werften. Das Unternehmen konnte die Erwartungen aber nicht erfüllen. Die Stadtverwaltung knipst der Werft nun das Licht aus - offenbar im wörtlichen Sinn.
Während das Land Niedersachsen und die Bundesregierung bekannt gaben, die finanziell angeschlagene Meyer-Werft in Papenburg mit Milliardeninvestitionen retten zu wollen, musste ein anderer - wenn auch deutlich kleinerer - deutscher Schiffbauer Insolvenz anmelden. Am selben Tag, als der Durchbruch bei der Rettung der Meyer-Werft öffentlich wurde, teilte die Stadt Stralsund in Mecklenburg-Vorpommern eine Entscheidung zur Zukunft der Fosen-Werft mit: Die Hansestadt hat den Pachtvertrag des Unternehmens für dessen Standort, die große Schiffbauhalle der ehemaligen Volkswerft Stralsund, vorzeitig gekündigt. Daraufhin meldete Fosen Insolvenz an. Das Amtsgericht Stralsund hat bereits einen Insolvenzverwalter eingesetzt.
Fosen war 2022 nach der Pleite der Unternehmensgruppe MV Werften als einer der ersten Pächter in dessen ehemaliges Werksareal eingezogen. Das Tochterunternehmen eines norwegischen Konzerns war ein zentraler Baustein für den Plan, das große Werftgelände zu einem maritimen Gewerbepark mit mehreren kleineren Unternehmen zu entwickeln. Fosen erfüllte die Erwartungen aus Sicht der Stadt Stralsund allerdings nicht. Statt der angekündigt 100 Arbeitsplätze entstanden bis zuletzt nur 45 Jobs und Fosen zahlte laut Gewerkschaftsangaben auch keine Tariflöhne.
Wie der NDR berichtet, soll Fosen außerdem bei Pachtzahlungen an die Stadt im Rückstand sein. "Fosen ist es trotz intensiver Bemühungen nicht gelungen, in dem erwarteten Umfang Schiff- und Stahlbauprojekte nach Stralsund zu holen oder die angestrebte Anzahl von Arbeitsplätzen zu schaffen", heißt es in der Mitteilung der Stadtverwaltung. "Vor diesem Hintergrund hat sich die Stadt dazu entschlossen, den Pachtvertrag vorzeitig zu kündigen."
Direkt nach der Kündigung soll die Stadtverwaltung dem Unternehmen den Strom abgestellt haben, berichtet der NDR weiter. Damit sei der Weiterbetrieb unmöglich geworden. Selbst fertiggestellte Aufträge für ein dänisches Unternehmen könnten nicht ausgeliefert werden. "So geht man nicht miteinander um", zitiert der Sender einen Fosen-Mitarbeiter.
Hintergrund der Stralsunder Entscheidung ist offenbar, dass es einen aus Sicht der Stadt besser geeigneten Nutzer für die große Schiffbauhalle gibt. Berichten zufolge gibt es bereits eine Vereinbarung mit der Reparatur-Werft Strela Shiprepair, die ebenfalls auf dem ehemaligen Volkswerft-Areal ansässig ist und sich gerne vergrößern möchte. Laut der Stadt Stralsund arbeiten derzeit insgesamt rund 20 Unternehmen an dem Standort.
Quelle: ntv.de, mbo