Wirtschaft

Trendwende absehbar? Inflation sinkt leicht auf 7,5 Prozent

304216202.jpg

Nahrungsmittel kosteten 14,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie die Wiesbadener Behörde mitteilte.

(Foto: picture alliance / SvenSimon)

Die Inflation in Deutschland liegt weiter deutlich über der Sieben-Prozent-Marke. Der Preisauftrieb verliert aber den zweiten Monat in Folge etwas an Tempo. Das Ifo-Institut geht davon aus, dass der Hochpunkt der Inflation voraussichtlich erreicht sein dürfte.​

Nach der Einführung von Tankrabatt und 9-Euro-Ticket hat sich die Inflationsdynamik in Deutschland den zweiten Monat in Folge etwas abgeschwächt. Die Verbraucherpreise stiegen im Juli nach einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamtes gegenüber dem Vorjahresmonat um 7,5 Prozent. Im Juni lag die Jahresteuerungsrate noch bei 7,6 Prozent und im Mai bei 7,9 Prozent.

Das Ifo-Institut geht auf Basis einer Unternehmensumfrage davon aus, dass der Hochpunkt der Inflation voraussichtlich erreicht sein dürfte. "Die Preise dürften zwar weiter steigen, allerdings wird sich das Tempo verlangsamen", erklärte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. "Die Preiserwartungen der Unternehmen schlagen sich in der Regel mit ein paar Monaten Verzögerung in den Verbraucherpreisen nieder", führte er aus. Es sei daher davon auszugehen, dass die Inflation ihren Hochpunkt erreicht habe und "im Verlauf der zweiten Jahreshälfte allmählich zurückgehen" werde.

LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch ist sich da nicht so sicher: "Ich würde noch nicht so weit gehen, dass wir den Hochpunkt erreicht haben." Es sei beispielsweise noch völlig unklar, wie sich die Energiekosten für die Verbraucher entwickelten. Im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg sind die Preise für Energie, Rohstoffe und Nahrungsmittel teils kräftig gestiegen.

Im Juli verteuerte sich Energie um 35,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Nahrungsmittel kosteten 14,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie die Wiesbadener Behörde mitteilte. Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern, weil sich diese für einen Euro weniger leisten können. Das birgt sozialen Sprengstoff. Hohe Inflationsraten treffen Studien zufolge einkommensschwache Haushalte überdurchschnittlich stark.

Die Bundesregierung versucht, die Menschen unter anderem mit dem Anfang Juni eingeführten Tankrabatt und dem 9-Euro-Ticket zu entlasten. Zudem müssen Stromkunden seit 1. Juli die Förderung des Ökostroms nicht mehr über die Stromrechnung zahlen. Weitere Entlastungsmaßnahmen werden derzeit diskutiert. Gegenüber dem Vormonat stiegen die Verbraucherpreise im Juli den vorläufigen Daten zufolge um 0,9 Prozent. Auf einen nachhaltigen Rückgang der Teuerung können die Menschen nach Einschätzung von Ökonomen vorerst nicht hoffen, auch weil 9-Euro-Ticket und Tankrabatt bis Ende August befristet sind.

"In den nächsten Monaten dürfte die Inflationsrate weiter hoch bleiben. Im September könnte sie sogar wieder ansteigen, weil dann die temporären Entlastungsmaßnahmen entfallen", schrieb die Deutsche Bundesbank in ihrem jüngst veröffentlichten Monatsbericht. Inflationsraten auf dem derzeitigen Niveau gab es im wiedervereinigten Deutschland noch nie. In den alten Bundesländern gab es ähnlich hohe Werte im Winter 1973/1974. Damals waren die Ölpreise infolge der ersten Ölkrise stark gestiegen.

Quelle: ntv.de, jki/dpa

ntv.de Dienste
Software
Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen