Weiter hohe Energiepreise Inflationsrate steigt wieder auf 5,1 Prozent
01.03.2022, 14:46 Uhr
Haushaltsenergie und Sprit verteuerten sich im Februar innerhalb eines Jahres um 22,5 Prozent.
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Hohe Energiepreise lassen die Inflationsrate in Deutschland wieder über die Fünf-Prozent-Marke klettern. Der Krieg in der Ukraine könnte Experten zufolge dafür sorgen, dass auch in Hinsicht auf das Gesamtjahr 2022 eine Fünf vor dem Komma der Inflationsrate wahrscheinlich wird.
Die Inflation in Deutschland hat im Februar wieder die Marke von fünf Prozent überschritten. Die Verbraucherpreise stiegen auf Jahressicht angeheizt von hohen Energiepreisen um 5,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden in einer ersten Schätzung mitteilte. Im Januar 2022 hatte die jährliche Teuerungsrate bei 4,9 und im Dezember 2021 bei 5,3 Prozent gelegen. Zum Vormonat stiegen die Verbraucherpreise im Februar um 0,9 Prozent.
Haushaltsenergie und Sprit verteuerten sich im Februar innerhalb eines Jahres um 22,5 Prozent. Der Krieg in der Ukraine, der an den Rohstoffmärkten unmittelbar für Preissprünge bei Rohöl und Erdgas sorgte, könnte die Energiepreise und damit die Inflation insgesamt weiter anheizen. "Eine Fünf vor dem Komma der Inflationsrate im Gesamtjahr 2022 wird gerade wahrscheinlicher als eine Drei", prognostizierte jüngst der Konjunkturexperte des Münchener Ifo-Instituts, Timo Wollmershäuser. Eine höhere Inflation schwächt die Kaufkraft von Verbrauchern, weil sie sich für einen Euro dann weniger kaufen können als zuvor.
Die Energiepreise seien bereits vor dem russischen Einmarsch in der Ukraine aus Sorge vor einer Eskalation des Konflikts gestiegen, erläuterte Sebastian Dullien vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung. Nach Angaben des Automobilclubs ADAC war der Besuch an der Tankstelle Ende Februar so teuer wie nie zuvor. Für einen Liter Super E10 mussten Autofahrer demnach am Montag 1,816 Euro bezahlen. Ein Liter Diesel kostete im Tagesdurchschnitt 1,737 Euro. Seit Beginn des russischen Angriffs am vergangenen Donnerstag sind es sechs bis sieben Cent mehr.
Experten schließen weiteren Anstieg nicht aus
"Durch den russischen Überfall auf die Ukraine hat sich die Hoffnung auf einen deutlichen Rückgang der Inflation im Jahresverlauf weiter verschlechtert", sagte ZEW-Experte Friedrich Heinemann. "Der durch den Krieg ausgelöste Preisschub für Energie, Rohstoffe und Getreide wird die ohnehin immer noch hohe Preisdynamik weiter anheizen." Verbraucher bekommen steigende Rohstoffpreise nicht nur beim Tanken oder Heizen zu spüren, sondern zunehmend auch bei anderen Produkten, weil Hersteller höhere Einkaufspreise in der Regel ganz oder teilweise weitergeben.
Der Einzelhandel hält höhere Preise an den Ladenkassen daher für möglich. Ein beschleunigter Anstieg der Energiepreise "würde die Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette über Landwirtschaft, produzierendes Gewerbe bis hin zum Handel treffen und letztlich auch auf höhere Verbraucherpreise durchschlagen", teilte der Handelsverband Deutschland mit.
Hinzu kommen anhaltender Materialmangel und Lieferengpässe. "Das Angebot kann in vielen Bereichen mit der Nachfrage nicht Schritt halten, die knappen Güter werden also teurer", erläuterte Jörg Zeuner, Chefvolkswirt des Fondsanbieters Union Investment. Im März und April seien auch Teuerungsraten in Richtung sechs Prozent denkbar. Nach Einschätzung von Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer dürfte die Inflationsrate in Europas größter Volkswirtschaft im März die Marke von 5,5 Prozent klar überspringen, sollten die wegen des Ukraine-Kriegs gestiegenen Energiepreise auf dem gegenwärtigen Niveau bleiben.
Quelle: ntv.de, mpe/dpa