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Nach Boom Einbruch erwartet Jedes fünfte neue Auto in EU hat E-Antrieb

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Die Zahl der deutschen PKW-Neuzulassungen mit E-Antrieb stieg um mehr als 170 Prozent.

Die Zahl der deutschen PKW-Neuzulassungen mit E-Antrieb stieg um mehr als 170 Prozent.

(Foto: picture alliance/dpa)

Im August war jedes dritte neu zugelassene Auto ein Fahrzeug mit E-Antrieb. Für das große Plus auf Jahressicht sorgen stabile Lieferketten und Kaufanreize. Weil diese hierzulande aber enden, rechnen Experten mit einem deutlichen Absatzrückgang in den kommenden Monaten.

In Europa ist im August erstmals gut jeder fünfte neuzugelassene PKW eine E-Auto gewesen. Treiber der Entwicklung war dabei Deutschland, wie aus Zahlen des Herstellerverbandes ACEA hervorgeht. Im Vergleich zum August des Vorjahres stiegen die Zulassungen von E-Autos hierzulande um rund 171 Prozent - damit hatte knapp jedes dritte neue Fahrzeug auf den Straßen einen Elektroantrieb. Allerdings ging hier der Großteil der Neuzulassungen auf gewerbliche Nutzer zurück. Insgesamt wurden in der EU im vergangenen Monat 787.626 neue Fahrzeuge verkauft. Damit wuchsen die Neuzulassungen auf Jahressicht den 13. Monat in Folge. Das Plus belief sich auf 21 Prozent.

Die Neuzulassungen in der EU, der Freihandelszone EFTA und Großbritannien stiegen um 20,7 Prozent auf 904.509 PKW. Seit Jahresbeginn belief sich das Plus auf knapp 18 Prozent. Die meisten Märkte verzeichneten im August ein solides Wachstum, darunter die vier größten: Frankreich legte um 24,3 Prozent zu, Deutschland sogar um 37,3 Prozent, in Spanien lag der Absatzanstieg bei 7,8 Prozent und Italien verzeichnete ein Plus von 11,9 Prozent. In Großbritannien lag das Plus bei 24,4 Prozent.

Alle deutschen Premiumhersteller konnten die Verkäufe steigern. Besonders deutlich war das Plus bei den Marken BMW (20,4 Prozent), Audi (23,6 Prozent) und Porsche (36,4 Prozent). Die Marke Volkswagen wies im August ein Plus von 8,7 Prozent aus, die Marke Mercedes legte um 4,0 Prozent zu.

"Nach wie vor gibt es allerdings eine große Lücke zum Vorkrisenniveau: Im Vergleich zu August 2019 ergibt sich ein EU-weites Minus von 17 Prozent", teilte die Beratungsfirma EY mit. Dennoch zeigten die Zahlen im sonst eher schwächeren Monat August, dass sich der EU-Markt von der Materialknappheit im vergangenen Jahr erhole, erklärte ACEA.

BDEW-Studie: E-Mobilität im Alltag angekommen

Beliebtester Antrieb war im vergangenen Monat jedoch einmal mehr der Benzinmotor, auch wenn der Anteil bei den Neuzulassungen in der EU von knapp 39 Prozent im Vorjahr auf nun knapp 33 Prozent sank. Am zweithäufigsten fiel die Wahl der Käufer im August auf Hybridfahrzeuge, die 24 Prozent Marktanteil verzeichneten.

Zum zweiten Mal nach Juni dieses Jahres lagen die Autos mit reinem Elektroantrieb vor den Diesel-PKW auf Platz drei des Rankings: 21 Prozent Marktanteil stehen bei den E-Autos zu Buche (165.165 verkaufte Exemplare), während es bei den Dieselfahrzeugen noch 12,5 Prozent waren. Plug-in-Hybride kamen auf einen Anteil von 7,4 Prozent.

"Elektromobilität ist im Alltag vieler Menschen angekommen", erklärte Kerstin Andreae, Vorsitzende der Geschäftsführung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), bei der Veröffentlichung einer Studie zum Thema Elektromobilität aus Nutzersicht in Berlin. E-Fahrzeuge seien nicht nur etwas für "Technik-Enthusiasten", sondern mittlerweile "absolut alltagstauglich. Die Studie des BDEW zeige, dass der Blick der E-Autofahrer in Deutschland auf das Laden weiterhin positiv ist, obwohl die Gruppe der Nutzenden zunehmend breiter werde. Die Branche sei auf einem guten Weg, der Ausbau der Ladeinfrastruktur laufe auf Hochtouren.

Experte: Das böse Erwachen droht

Der BDEW forderte die Politik auf, sich "ganz klar zu dem 15 Millionen- E-Auto-Ziel bis 2030" zu bekennen. "Mit den aktuellen Rahmenbedingungen werden wir nur auf acht bis zehn Millionen E-Pkw bis 2030 kommen", erklärte Andreae und forderte: "E-Autos müssen im Vergleich zu Verbrennern günstiger werden".

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Constantin Gall von EY sieht derweil ein Ende des europaweiten Elektro-Booms. Zum einen werde Deutschland als Wachstumstreiber ausfallen, weil gewerbliche E-Auto-Käufe seit diesem Monat nicht mehr subventioniert werden. "Zum anderen sehen wir auch in einigen anderen Ländern erste Zeichen einer nachlassenden Dynamik", fügte Gall hinzu. Im August seien noch 75 Prozent aller Neuzulassungen von E-Autos in Deutschland im gewerblichen Bereich angemeldet worden. Hier rechnet Gall mit einem starken Rückgang in den kommenden Monaten.

Privatzulassungen dürften nach Ansicht Galls bis Jahresende weiter zunehmen, dann allerdings würden auch die Subventionen von Privatkäufern weiter reduziert. "Auf den aktuellen Boom wird daher auf dem deutschen Markt voraussichtlich spätestens im kommenden Jahr ein böses Erwachen folgen", erklärte Gall.

Quelle: ntv.de, jwu/AFP/DJ

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