Wirtschaft

Coronavirus lähmt Branche Lufthansa streicht mehr als 7000 Flüge

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Lufthansa streicht allein in Frankfurt mehr als 3700 Flüge.

(Foto: imago images/Rüdiger Wölk)

Die Coronaepidemie in Teilen der Welt und erste massive Reisebeschränkungen schlagen zunehmen auf die Fluggesellschaften durch. Deutschlands Branchenprimus Lufthansa dünnt nun den Winterflugplan deutlich aus. Für eine britische Airline kommt inzwischen jede Hilfe zu spät.

Deutschlands größte Fluggsesellschaft zückt angesichts der Corona-Epidemie den Rotstift - und der ist ziemlich dick. Allein bis Ende des Monats streicht die Lufthansa wegen der einbrechenden Nachfrage rund 7100 Flüge gestrichen. Das Streichen von ganzen Strecken und geringere Frequenzen entspreche rechnerisch einer Kapazität von 150 Flugzeugen bei der Gruppe einschließlich ihrer Töchter Swiss, Austrian, Brussels und Eurowings, teilte der Dax-Konzern mit. Damit sind die Sitzplatzkontingente von 125 Kurz- und Mittelstrecken sowie 25 Langstreckenflugzeugen der insgesamt 770 Maschinen großen Flotte des Konzerns aus dem Flugplan genommen.

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Schwerpunkte der Stornierungen sind Flüge im Inland sowie im stark vom Coronavirus betroffenen Norditalien. Aber auch viele andere Strecken in Europa, insgesamt bis zu 25 Prozent aller Verbindungen, sind betroffen. Neu hinzu gekommen ist die Absage von Flügen nach Tel Aviv und Eilat in Israel ab Sonntag, weil das Land ein Einreiseverbot für Reisende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz verhängte. Israel werde bis zum Ende des Winterflugplans 28. März nicht mehr angeflogen.

Belastungen noch nicht absehbar

Flüge nach Festland-China bleiben bis zum 24. April ausgesetzt. Hongkong und Seoul werden zugleich seltener angeflogen. Die zu erwartende Ergebnisbelastung sei weiterhin noch nicht abschätzbar, teilte die Lufthansa mit Verweis auf die Veröffentlichung der Bilanz am 19. März mit.

Von den abgesagten Flügen entfallen 3750 auf das Drehkreuzen Frankfurt und 3350 auf München. Die Lufthansa betonte, dass alle europäischen Ziele aber weiterhin erreichbar bleiben sollen, so dass den Kunden in den meisten Fällen eine geeignete Alternative angeboten werden könne.

Die Ausbreitung des Coronavirus hatte zuvor bereits die angeschlagene britischen Fluggesellschaft Flybe in die Knie gezwungen. Die Regionalfluglinie erklärte, sie habe den durch die Pandemie verursachten Rückgang der Reisenachfrage nicht länger verkraften können. "Alle Flüge bleiben am Boden, und das Geschäft ist mit sofortiger Wirkung eingestellt", erklärte Flybe.

Iata: Einbußen bis 113 Milliarden Dollar möglich

Derzeit leiden Fluggesellschaften unter der mangelnden Reisefreudigkeit infolge der Ausbreitung des Coronavirus. Neben der Lufthansa kündigten auch British Airways, Easyjet und United Airlines Kostensenkungen an.

Der Branchenverband Iata geht inzwischen davon aus, dass die Fluggesellschaften in diesem Jahr im Passagiergeschäft zwischen 63 Milliarden und 113 Milliarden Dollar an Umsatz verlieren. Im schlimmsten Fall entspreche dies gut einem Fünftel des Gesamtvolumens - und sei in der Dimension mit der Finanzkrise 2008/2009 vergleichbar. Die Auswirkungen auf das Frachtgeschäft seien noch nicht abzuschätzen. Allerdings würden einem starken Nachfrage-Einbruch den Annahmen zufolge eine schnelle Erholung folgen.

Im etwas vorsichtigeren Szenario entfielen dabei auf den deutschen Markt 2,9 Milliarden Dollar (etwa 2,6 Milliarden Euro) bei einem Passagierrückgang um zehn Prozent. Die heftigsten Einbußen erwarten die Experten in China, Italien und dem Iran. Iata-Chef Alexandre de Juniac appellierte an die Regierungen, die Fluggesellschaften zu stützen.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa

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