Der neue Chic mit Strick Modetrend kickt Wollpreise in Rekordhöhe
18.01.2018, 17:31 Uhr
Der Primeknit-Winterschuh von Adidas.
(Foto: Screenshot/ Adidas)
Wolle feiert ein riesiges Comeback: Schlabberlook war gestern. Haar vom Schaf ist chic. Der Preis steigt. Produktneuheiten wie Strickschuhe geben dem Rohstoff den Extra-Kick. Millennials fliegen auf geklöppelte Sneakers von Adidas und Nike.
Wolle kratzt, lässt sich nicht gut waschen und wird von Omas gestrickt? Wer das glaubt, ist von gestern. Wolle erlebt eine einzigartige Renaissance, die auch dramatisch auf den Preis durchschlägt. Ein Kilo Wolle kostet 30 Prozent mehr als vor einem Jahr. Der Preis nimmt zügig Kurs auf die 16-Dollar-Marke.
Grund ist eine Revolution in der Modewelt: Gehörte Wolle vor noch nicht allzu langer Zeit in die Kategorie Schlabber- oder Hippielook, gilt sie heute als chic. Der Naturrohstoff taugt inzwischen sogar für das Business- oder Glamouroutfit.
Einen richtigen Hype erlebt Gestricktes seit ein paar Jahren in der Freizeitmode. Adidas, Puma und Nike entdeckten Wolle für ihre Sportkollektionen - selbst vor Schuhen macht die Produktrevolution der Sportriesen nicht halt. Adidas' Ultraboosts oder Samba Primeknits sowie Nikes Lunar Epic Flyknit läuten eine neue Ära ein, die sogar auf dem Fußballplatz Einzug gehalten hat.
Die Stricktechnologie erhöht nicht nur die Passform, was beim Verbraucher gut ankommt. Sie punktet auch in Sachen Umweltschutz. Die wachsende Kaufkraft der chinesischen Verbraucher macht dem Preis zusätzlich Beine. Da der Hype auf eine schrumpfende Produktion trifft, prognostiziert der größte Produzentenverband der Welt noch weitere Preissprünge.
Nachfrage übertrifft Angebot
Australische Schafzüchter halten einen weltweiten Marktanteil bei Wolle von 90 Prozent. Gleichzeitig produzieren sie nur noch halb so viel wie vor 20 Jahren. Die Australian Wool Innovation (AWI), die 24.000 Wollproduzenten vertritt, nennt es den "Perfekten Sturm". Denn "einen einfachen Weg, ein substanzielles Wachstum auf dem Wollmarkt zu erzielen, gibt es nicht", wie AWI-Chef Stuart McCullough "Bloomberg" sagt.
Der Wollverband erwartet, dass die Produktion von 2017 auf 2018 lediglich um vier Prozent auf 446.000 Tonnen steigt. Der Rohstoff wird laut AWI auch deshalb knapp bleiben, weil die Nachfrage weiter steigen dürfte. Die Sportkonzerne haben erkannt, dass die Generation Y natürliche Fasern den synthetischen vorzieht - und auch wissen will, woher die Rohstoffe kommen.
Die Millennials, wie diese Bevölkerungsgruppe, die ungefähr im Zeitraum 1980 bis 2000 geboren ist, auch genannt wird, sind laut Marktforschern deutlich kritischer und verantwortungsbewusster bei ihren Kaufentscheidungen als ältere Käufergruppen. Sie haben nicht nur ein Faible für Freizeitkleidung, sie hängen auch den Faktor Nachhaltigkeit sehr hoch. Gut verdient hat mit gezielten Produkten für diese Gruppe zum Beispiel das deutsche Modelabel Naketano, das kürzlich unerklärlicherweise sein Aus verkündet hat.
Hinzu kommt der riesige chinesische Markt, wo die Menschen inzwischen wohlhabend genug seien, um sich auch so etwas Feines wie Wolle zu kaufen, sagt der AWI-Chef. Insgesamt 78 Prozent des Exports liefert Australien an die Volksrepublik China - nicht an die Exportindustrie, sondern an Produzenten für den heimischen Markt.
Zweitgrößter Käufer ist Italien. Auffälligen Nachholbedarf beim Wollverbrauch haben die USA. Während in China, Kanada und Europa laut "Bloomberg" ein Kilo Wolle pro Kopf und Jahr verstrickt werden, sind es in den USA lediglich 300 Gramm.
Das soll sich dieses Jahr ändern. Die Australian Wool Innovation plant jetzt eine große Fernsehkampagne für die Generation Y in den USA. Bei der Volkszählung vor vier Jahren waren das immerhin 83 Millionen Menschen in dieser Altergruppe - das ist ein Viertel der US-Bevölkerung.
Quelle: ntv.de