Für Verbraucher "nur gut" Monopolkommission für Viessmann-Deal zuversichtlich
27.04.2023, 05:22 Uhr Artikel anhören
Die Monopolkommission sieht keinen Grund, warum die Fusion scheitern sollte.
(Foto: REUTERS)
Bis Ende des Jahres will Viessmann seine Klimatechnik-Sparte an den US-Konzern Carrier Global übertragen haben. Vorher müssen allerdings die Kartellbehörden das Vorhaben absegnen. Der Chef der Monopolkommission sieht wenig, was dagegen sprechen könnte.
Die Monopolkommission erwartet grünes Licht für die Übernahme der Klimatechnik-Sparte des Heizungsherstellers Viessmann durch den US-Konzern Carrier Global. "Die Prüfung dieser Fusion durch die Kartellbehörden wird zeigen, ob damit Wettbewerbsprobleme verbunden sind. Es spricht nicht viel dafür", sagte der Vorsitzende des unabhängigen Beratungsgremiums, Jürgen Kühling, der "Rheinischen Post".
"Mit dem sprunghaften Anstieg der Wärmepumpen-Nachfrage in Deutschland aufgrund des geplanten Verbots von Gas- und Ölheizungen kommen auf die Hersteller offensichtlich rosige Zeiten zu. Dies ruft natürlich auch ausländische Anbieter auf den Plan, was für die Verbraucherinnen und Verbraucher nur gut sein kann", so Kühling weiter.
Die deutschen Hersteller seien im internationalen Vergleich "eher klein und bisher vergleichsweise abgeschottet, weil die deutschen Handwerker über Fachschulungen und Kundendienstbeziehungen eng an Hersteller wie Viessmann oder Bosch gebunden sind", sagte Kühling. Perspektivisch werde sich das ändern, wenn die großen Hersteller aus Japan, Südkorea oder China ihr Angebot in Europa ausweiten. "Größere Produktionszahlen ermöglichen die Nutzung von Skalenerträgen, was wiederum die Herstellerpreise senken dürfte."
Habeck hält Intervention für unwahrscheinlich
Viessmann hatte am Dienstagabend mitgeteilt, seine Klimatechnik-Sparte, zu der auch das Wärmepumpen-Geschäft gehört, für zwölf Milliarden Euro an den Klimaanlagenhersteller Carrier Global zu verkaufen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck kündigte eine Prüfung der Übernahme an. Er deutete aber an, dass er die Notwendigkeit eines staatlichen Eingreifens im Fall Viessmann für unwahrscheinlich halte.
Die Übernahme der Klimatechnik-Sparte des hessischen Heizungsbauers durch den US-Konzern hat die Debatte über das Heizungsgesetz der Ampelregierung weiter angefacht. Unions- und auch FDP-Politiker warfen Habeck vor, mit den strengen Vorgaben für neue Heizungen die Hersteller zu überfordern.
Das Unternehmen selbst bezeichnete den Schritt als notwendig, um weiter gegen weltweite Konkurrenten bestehen zu können. Es handele sich um eine Investition in einen Strukturwandel, sagte Viessmann-Geschäftsführer Max Viessmann im Hessischen Rundfunk. "Wir formieren einen globalen Klimalösungschampion, bei dem unsere 10.500 Mitarbeiter eine Langfristperspektive bekommen, die wir in dieser Form eigenständig nicht hätten geben können", sagte er RTL.
Durch den bevorstehenden Boom in der Sparte Wärmepumpen müsse Viessmann seine "über 100-jährige industrielle Vergangenheit in wenigen Monaten und Wochen umbauen." Asiatische und amerikanische Unternehmen hätten Vorteile, da dort der Markt "vor allem dominiert ist durch Klimagerätehersteller". Wesentliche Bauteile von Klimageräten sind denen von Wärmepumpen sehr ähnlich.
Quelle: ntv.de, ino/AFP