Wirtschaft

Jeder Zweite weg Musk feuert Twitter-Mitarbeiter per E-Mail

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Der neue Chef Elon Musk macht Ernst und nimmt einen Kahlschlag bei Twitter vor. Erste Mitarbeiter verlieren bereits ihre IT-Zugänge, darunter eine hochschwangere Mutter. Eine Gruppe von Ex-Angestellten wehrt sich und reicht eine Sammelklage ein.

Bei Twitter hat der Stellenabbau nach der Übernahme durch Tech-Milliardär Elon Musk begonnen. Entlassene Mitarbeiter erhielten wie angekündigt E-Mails mit der Nachricht, dass es ihr letzter Arbeitstag bei dem Unternehmen sei, wie der Finanzdienst Bloomberg meldete. Bei Twitter mehrten sich Tweets bisheriger Beschäftigter, die von ihrer Kündigung berichteten. Von den Kündigungen sind "rund 50 Prozent" der etwa 7500 Angestellten der Online-Plattform betroffen, wie es in einer E-Mail von Twitter an Mitarbeiter heißt, die am Freitag der Nachrichtenagentur AFP vorlag. Offizielle Angaben dazu gab es nicht - und muss es auch nicht mehr geben, seit Musk am Donnerstag vergangener Woche die Übernahme abschloss.

Der Social-Media-Konzern hatte angekündigt, die Belegschaft bis Freitag, 17 Uhr mitteleuropäischer Zeit per E-Mail zu informieren, wer gehen müsse und wer bleiben dürfe. "In dem Bemühen, Twitter auf einen gesunden Weg zu bringen, werden wir den schwierigen Prozess eines Abbaus der weltweiten Belegschaft gehen", heißt es in der E-Mail, die Reuters vorliegt. US-Medien berichtete, etwa die Hälfte der 7500 Beschäftigten sollte den Job verlieren.

Einige Mitarbeiter schrieben schon vor 17 Uhr auf ihren Twitter-Accounts, ihre Zugänge zur IT seien schon blockiert - ein Zeichen, dass sie wohl ihren Job verlieren werden. "Sieht so aus, als wäre ich arbeitslos. Ich bin gerade aus meinem dienstlichen Laptop ausgeloggt worden und von [dem Kurznachrichtendienst] Slack entfernt", schrieb ein Nutzer, der sich als ehemaliger leitender Community Manager bei Twitter beschreibt.

Auch eine hochschwangere Twitter-Mitarbeiterin sagte, wenige Stunden nach der Ankündigung sei der Zugang zu ihrem Arbeitslaptop deaktiviert worden. Die Frau, die im achten Monat schwanger ist und bereits ein neun Monate altes Kind hat, teilte ein Bild von sich auf Twitter: "Der letzte Donnerstag im SF [San Francisco] Büro war wirklich der letzte Tag, an dem Twitter noch Twitter war", schrieb sie dazu.

Büros vorübergehend geschlossen

Die Angestellten sollten am Freitag gar nicht erst im Büro erscheinen."Wenn Sie im Büro sind oder auf dem Weg dorthin, gehen Sie bitte wieder nach Hause", hieß es in der E-Mail. Wer bleiben darf, werde über seine dienstliche E-Mail-Adresse informiert. Wer gehen muss, erhalte Anweisungen über die nächsten Schritte über seine private E-Mail-Adresse. Bis dahin blieben die Büros geschlossen, alle Zugangskarten würden deaktiviert, "um die Sicherheit aller Mitarbeiter, der Twitter-Systeme und der Kundendaten zu gewährleisten", wie es hieß.

Eine Gruppe von fünf bereits gefeuerten Angestellten wehrt sich: Sie reichte eine Sammelklage gegen Twitter ein. Das Unternehmen habe ihnen nicht wie nach kalifornischem und US-Recht vorgeschrieben 60 Tage vor der Entlassung gekündigt. Die Fünf berufen sich auf den Worker Adjustment and Retraining Notification (Warn) Act, der zur rechtzeitigen Kündigung bei Massenentlassungen oder Betriebsschließungen verpflichtet.

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Völlig überraschend kommt die Ankündigung für die Twitter-Angestellten nicht. Musk hatte Twitter Ende Oktober nach monatelangem Ringen für 44 Milliarden Dollar (rund 44 Milliarden Euro) übernommen und umgehend den Chef des Kurzbotschaftendienstes, Parag Agrawal, sowie weitere wichtige Manager entlassen. Kurz vor der Übernahme zitierte die "Washington Post" Musk bereits mit der Aussage, er wolle die Zahl der Beschäftigten auf 2000 senken.

Zweimal wurde im Laufe der Woche zu Versammlungen für alle Mitarbeiter eingeladen, nur um sie Stunden später wieder abzusagen. Mitarbeiter sagten Reuters, sie müssten sich ihre Informationen selbst aus den Medien, aus anonymen Internetforen und privaten Chatgruppen zusammensuchen.

Quelle: ntv.de, mdi/AFP/rts

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