Wirtschaft

Neuralink soll Kranke heilenMusk will fertigen Gehirn-Chip vorstellen

28.08.2020, 18:48 Uhr
Unbenannt
Mit diesem Roboter will Neuralink Elektroden in das menschliche Gehirn implantieren. (Foto: youtube/neuralink)

Elon Musk möchte die Welt verändern. Nachdem er bereits Straßen und das Weltall erobert hat, folgt jetzt das menschliche Gehirn: Mit eingepflanzten Elektroden will er Kranken helfen. Das Verschmelzen von Hirn und Computer soll laut dem Tesla-Chef etliche Vorteile haben.

Elon Musk ist für seine großen Visionen bekannt. Auch seine neueste Sensation in Sachen Technik will er der Welt nicht mehr länger vorenthalten. Auf Twitter kündigt der Tesla-Chef die Vorstellung eines spektakulären Geräts an: Das sogenannte Neuralink, einen Chip, der in das menschliche Gehirn eingepflanzt werden soll. Das Hirn-Computer-Interface soll eine ganze Reihe von Krankheiten bekämpfen - und schon bald am Menschen getestet werden.

Seit drei Jahren forscht das Startup Neuralink an der Verbindung zwischen Computer und menschlicher Gehirne. Im vergangenen Jahr hat Musks Unternehmen bereits einige Einblicke in die Technologie gewährt. Bis zu 1000 hauchdünne, fadenartige Elektroden werden durch einen nähmaschinenartigen Roboter in das Gehirn eingepflanzt. Diese können dann über ein Bluetooth-Gerät am Ohr des Patienten Signale erkennen und versenden. In dem kurzen Video auf Twitter verspricht Musk am Samstag sogar eine Live-Vorführung, die zeigt, wie das Hirn-Computer-Interface funktioniert.

Getestet wurde das nun offenbar funktionierende Gerät bereits an Ratten und einem Affen, der mit seinem Hirn einen Computer steuern konnte. Gleichzeitig verspricht Neuralink nicht weniger von ihrer Kreation als eine ganze Reihe von Krankheiten zu bekämpfen. Die Liste ist lang: Depressionen lindern, bei Zwangsstörungen helfen und Hirnverletzungen behandeln. Das Potenzial soll "transformierend" für diese Welt sein. Auch die Fähigkeit zu hören, sehen oder sprechen soll wiederhergestellt werden.

Musik direkt ins Gehirn streamen

Ein Twitter-Nutzer fragte Musk im Juli ob Neuralink auch zur Bekämpfung von Sucht und Depressionen eingesetzt werden könne. "Auf jeden Fall", soll Musk laut dem US-Wirtschaftsportal "Economic Times" geantwortet haben. "Das ist großartig und gleichzeitig erschreckend." Neurowissenschaftler in den USA seien sich jedoch einig, dass das Platzieren von Elektroden im Gehirn dazu beitragen könnte, diese Zustände tatsächlich zu lindern.

Auch andere schwere Erkrankungen soll das Hirn-Implantat mildern können, behauptet der Milliardär. Auf die Frage eines anderen Twitter-Nutzers, ob Neuralink auch behinderten Menschen mit Verletzungen, Autismus oder ALS helfen könnte, versicherte Musk, es hätte das Potenzial dazu. Kurios sind dagegen die Behauptungen des Tesla-Chefs, dass sich damit zukünftig Musik "direkt von Chips" in das Gehirn streamen lasse. Was verrückt klingt, ist von der Realität gar nicht so weit entfernt, sagen Neurowissenschaftler dem Wirtschaftsportal.

Bald Studien am Menschen?

Bis es soweit ist, könnte es aber noch eine Weile dauern. Im Mai sagte Musk in einem Podcast-Interview bei Joe Rogan, dass sich das Implantat in weniger als einem Jahr bei einem Menschen einsetzen lasse. Im nächsten Jahr sollten dann Studien am Menschen folgen. Das hatte Musk aber bereits schon letztes Jahr angekündigt. Sicher ist es deshalb nicht. Um so schnell am Menschen testen zu können, müsste das Unternehmen eine Ausnahme vom normalen mehrjährigen Regulierungsprozess erhalten, schreibt die "Economic Times". Aber auch andere Gehirnimplantate haben zuvor Ausnahmen erhalten, deshalb sei das durchaus denkbar.

Trotzdem will Neuralink vorsichtig mit Prognosen sein. Schließlich macht die neue Technologie Menschen mit Krankheiten Hoffnung. "Ein Problem, das immer wieder auftaucht, ist falsche Hoffnung zu schaffen", sagt Vikash Gilja, eine ehemalige Mitarbeiterin von Neuralink und Professorin an der Universität in Kalifornien. Hoffnung zu machen sei gut, aber Patienten dürften nicht zu früh auf eine Lösung für ihre Krankheiten hoffen. Bis es zu einer Behandlung komme, könnte es noch Jahre dauern.

Musk reagierte aber nicht auf alle Fragen zu seiner neuen Wunderheil-Waffe. Die Phantasie der Twitter-Nutzer reichte von "was kann Neuralink für die Kochkunst tun" bis hin zu Gruseligem, wie der Frage, "ob es Kopftransplantationen erleichtert". Was Neuralink wirklich alles kann und verspricht, wird sich bei der Präsentation zeigen.

Quelle: ntv.de, vmi

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