Wärmepumpe-Nachfrage bricht ein "Derzeit sind andere Heiz-Technologien gefragt"
31.01.2024, 17:04 Uhr Artikel anhören
Viele Menschen entscheiden sich wieder für eine Gasheizung.
(Foto: picture alliance/dpa)
Deutschlandweit gibt es mehr als eine Million Handwerksbetriebe. Derzeit stehen sie vor einer besonderen Herausforderung: Sie müssen die Wärmewende an vorderster Front für Kundinnen und Kunden erklären. Das Hickhack der Politik habe ihnen in den vergangenen beiden Jahren zu schaffen gemacht, sagt der Inhaber des gleichnamigen Installateurbetriebs Marc Schmitz. Und es hat nicht geholfen: Seit das Gebäudeenergiegesetz - besser bekannt als das Heizungsgesetz - diskutiert und verabschiedet wurde, sei die Nachfrage nach Wärmepumpen eingebrochen, berichtet Schmitz im ntv-Podcast "So techt Deutschland". Ein Problem: Viele Menschen warten auf die kommunale Wärmeplanung.
ntv.de: Wie ist die Stimmung der Installateursbranche im Bereich Solarenergie? Würden Sie am liebsten auch auf einen Traktor steigen und demonstrieren oder gibt es so viel zu tun, dass dafür gar keine Zeit wäre?

Marc Schmitz leitet seinen Betrieb und die Innung Köln für Sanitär, Heizung und Klima.
(Foto: privat)
Marc Schmitz: Natürlich würden wir teilweise gerne auf den Traktor steigen, im Bereich des Baunebengewerbes und der Gebäudetechnik geht es uns aber vergleichsweise gut. Wir sind auf der Insel der Glückseligen, wie ich immer sage. Was uns aber die letzten zwei Jahre zu schaffen gemacht hat, war das Hickhack der Politik. Nicht das Gebäudeenergiegesetz im Einzelnen, sondern die Unsicherheit der Bevölkerung, dass es keine klaren Aussagen gab. Das hat zu Problemen geführt. Dazu kamen die Lieferengpässe, die wir zum Teil immer noch haben. Das war schwierig.
Und bei den Kunden? Gibt es eine große Nachfrage nach Wärmepumpen?
Die Nachfrage ist eingebrochen. Wir bauen natürlich noch Wärmepumpen ein, weil jeder, der ein neues Gebäude baut oder ohnehin saniert, sich dafür entscheidet. Aber die große Nachfrage, die Unternehmen und Politik erwartet hatten, ist nicht eingetroffen. Das kommt vielleicht, wenn die kommunale Wärmeplanung verpflichtend ist. Das ist bei Kommunen mit mehr als 100.000 Einwohnern aber erst ab Juni 2026 der Fall, bei Kommunen unter 100.000 Einwohnern erst ab Juni 2028. Bis dahin kann in Bestandsgebäuden im Grunde jeder heizen, wie er möchte. Das ist auch vernünftig, man braucht nur eine qualifizierte Beratung. Derzeit sind wieder Gasanlagen, Gasbrennwertanlagen und andere Technologien gefragt.
Was empfehlen Sie, wenn Kunden fragen: Was soll ich mir einbauen?
Wir machen das sehr technisch und sachlich, denn wenn man einen Wärmeerzeuger oder eine Klimaanlage einbaut, kann man gut mit Zahlen arbeiten: Energieersparnis, CO2-Ausstoß und so weiter. Das ist anders als beim Badezimmer. Dabei spielen emotionale und subjektive Dinge wie die Optik eine Rolle. Bei der Wärmeerzeugung kann man bezogen auf das Objekt und das Nutzungsverhalten beraten: Altbau, 140 Quadratmeter, Anzahl der Bewohner, leben die Kinder noch zu Hause, gibt es eine Fußbodenheizung … und dann passt eine Wärmepumpe oder eben nicht.
Die Wärmepumpe ist also nicht immer zwangsläufig die beste Lösung?
Nein, das kann ich ganz klar sagen. Sie ist es oft, weil es sehr viele Möglichkeiten gibt, sie einzusetzen. Aber wenn man alte Heizkörper oder Unterflur-Konvektoren hat, ist eine Gasbrennwertheizung manchmal sinnvoller. Und die kann und darf man noch einsetzen.
Wenn man eine Wärmepumpe haben möchte, bekommt man die inzwischen wieder zeitnah oder muss man wegen der Lieferengpässe ein Jahr warten?
Die Lieferung klappt mittlerweile relativ schnell. Je nach System sehen wir Lieferzeiten zwischen drei und sechs Wochen. Die Frage ist, ob der Handwerker so schnell kann. Die Vorlaufzeiten lagen mal bei fünf bis sechs Monaten, aktuell haben wir immer noch drei Monate. Was aber immer noch schwierig zu bekommen ist oder längere Lieferzeiten hat, sind etwa Pufferspeicher, weil die Dämmmaterialien dafür fehlen. Eine Wärmepumpe besteht ja nicht nur aus dem Gerät an sich, sondern aus den Aggregaten drumherum: Ich brauche Speichersystem, Ventile, Mischer und solche Dinge.
Mit Marc Schmitz sprachen Frauke Holzmeier und Andreas Laukat. Das Gespräch wurde zur besseren Verständlichkeit gekürzt und geglättet. Das komplette Gespräch können Sie sich im Podcast "So techt Deutschland" anhören.
In "So techt Deutschland" haken die ntv-Moderatoren Frauke Holzmeier und Andreas Laukat bei Gründern, Investoren, Politikern und Unternehmern nach, wie es um den Technologie-Standort Deutschland bestellt ist.
Alle Folgen finden Sie in der ntv App, bei RTL+, Amazon Music, Apple Podcasts, Spotify und im RSS-Feed.
Sie haben Fragen für Frauke Holzmeier und Andreas Laukat? Dann schreiben Sie eine E-Mail an sotechtdeutschland@ntv.de
Quelle: ntv.de