Nach Preisexplosion leere Regale Olivenöl wird in Supermärkten knapp
09.02.2024, 12:21 Uhr Artikel anhören
Die "Lebensmittel Zeitung" berichtet von deutlichen Lücken in den Regalen.
(Foto: picture alliance / Snowfield Photography)
Kunden in Deutschland setzen bei Olivenöl auf Qualität. Das treibt die Preise zusätzlich in die Höhe - und leert neben den Ernteausfällen zunehmend die Supermarktregale. Zudem tobt offenbar auch hier ein Preiskampf im Handel.
Olivenöl wird in deutschen Supermärkten knapp, wie die "Lebensmittel Zeitung" (LZ) berichtet. Unter anderem bei Rewe, Kaufland, Penny, Aldi Süd, DM und Alnatura sei das Sortiment zurzeit deutlich geschrumpft. Die Lücken in den Regalen sind demnach auf zwei Ursachen zurückzuführen: Zum Teil sind Hersteller Insidern zufolge nicht lieferfähig, zum Teil akzeptiert der Handel deren Preisforderungen nicht.
Die Preise für Olivenöl gehen seit einem halben Jahr durch die Decke, im Januar lagen sie 46 Prozent über dem Vorjahresniveau. Schuld sind Ernteausfälle infolge von Trockenheit in Südeuropa. 500 Milliliter vom Marken-Marktführer in Deutschland, Bertolli, kosten selbst bei Discountern inzwischen 9,99 Euro - vor vier Jahren war es noch die Hälfte, wie die LZ vorrechnet.
Ein Ende des Preisanstiegs ist nicht in Sicht. Denn Branchenkennern zufolge hätten die Hersteller deutliche Kostensteigerungen für Rohware bisher nicht voll weitergegeben. "Im ersten Halbjahr 2024 werden die Preise weiter steigen", zitiert das Fachblatt den Nordeuropa-Chef des spanischen Bertolli-Mutterkonzerns Deoleo, Tomislav Bucic. "Für die Kategorie Olivenöl ist die Zeit im Moment so herausfordernd wie nie zuvor." Dabei sei Bertolli immerhin flächendeckend lieferfähig.
Bald mehr als 12,50 Euro pro Liter
"Allein in den vergangenen zwei Monaten sind laut Nielsen-Marktforschung die Preise für Olivenöl im Handel um rund 2,60 Euro pro Liter gestiegen, die Preise der Rohware jedoch um 4 Euro pro Liter", berichtet Bucic. Verbraucherpreise von 10 Euro pro Liter würden bald nicht mehr zu halten sein, zitiert die LZ Kenner. Selbst günstige Öle würden bald deutlich mehr als 12,50 Euro pro Liter kosten.
Die Lücken in den Regalen führt Bucic einerseits auf die hohen Ansprüche in Deutschland zurück. Da nur eine hohe Qualität akzeptiert werde, sei die Auswahl beschränkt. Andererseits haben sich Rohware-Einkäufer seiner Einschätzung nach verzockt. Die im Herbst begonnene Ernte hätten sie überschätzt. Wer auf sinkende Preise wartete, musste demnach am Ende mehr zahlen.
Angesichts der Preisexplosion verwundert es nicht, dass der Deoleo-Haupteigner CVC Capital Partners spanischen Presseberichten zufolge keine Interessenten für seine Deoleo-Anteile findet. Dabei wappnen sich die Spanier laut LZ bereits gegen die Folgen des Klimawandels in den klassischen Anbauländern Südeuropas, etwa durch neue Bezugsquellen wie Südafrika oder Südamerika. Doch die hohen Preise kosten Absatz: Trotz der gestiegenen Endkundenpreise lag Deoleos Umsatz dem Bericht zufolge im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres 22 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum, was einen Verlust von 9,7 Millionen Euro nach sich zog.
In der Krise setzen Kunden auf Vertrautes
In Deutschland leidet der Absatz der Spanier aber relativ wenig. "In der Krise greifen die Verbraucher, die es sich leisten können, besonders gerne zu ihnen bekannten Marken", sagt Bucic. Allerdings spüre auch Bertolli die Ausfälle durch ein rückläufiges Aktionsgeschäft.
Der Handel lehnt trotz der gestiegenen Produktionskosten nicht nur bei Olivenöl die Preisvorstellungen der Hersteller ab. Gerade erst ging der Preiskampf zwischen Edeka und dem US-Lebensmittelriesen Mars zu Ende - nach eineinhalb Jahren.
Quelle: ntv.de, chl