Matter Konjunktur fehlt Feuer Preise steigen nur noch gemächlich
31.05.2019, 18:37 Uhr
Günstige Pauschalreisen wie nach Mallorca (Bild) haben im Mai die Inflation abflauen lassen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Billige Pauschalreisen haben im Mai die Inflation in Deutschland ausgebremst. Die Preise stiegen wieder deutlich langsamer als noch im Vormonat. Die EZB plant schon etwas, um die Wirtschaft anzuheizen.
Die Preise in Deutschland steigen wieder langsamer. Die Inflationsrate fiel im Mai auf 1,4 Prozent, im April hatte sie noch bei 2,0 Prozent gelegen, teilte das Statistische Bundesamt in einer ersten Schätzung mit. Der Grund für die starken Ausschläge der vergangenen Monate ist der späte Zeitpunkt von Ostern und Pfingsten, meint Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. Dies habe sich insbesondere bei den Preisen für Pauschalreisen niedergeschlagen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt für die Euro-Zone mittelfristig eine Teuerungsrate von knapp zwei Prozent als Idealwert für die Konjunktur an. Dieses Jahr wird das nichts mehr, glaubt Ökonom Sebastian Wanke von der Förderbank KfW. Dafür müsse es eine klare Trendwende in der Konjunktur geben. Doch die zeichnet sich nicht ab.
Im Gegenteil. Insgesamt droht der Wirtschaft 2019 ein eher maues Jahr. Die schwächelnde Weltkonjunktur, Unsicherheiten wie Brexit und Handelskonflikte belasten die Geschäfte. "Das verdeutlicht das ganze Ausmaß des Dilemmas, in dem sich die EZB derzeit befindet", findet Wanke. "Jedenfalls sind mit solchen Inflationsaussichten für Deutschland als größter Ökonomie des Euroraums Leitzinserhöhungen nicht abzusehen". Inflation sei derzeit in den Industrienationen kein Thema von besonderer Brisanz, sagte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. Die Teuerungsentwicklung verlaufe äußerst träge.
Ganze Produktgruppen werden billiger
Online-Shops und neue digitale Dienstleistungen verbilligten ganze Produktgruppen: "Darüber hinaus bleiben deutliche Lohnsteigerungen aus. Ein Ende der Null- und Negativzinsen zeichnet sich deshalb vorerst nicht ab." Darin ist sich der Ökonom mit vielen Börsianern einig, die bei der Sitzung der EZB am kommenden Donnerstag im litauischen Vilnius allerdings gespannt auf Details zu den geplanten neuen Billig-Krediten für Geschäftsbanken (TLTROs) warten.
Die EZB hatte im März angekündigt, wieder gezielt Langfrist-Geldsalven abzufeuern. Im September soll es losgehen, dann folge vierteljährlich eine Salve. Damit will die EZB die Banken ermuntern, mehr Geld in die Wirtschaft zu pumpen - in Form von Krediten. Deren Konditionen sind jedoch noch unklar. Bei der vorangegangenen Serie, die im März 2016 beschlossen wurde, hatten die Banken und Geldinstitute die Gelder zum Nulltarif erhalten. Ihnen winkte zudem eine Prämie von bis zu 0,4 Prozent, wenn sie nachweislich mehr Kredite an die Wirtschaft ausreichten.
Quelle: ntv.de, vpe/rts