Europäer und Japaner verlieren Prognose: 2030 jedes dritte Auto chinesisch
02.07.2024, 12:06 Uhr Artikel anhören
Die Zukunft des Autos wird auf Ebene der Software bestimmt, sagt eine Studie.
(Foto: picture alliance/dpa)
Günstigere Herstellung, schnellere Entwicklung, geringere Margen. Die Studie einer Unternehmensberatung zeigt auf, wie chinesische Autobauer sich Marktanteile sichern, wohin das führen könnte und was die Zölle der EU bewirken.
Chinesische Automarken werden nach Einschätzung der Unternehmensberatung Alix Partners schon 2030 ein Drittel des Weltmarktes erobert haben und neun Millionen Fahrzeuge außerhalb Chinas verkaufen. In Europa gehe das auf Kosten der europäischen, japanischen und koreanischen Marken, schrieben die Branchenexperten in einer Studie.
Die Herstellungskosten für ein E-Auto seien in China um ein Drittel niedriger als in Europa, die Entwicklungszyklen kürzer als die der weltweiten Konkurrenz. Mit "einer aggressiven Preisgestaltung" könnten die chinesischen Autobauer diese Vorteile in Marktanteile umwandeln. Dafür verzichten sie laut Alix auch auf Margen: Den Margen europäischer Hersteller von 15 Prozent im Schnitt stellt die chinesische Konkurrenz demnach Margen von durchschnittlich 7,1 Prozent gegenüber.
Davor könnte auch die EU die europäische Autoindustrie nicht schützen: "Neue EU-Zölle auf chinesische Autos können die Importe kurzfristig verlangsamen und Verkaufspreise stützen. Aber sie werden zugleich die lokale Fertigung chinesischer Fahrzeuge und Komponenten in Europa beschleunigen", sagte Branchenexperte Fabian Piontek. Das Betriebsmodell der deutschen Automobilindustrie müsse sich ändern.
Auto der Zukunft kostet Zulieferer Gewinne
Die deutschen Hersteller spürten die Konkurrenz der chinesischen Hersteller auch in China, so Piontek: "Dies betrifft insbesondere die deutschen Premiumhersteller, denen mit China ein wichtiger Markt zunehmend wegbröckelt." Denn auch beim Thema Komfort und Ausstattung sieht die Studie die neueren Modelle chinesischer Hersteller im Vorteil. Für ihre Studie untersuchte die Unternehmensberatung Alix Partners die Bilanzen von Herstellern und Zulieferern, sie wertete Experteninterviews und Kundenbefragungen aus.
In Europa dürfte der Marktanteil neuer E-Fahrzeuge laut Alix von 20 Prozent im laufenden Jahr auf 45 Prozent im Jahr 2030 steigen. Investitionen in die E-Mobilität würden allerdings erschwert durch eine große Unsicherheit darüber, welche Lösungen und Infrastrukturen sich schlussendlich durchsetzen.
Dabei prognostiziert die Unternehmensberatung, die Zukunft des Autos werde auf Ebene der Software bestimmt. Der Bedeutungsverlust von Kolben, Antriebswelle und Co. bedeute zweierlei: Erstens ließen sich Fahrzeuge so verändern, ohne eine Schraube anzupacken. Zweitens würden sich Gewinne verschieben – von traditionellen Herstellern und Zulieferern weg, hin zu Softwarefirmen und Technologieunternehmen. Auch hier hätten chinesische Hersteller einen Vorsprung.
Quelle: ntv.de, lwe/ dpa