Wirtschaft

Russischer Rückzug am Bosporus Sberbank stößt Türkei-Tochter ab

Blick auf das Istanbuler Finanzviertel Levent: Im sogenannten Torun-Turm (in der Mitte links) sitzen die Zentralen von Sberbank und Denizbank (Archivbild).

Blick auf das Istanbuler Finanzviertel Levent: Im sogenannten Torun-Turm (in der Mitte links) sitzen die Zentralen von Sberbank und Denizbank (Archivbild).

(Foto: picture alliance / dpa)

Die russische Sberbank trennt sich von ihrem wichtigsten Standbein in der Türkei: Für einen Milliardenbetrag geht die Denizbank - das fünftgröße türkische Geldhaus - an einen neuen Eigner aus der Golfregion. Unterm Strich erweist sich der Verkauf als Verlustgeschäft.

Die russische Sberbank trennt sich von ihrem größten Tochterinstitut im Ausland, der Denizbank in der Türkei. Für 14,6 Milliarden türkische Lira (2,7 Milliarden Euro) übernimmt die Emirates NBD aus den Vereinigten Arabischen Emiraten die fünftgrößte türkische Bank, wie es in übereinstimmenden Mitteilungen von Sberbank und Emirates NBD heißt.

Als Grund nannte Sberbank-Chef German Gref einen Strategiewechsel im internationalen Geschäft. Die Trennung ermögliche es, "dass wir uns auf die Entwicklung des Ökosystems der Sberbank konzentrieren". Im Januar hatte er davon gesprochen, dass der türkische Markt schwieriger und die Konkurrenz härter werde. Russlands größte Bank hatte die Denizbank 2012 für umgerechnet knapp drei Milliarden Euro gekauft. Unterm Strich bleibt für die Sberbank damit ein Verlust.

Minusgeschäft im türkischen Markt

Der Käufer der Denizbank, die Emirates NBD, will dagegen mit dem Einstieg die Marktposition in der Region Nahost, Nordafrika und Türkei ausbauen, wie Vizepräsident Hischam Abdullah al-Kassim erklärte. Die Aufsichtsbehörden in Russland, der Türkei und den Vereinigten Arabischen Emiraten müssen dem Geschäft noch zustimmen. Es soll 2018 abgeschlossen werden.

Emirates NBD werde durch die Übernahme zu einer führenden Bank in der Region, sagte Vize-Verwaltungsratschef al-Kassim. An der Börse lösten die Ankündigungen größere Bewegungen aus: Die Aktien der Denizbank rutschten im türkischen Aktienhandel um fast zwanzig Prozent ab auf 6,36 Lira. Die Papiere von NBD legten dagegen in der Spitze um 8,4 Prozent zu.

Filialen auch in Deutschland

Die Denizbank ist die fünftgrößte Privatbank in der Türkei mit einer Bilanzsumme von umgerechnet 31,5 Milliarden Euro. Sie betreibt 741 Filialen, davon 43 außerhalb der Türkei. In Österreich und Deutschland beschäftigt die Denizbank nach eigenen Angaben insgesamt 480 Mitarbeiter.

In Österreich hat sie 27 Filialen, in Deutschland ist sie an 16 Standorten vertreten. Emirates NBD ist neben den Vereinigten Arabischen Emiraten auch in Ägypten, Saudi-Arabien, Indien, Singapur und Großbritannien vertreten. Darüber hinaus hat die Bank Repräsentanzen in China und Indonesien.

Politisch heikler Verkauf

Neben den Reaktionen an der Börse hat der Deal zwischen der Sberbank und den Emiratis auch eine politische Dimension: Die Beziehungen zwischen der Türkei und den Vereinigten Arabischen Staaten sind angespannt, nachdem die Regierung in Ankara die Blockade der Golfsstaaten gegen den Nachbarn Katar kritisierte.

Unter der Führung von Saudi-Arabien hatten die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Ägypten vergangenen Sommer die diplomatischen Verbindungen zu Katar gekappt und das kleine Nachbarland zeitweise auch von seinen Einfuhren weitgehend abgeschnitten. Die Boykott-Staaten werfen dem Emirat Katar vor, Extremisten zu unterstützen und sich mit dem Iran verbünden zu wollen. Katar wies die Vorwürfe zurück.

Die Türkei ist ein enger Verbündeter Katars und unterhält in dem Golfemirat einen Militärstützpunkt. Die Türkei half der Regierung in Doha wiederholt auch mit Lebensmittellieferungen aus. Unklar ist noch, ob die politische Lage den Verkauf der Denizbank an einen Finanzkonzern aus den Vereinigten Arabischen Emiraten behindern kann.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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