Kerosin für Kreml-Kampfjets? Total Energies verkauft Anteile an Gasfeld
26.08.2022, 19:04 Uhr
Tankstelle des französischen Konzerns in Dortmund.
(Foto: picture alliance / Dorit Kerlekin/Snowfield Photogr)
Obwohl der französische Energieriese die Vorwürfe zurückweist, trennt sich Total Energies nun von einem umstrittenen russischen Gasfeld. Daraus soll das Kerosin stammen, mit dem russische Bomber in die Ukraine fliegen.
Das französische Energieunternehmen Total Energies hat den Verkauf von Anteilen an einem Gasfeld in Russland bekanntgegeben, das einem Medienbericht zufolge für die Treibstoffproduktion für russische Kampfjets genutzt wird. Die Firma erklärte, sie habe einen Vertrag mit ihrem russischen Partnerunternehmen Nowatek unterzeichnet. Der sehen einen Verkauf der Anteile vor - zu Bedingungen, die es Total Energies ermöglichten, die "Investitionen in das Feld zurückzuerhalten".
Nowatek bestätigte, dass es nunmehr 100 Prozent an dem Gasfeld-Betreiberunternehmen halte. Total Energies (früher Total) hatten bisher 49 Prozent des Unternehmens Terneftegaz gehört, das Erdgas aus dem Feld Termokarstowoje in Sibirien fördert. An Nowatek selbst ist Total Energies auch beteiligt: Es hält daran weiterhin 19,4 Prozent der Anteile.
3400 Tankfüllungen für Suchoi-Su-34-Kampfjets
Die Zeitung "Le Monde" hatte am Mittwoch unter Berufung auf Daten der Nichtregierungsorganisation (NGO) Global Witness berichtet, aus Termokarstwoje sei Gaskondensat an eine Raffinerie nahe der sibirischen Stadt Omsk geliefert worden. Von dort aus seien in den vergangenen Monaten und bis mindestens Juli erstmals seit 2017 "hunderte Treibstofflieferungen" an Luftwaffenstützpunkte nahe der ukrainischen Grenze erfolgt. Unter Berufung auf Zahlen des Finanzdatendienstleisters Refinitiv schrieb "Le Monde", insgesamt handle es sich um 42.700 Tonnen Flugkerosin für die Stützpunkte Morosowsk und Woronesch, genug für 3400 Tankfüllungen für Suchoi-Su-34-Kampfjets.
Total Energies hatte die Recherchen dementiert und mit rechtlichen Schritten wegen des Artikels gedroht, der "Fehler, Verkürzungen und Unwahrheiten" enthalte. "Nein, Total Energies stellt kein Kerosin für die russische Armee her", hatte Total Energies auf Twitter nach Veröffentlichung des Berichts erklärt.
"Raus aus Russland!"
Total Energies hatte zunächst angegeben, es habe keine Kontrolle über die Verkäufe seines russischen Partnerunternehmens Nowatek. Am Freitag erklärte Total Energies dann, Nowatek habe bestritten, dass das von der Firma hergestellte Gaskondensat zu Flugkerosin für russische Militärjets verarbeitet werde. Dieses werde stattdessen in einer Raffinerie verarbeitet, die ausschließlich Produkte für ausländische Märkte herstelle, hieß es in einer von Total Energies weitergeleiteten Mitteilung von Nowatek.
Total Energies ist das einzige größere westliche Energieunternehmen, das weiterhin geschäftlich in Russland tätig ist. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba schrieb auf Twitter: "Raus aus Russland mit Total Energies!" Sein Land sei Präsident Emmanuel Macron und dem französischen Volk dankbar für deren Unterstützung für die Ukraine. Daher sei es "eine Schande für Frankreich, dass französische Unternehmen bei der Ermordung von Ukrainern und der Zerstörung unserer Städte mithelfen".
Quelle: ntv.de, mau/AFP