Wirtschaft

"Nicht mein Rechtsverständnis" Trigema-Chef rechnet mit Galeria-Kaufhof-Eigner Benko ab

Trigema-Chef Grupp ist dafür bekannt, mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg zu halten.

Trigema-Chef Grupp ist dafür bekannt, mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg zu halten.

(Foto: imago images/VIADATA)

Galeria Karstadt Kaufhof ist pleite. Während die Gläubiger und der Staat zur Kasse gebeten werden, ist unklar, wie sich der Firmeneigner an den Verlusten beteiligt. Trigema-Chef Grupp setzt dem sein eigenes Beispiel als haftender Kaufmann entgegen - und fordert eine finanzielle Belohnung für seinesgleichen.

Wolfgang Grupp, Eigentümer des Textilherstellers Trigema, rechnet mit Galeria-Kaufhof-Besitzer René Benko ab. Dem Österreicher Benko gehört die Signa-Gruppe, in deren Besitz sich der traditionsreiche Warenhauskonzern befindet, der nun schon das zweite Insolvenzverfahren in zwei Jahren durchläuft. Ein Großteil der Filialen wird im Zuge dieser Insolvenz wohl geschlossen, ein Großteil der Mitarbeiter muss mit dem Verlust ihrer Jobs rechnen.

Im Gespräch mit dem "Handelsblatt" lässt Grupp kein gutes Haar an der Rolle des Unternehmers Benko bei Galeria. "Herr Benko hat die Grundstücke und die Immobiliengesellschaft in die eine Tasche gesteckt und die Betreibergesellschaft in die andere Tasche. Und die Betreibergesellschaft hat er zweimal in die Insolvenz gehen lassen", stellt Grupp fest. "Wo ist seine Verantwortung den Mitarbeitern gegenüber?" Rund 17.000 Beschäftigte arbeiten bei Galeria Karstadt Kaufhof.

Nicht nur gegenüber den Mitarbeitern übernehme Benko dabei keine Verantwortung. Laut Grupp sind "auch die Interessen der Gläubiger nicht gut vertreten". Im ersten Insolvenzverfahren hatten die Gläubiger auf Forderungen von rund zwei Milliarden Euro verzichten müssen, als sie dem Sanierungsplan zustimmten. Seinerzeit stand im Insolvenzplan, dass "sämtliche Filialen" vom Warenhauskonzern gemietet seien, also nicht als Werte für die Ansprüche der Gläubiger zur Verfügung stünden. Allerdings gehörten 59 der Kaufhausimmobilien Signa.

Zudem hat Galeria insgesamt 680 Millionen Euro Staatshilfe aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds erhalten. Weiteres Geld vom Steuerzahler ist nun nicht mehr zu erwarten. Daher sagte der Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz, der im Auftrag von Benko die Sanierung führt, vor einigen Wochen: "Das Ziel aller Maßnahmen muss es sein, unter veränderten Bedingungen eine aus sich heraus lebensfähige Struktur zu schaffen."

Was "aus sich heraus" für Unternehmen und Mitarbeitende bedeutet und ob sich der Eigentümer Benko daran beteiligt, ist bislang unklar. Laut "Handelsblatt" antwortete Signa nicht auf entsprechende Anfragen.

"Fatal, wenn wir noch Lieferant von Galeria Karstadt Kaufhof wären"

Grupp stellt Benkos Gebahren seine eigene Rolle als persönlich haftender Kaufmann gegenüber. Ein solcher haftet mit seinem gesamten Vermögen für die Verbindlichkeiten seines Unternehmens und kann im Insolvenzfall weder Immobilien noch sonstige Werte ins Trockene bringen. Grupp fordert, dass das der Regelfall sein sollte. Unternehmer und möglicherweise auch Manager müssten für ihre Entscheidungen auch finanziell haften, sagte er dem "Handelsblatt". Das Verhalten Benkos bei Galeria sei "nicht mit meinem Rechtsverständnis vereinbar".

Für die Übernahme einer solchen Verantwortung möchte Grupp sich und seinesgleichen allerdings auch entlohnt wissen: Haftende Unternehmer, wie er selbst, sollten 50 Prozent Einkommensteuerrabatt erhalten, "dann würden sie sicher verantwortungsvoller handeln", ist er überzeugt. Das sei wie bei der Autoversicherung: "Eine Versicherung mit Selbstbeteiligung ist auch billiger als eine mit Vollkasko".

Dass der letzte deutsche Warenhauskonzern in Schwierigkeiten steckt, hat Grupp, dessen Unternehmen die Kaufhäuser lange belieferte, nicht überrascht. Grupp erinnert sich an Zeiten, als er "geistig den roten Teppich ausgerollt" habe, wenn ein Karstadt-Vertreter zu Trigema nach Burladingen kam. Damals sei es um Millionenaufträge gegangen. Doch schon vor Jahrzehnten sei ihm aufgefallen, dass es mit den Kaufhäusern bergab ging. Zuerst habe der Karstadt-Einkäufer weniger bestellt, dann forderte er niedrigere Preise. "Ich muss spüren, wenn der Kunde Probleme hat, und das merkte ich bei Karstadt schon vor Jahrzehnten", resümiert Grupp.

Trigema beendete schließlich die Geschäftsbeziehungen zu Karstadt und setzte nach und nach auf den Vertrieb in eigenen Geschäften. Heute betreibt das Unternehmen 42 eigene Filialen und produziert anders als alle Konkurrenten, die weiter den Handel belieferten, in Deutschland. "Es wäre fatal, wenn wir heute noch Lieferant von Galeria Karstadt Kaufhof wären", bilanziert Grupp.

Quelle: ntv.de, mbo

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