Wirtschaft

Häftling Nummer 04370-510 Trumps Handelskrieger plant die nächsten Schläge

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Vor seinem Haftantritt gab Navarro eine Pressekonferenz.

Vor seinem Haftantritt gab Navarro eine Pressekonferenz.

(Foto: AP)

Peter Navarro sitzt derzeit im Gefängnis. Sollte Donald Trump wieder ins Weiße Haus einziehen, dürfte er die Handelspolitik der USA maßgeblich prägen. Das sind keine guten Aussichten.

Die erste Staffel der Reality-Show war bereits nervenaufreibend. Nun sieht es stark danach aus, dass es nach vier Jahren Pause tatsächlich ab Januar zu einer zweiten Staffel von "Trump im Weißen Haus" kommen könnte. Eine tragende Rolle darin dürfte ein Mann spielen, der schon in der ersten Amtszeit Trump geholfen hat, den Welthandel aufzumischen: Peter Navarro.

Der Ökonom war Wirtschaftsberater Trumps, er trug zu Trumps Handelskrieg gegen China und Schutzzöllen auch gegen europäische Unternehmen bei. Navarro ist bekennender Gegner des Freihandels, Anhänger von "America First" und sieht in China den "effizientesten Meuchelmörder des Planeten", der "Job-Vernichtungswaffen" gegen die USA einsetze.

Inmitten des Chaos von Trumps Amtszeit stach Navarro als "besonders unruhestiftend, bissig und rachsüchtig" heraus, so das "Wall Street Journal". Andere Mitglieder aus dem Machtzirkel Trumps sorgten dafür, dass er von einigen Gesprächen über Handelsbeziehungen ausgeschlossen wurde. Doch die Gunst Trumps verlor der ehemalige Wirtschaftsprofessor nie.

Die ist auch jetzt noch da. Dazu dürfte maßgeblich beitragen, dass Navarro Trump bedingungslose Treue geschworen hat. Die Loyalität geht so weit, dass der Ökonom derzeit im Gefängnis sitzt. Er wurde zu vier Monaten Haft verurteilt, weil er sich auf Anweisung Trumps geweigert hatte, vor einem Untersuchungsausschuss des Repräsentantenhauses zum Angriff auf das US-Kapitol im Januar 2021 auszusagen und Dokumente herauszurücken.

"Ich bereue nichts"

Navarro sitzt mit der Häftlingsnummer 04370-510 derzeit seine Strafe in einem Gefängnis in Miami ab. "Ich bereue nichts", zitiert das "Journal" aus einer Mail. "Ich habe mir diesen Kampf nicht ausgesucht, dieser Kampf hat mich ausgesucht."

Diese Loyalität könnte sich auszahlen, wenn sich Trump bei den Präsidentschaftswahlen im November gegen Amtsinhaber Joe Biden durchsetzen sollte. "Ich würde Peter auf jeden Fall zurückholen", so Trump gegenüber der Zeitung.

Im Gefängnis wurde Navarro unter anderem von Trumps Sohn Donald Jr. und dem konservativen Publizisten Sergio Gor besucht, dessen Verlag Navarros neues Buch "Der MAGA Deal" Mitte Juli veröffentlichen wird - fast auf den Tag genau zur Rückkehr des 74-Jährigen in die Freiheit. An dem Buch hat er während der Haftstrafe gearbeitet - und es sieht danach aus, dass es ein Manifest des Protektionismus wird.

Das Werk beschreibe "100 Dinge, die in 100 Tagen umgesetzt werden", so Navarro in einer Mail an die Nachrichten-Website "Semafor". Das Ziel: US-Amerikaner sollen in den USA hergestellte Produkte kaufen. Produktion soll dafür in die USA verlagert, ausländische Konkurrenz durch Zölle ferngehalten werden. "Wir sind in allen Bereichen, von Verteidigung und Technologie bis hin zu Arzneimitteln, gefährlich abhängig vom Ausland", so Navarro.

Deutschland im Visier

Der Ökonom vertritt eine radikal merkantilistische Position. Handel ist für ihn Wettstreit, Außenhandelsüberschüsse sind gleichbedeutend mit nationalem Wohlstand. Das Handelsdefizit der USA ist für ihn Ausdruck von Schwäche. Das entspricht Trumps Weltsicht.

Ganz oben auf Navarros To-Do-Liste steht deshalb, bestehende Zölle zu erhöhen und neue einzuführen. Der "Economist" bezeichnet sein kommendes Buch nach einem per Mail geführten Interview als eine "dunkle, wütende Vision für die globale Wirtschaft". Der Hardcore-Protektionismus richtet sich nicht nur gegen China, sondern gegen die gesamte Welt und damit auch gegen Europa.

"Zu viele europäische Nationen sind durch den Einfluss des kommunistischen China zu sehr kompromittiert, als dass sie jemals eine einheitliche Front bilden könnten", schrieb er dem "Economist". "Großbritannien? Süchtig nach chinesischem Kapital. Griechenland und Italien? Ihre Häfen sind an China verpfändet. Deutschland? Zu abhängig von China bei den Exporten."

Navarro ist davon überzeugt, dass die USA ein Opfer unfairer Handelspraktiken seien, die sie niemals hätten zulassen dürfen. "Wenn es um Stahl und Aluminium geht, haben die USA keine Verbündeten, sondern nur Konkurrenten, die betrügen und dumpen", schreibt er. Das klingt so, als werde Trump die von ihm verhängten Zölle auf Aluminium und Stahl wieder einführen, die von Biden zurückgenommen worden sind. Im Weißen Haus hat Trump dem "Economist" zufolge mehr neue Zölle auf Importe eingeführt als jeder andere US-Präsident in fast einem Jahrhundert.

Trump stellt neue Zölle in Aussicht

Die Kosten einer neuen Zoll-Offensive wären hoch - zunächst für US-Verbraucher, da sie wie eine Steuer die Kosten für Produkte erhöhen. Hinzu kommt: Werden Zölle verhängt, um eine Industrie zu schützen, schadet das in der Regel anderen Branchen. Höhere Preise für Aluminium und Stahl in den USA bedeuten, dass es dort teurer wird, etwa Autos, Hochhäuser, Konservendosen oder Kühlschränke herzustellen. Den größten Teil von Trumps Zöllen zahlten mehreren Studien zufolge die US-Konsumenten.

Neue Zölle dürften dazu führen, dass die betroffenen Länder mit eigenen Zöllen zurückschlagen. Ein Zoll-Krieg käme einer gigantischen Steuer auf grenzüberschreitende Transaktionen gleich und würde internationalen Handel weniger attraktiv machen.

Dabei übertreffen die von Trump in Aussicht gestellten Maßnahmen bei weitem die Zölle, die Biden etwa gegen China verhängt hat. Im vergangenen Sommer stellte Trump in einem Interview mit "Fox Business" in den Raum, dass auf alle Einfuhren in die USA ein Zoll von mindestens zehn Prozent erhoben werden solle - unabhängig davon, woher die Waren kommen.

"Fortsetzungen sind nie so gut wie das Original", meint der "Economist". Und wenn bereits das Original schlecht ist, gibt es noch mehr Anlass, sich vor der nächsten Staffel zu fürchten.

Quelle: ntv.de

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