"Große Rufmordkampagne" Türkische Zentralbank-Chefin tritt nach wenigen Monaten zurück
03.02.2024, 01:19 Uhr Artikel anhören
"Kann es sein, dass Istanbul teurer als Manhattan geworden ist?", fragt die türkische Zentralbankchefin Hafize Gaye Erkan Ende vergangenen Jahres in einem Interview.
(Foto: picture alliance / Anadolu)
Nach nicht einmal einem Jahr im Amt tritt die Chefin der türkischen Zentralbank von ihrem Posten zurück. Gegen sie werden Korruptionsvorwürfe erhoben. Die 44-Jährige streitet die Anschuldigungen ab.
Nach Korruptionsvorwürfen hat die Chefin der türkischen Zentralbank, Hafize Gaye Erkan, ihren Rücktritt eingereicht. Sie habe Präsident Recep Tayyip Erdogan darum gebeten, von ihren Pflichten entbunden zu werden, "die ich seit dem ersten Tag mit Ehre erfüllt habe", erklärte Erkan in den Online-Netzwerken.
Die 44-jährige Ex-Bankerin war wegen Vorwürfen der Vetternwirtschaft in die Schlagzeilen geraten. Türkischen Medienberichten zufolge soll Erkans Vater von der Zentralbank ein Büro, einen Dienstwagen und Personenschützer gestellt bekommen haben. Er durfte demnach sogar Personalentscheidungen treffen.
Berichten zufolge soll Erdogan zudem verärgert gewesen sein, weil Erkan im Januar der Zeitung "Hürriyet" gesagt hatte, sie sei wieder bei ihren Eltern eingezogen, weil sie wegen der hohen Mieten keine erschwingliche Wohnung in Istanbul gefunden habe. "Wir haben keine Unterkunft in Istanbul gefunden. Es ist furchtbar teuer." "Kann es sein, dass Istanbul teurer als Manhattan geworden ist?", fragte Erkan weiter.
Erkan spricht von "Rufmordkampagne"
In ihrer Rücktrittserklärung schrieb Erkan nun, gegen sie sei eine "große Rufmordkampagne" organisiert worden. Mit ihrem Rücktritt wolle sie nun verhindern, dass ihre Familie und ihr erst einjähriges Kind noch stärker davon betroffen würden.
Erdogan hatte Erkan nach seiner Wiederwahl im vergangenen Mai als erste Frau der Geschichte an die Spitze der türkischen Zentralbank berufen. Seit ihrem Amtsantritt im Juni setzte sie im Kampf gegen die hohe Inflation auf drastische Leitzinserhöhungen. Zuletzt hatte die türkische Zentralbank den Leitzins Ende Januar auf 45 Prozent angehoben. Erdogan hatte sich jahrelang gegen eine solche Geldpolitik gewandt. Vor ihrer Berufung an die Spitze der türkischen Zentralbank hatte die 44-Jährige zwei Jahrzehnte lang in den USA gelebt - und dort in Führungspositionen bei mehreren Großbanken gearbeitet, unter anderem Goldman Sachs.
Quelle: ntv.de, lme/AFP