Auch Londoner Doppeldecker-Busse US-Investor übernimmt Bahn-Tochter
19.10.2023, 12:09 Uhr Artikel anhören
Arriva betreibt Busse und Nahverkehrszüge in mehreren europäischen Ländern.
(Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto)
Schon vor Jahren beschließt die Deutsche Bahn, ihre Nahverkehrstochter Arriva zu verkaufen. Nun ist doch noch ein Käufer gefunden. Der Schienenverkehr in Deutschland soll in der Folge wachsen, mit dem Verkauf wird der Staatskonzern milliardenschwere Verpflichtungen los.
Die Deutsche Bahn verkauft nach jahrelangen Verzögerungen ihre internationale Nahverkehrstochter Arriva an den US-Infrastruktur-Investor I Squared Capital. Der Vertrag sei unterzeichnet, die Transaktion solle 2024 abgeschlossen werden, teilten sowohl Bahn als auch I Squared Capital mit. Angaben zum Preis machten sie nicht. Insider hatten gesagt, der Vertrag bewerte Arriva mit 1,6 Milliarden Euro, worin die Schulden von rund einer Milliarde Euro einberechnet seien.
Bahn-Aufsichtsrat und Verkehrsministerium müssen noch zustimmen, was als sicher gilt. Arriva mit Sitz in Großbritannien betreibt Busse und Nahverkehrszüge in mehreren europäischen Ländern. Zu Arriva mit rund 35.000 Mitarbeitern gehören auch die roten Doppeldecker-Busse in London. Die Bahn hatte Arriva 2010 gekauft, die Erwartungen an die Expansion in Europa erfüllten sich jedoch zu großen Teilen nicht. Der Verkaufsplan wurde schon vor Jahren beschlossen.
Der hoch verschuldete Staatskonzern wird so zum einen die Arriva-Schulden von einer Milliarde Euro los. Zum anderen entfallen auch die nötigen Investitionen in Arriva. So müssten Zug-Strecken elektrifiziert werden und Busse auf klimafreundlichere Antriebe umgestellt werden. Vom Staatskonzern wird in Deutschland aber vor allem eine Besserung im Inlandsgeschäft erwartet, was auch Finanzvorstand Levin Holle betont: "Für die Deutsche Bahn ist dies ein wichtiger Schritt, den Fokus noch mehr auf das zukünftige Wachstum im Schienenverkehr in Deutschland zu legen."
Arriva-Flotte soll Luft sauberer machen
Gautam Bhandari vom Investor I Squared sagte Investitionen in Arriva zu, um die Flotte klimafreundlich zu machen. "Mit unseren Investitionen in grünen öffentlichen Verkehr wollen wir für sauberere Luft in Ballungsräumen sorgen."
Da ein Komplett-Verkauf von Arriva in den vergangenen Jahren daran scheiterte, dass die erhofften Erlöse nicht zu erzielen waren, begann die Bahn zunächst, einzelne nationale Gesellschaften abzustoßen. Dazu zählt der Verkauf in Schweden und Portugal im vergangenen Jahr sowie in Serbien, Dänemark und Polen (Bus) in diesem Jahr. Verkauft wird jetzt der Kernbereich mit Großbritannien und Gesellschaften unter anderem in Frankreich, den Niederlanden und mehreren osteuropäischen Staaten.
Arriva hatte im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 4,2 Milliarden Euro erzielt, aber praktisch keinen Gewinn gemacht. Die internationalen Aktivitäten des Staatskonzerns stehen in der Ampelkoalition vor allem bei Grünen und FDP unter Beobachtung. So wird auch der Verkauf der Logistiktochter Schenker ins Auge gefasst, damit die Bahn sich auf das Geschäft und die Probleme in Deutschland konzentrieren kann.
Quelle: ntv.de, chl/rts