Klimaneutralität bis 2050? Umbau der Flugbranche könnte 800 Milliarden Euro kosten
12.04.2023, 13:21 Uhr Artikel anhören
Eine Zukunft mit emissionsfreien Flügen wird kostspielig sein.
(Foto: picture alliance/dpa)
Damit die Flugverkehrsbranche in Europa eine Zukunft in einer klimaneutralen Welt hat, muss sich nicht nur viel ändern, es wird auch viel Geld kosten. Einem Bericht zufolge beziffert die Industrie die Umbaukosten auf mehr als 800 Milliarden Euro.
Klimaneutrales Fliegen liegt immer noch in weiter Ferne. Zwar plant die europäische Luftfahrtindustrie fest, auf Netto-Null-Emissionen umzusteigen - doch dafür braucht die Branche nach eigenen Angaben bis 2050 einen hohen dreistelligen Milliardenbetrag. Das berichtet die "Financial Times" unter Berufung auf einen von der Luftfahrtindustrie in Auftrag gegebenen Bericht.
Beim Netto-Null-Ziel werden keine zusätzlichen Emissionen ausgestoßen, weil die Flugzeuge entweder mit klimaneutralen Kraftstoffen fliegen oder weil die CO2-Emissionen, die beim Fliegen entstehen, auf andere Weise ausgeglichen werden. Dieses Ziel würde "beträchtliche zusätzliche Anstrengungen im Vergleich zum 'weiter so' erfordern", heißt es. Demnach würde über einen Zeitraum von 32 Jahren, von 2018 bis 2050, die Anstrengung hin zu null Emissionen rund 820 Milliarden Euro kosten.
Die meisten dieser Kosten würden bei synthetischen Kraftstoffen anfallen. Die Industrie rechnet mit 441 Milliarden Euro, allein für "saubere Kraftstoffe".
Industrie kann den Wandel nicht allein bewältigen
Der Berichte wurde von der Forschungsgruppen SEO Amsterdam Economics und des Royal Netherlands Aerospace Centre durchgeführt und von einer Gruppe von Luftfahrt-Lobbygruppen in Auftrag gegeben. Sie warnen im Bericht, dass Luftfahrtunternehmen, einschließlich Fluggesellschaften und Flughäfen, nicht in der Lage seien, den Umbau alleine zu finanzieren.
Da die Gewinne "aufgrund des starken Wettbewerbs und der jüngsten Krisen historisch niedrig sind, dürfte die Aufnahmekapazität des Sektors, insbesondere die der europäischen Fluggesellschaften und Drehkreuze, gering sein", heißt es in dem Bericht.
Eine separate Analyse der Rating-Agentur S&P Global kam kürzlich zu dem Schluss, dass es für Flugzeuge "derzeit keine kosteneffiziente Alternative zu fossilen Brennstoffen gibt". Umweltvorschriften, einschließlich der EU-Steuern auf Kohlenstoffemissionen, könnten zwar "Anreize für Innovationen schaffen". Investitionen in kohlenstoffarme und kohlenstofffreie Energiequellen seien aber "kostspielig und daher riskant, insbesondere angesichts der langen Investitionsvorlaufzeiten".
Quelle: ntv.de, cls