Volkswirte zurückhaltend Unternehmen fahren Produktion hoch
07.09.2015, 09:55 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Auf den ersten Blick gute Nachrichten aus deutschen Betrieben: Im Juli erhöhte sich die Leistung. Doch Ökonomen verweisen auf Sonderfaktoren - und sind auch sonst eher reserviert.
Die deutschen Unternehmen haben ihre Produktion im Juli gesteigert. Sie stellten 0,7 Prozent her als im Vormonat, wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilte. Das ist der bislang kräftigste Zuwachs in diesem Jahr. "Die günstige Konstellation der Ferientage hat zum guten Start ins dritte Quartal beigetragen".
Insgesamt habe sich die leicht positive Industriekonjunktur fortgesetzt. Ökonomen hatten sogar mit einem Anstieg von 1,0 Prozent gerechnet, nach einem Rückgang von revidiert 0,9 im Juni.
Die Industrie fuhr ihre Produktion um 0,3 Prozent hoch. Dafür verantwortlich sind vor allem die Fahrzeugbauer: Sie verzeichneten einen Zuwachs von 7,2 Prozent. Die Bauproduktion legte um 3,2 Prozent zu.
Nach dem milden Winter sei die üblicherweise im Frühjahr beginnende Belebung vergleichsweise schwach ausgefallen, hieß es. Der Energieausstoß erhöhte sich um 1,9 Prozent.
Die Industrie sammelte zuletzt weniger Aufträge ein: Sie schrumpften im Juli um 1,4 Prozent, wofür die stark gesunkene Nachfrage aus Ländern außerhalb des Euro-Raums sorgte. Als Hauptgrund dafür gilt China, wo Börsenturbulenzen und schwache Konjunkturdaten die Sorge vor einem Abebben des jahrelangen Wirtschaftsbooms schürten. Die Volksrepublik ist der viertgrößte Absatzmarkt der deutschen Exporteure.
Volkswirte skeptisch
Christoph Weil von der Commerzbank sprach in einer ersten Reaktion von etwas enttäuschenden Zahlen. Der Zuwachs sehe auf den ersten Blick zwar nicht schlecht aus. "Aber da ist ein Ferieneffekt drin: Der späte Ferienbeginn hat die Entwicklung begünstigt. Wir liegen nur knapp über dem zweiten Quartal."
Zudem sei so "langsam auch bei uns" Krise vieler Schwellenländer spürbar. Mit Zeitverzögerung bekomme dies auch die Wirtschaft zu spüren. "Es gibt dunkle Wolken am Horizont."
Cartsen Brezeski in der ING sagte: "Die deutsche Wirtschaft hat insgesamt einen soliden Start ins dritte Quartal hingelegt." Der sei zwar nicht spektakulär - aber auch nicht besorgniserregend. "Angesichts des schwierigen Umfelds der vergangenen Monaten ist dieser solide Start bereits ein Erfolg."
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ