Merkel soll "Hoffnungsrede" halten Varoufakis besucht Schäuble in Berlin
07.06.2015, 20:12 Uhr
Seit ihrem letzten Treffen in Berlin vor einigen Monaten haben Schäuble (l.) und Varoufakis einige unschöne Dinge übereinander gesagt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Mit dem Vermittler Juncker in Brüssel hat es sich die griechische Regierung zuletzt verscherzt. Nun klopft Finanzminister Varoufakis wieder in Berlin an. Morgen besucht er seinen Kollegen Schäuble und an die Kanzlerin hat er ganz spezielle Wünsche.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble trifft am morgigen Montag in Berlin mit seinem griechischen Kollegen Yanis Varoufakis zusammen. Die Begegnung werde am Vormittag stattfinden, sagte ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums. Eine Pressebegegnung sei nicht geplant.
Varoufakis soll am Abend bei einer Diskussionsveranstaltung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung zur Zukunft Griechenlands in der Europäischen Union sprechen. Nach griechischen Regierungsangaben ist auch eine Zusammenkunft mit Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel geplant.
Der Athener Finanzminister hatte zuletzt am Sonntag in seinem Internet-Blog für eine Kehrtwende der Euro-Zone bei der finanziellen Stabilisierung Griechenland plädiert. Demnach sieht er sein Land in einer ähnlichen Lage wie Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Auch Deutschland habe seinen Wiederaufstieg dem Entgegenkommen seines damals größten Gläubigers USA und dem Marshallplan zu verdanken. Stattdessen werde von den Griechen verlangt, ihrer bereits am Boden liegende Wirtschaft immer neue Sparmaßnahmen aufzubürden. Auch Schuldenerleichterungen stünden bisher nicht in Aussicht.
Außerdem fehle es den Griechen an Hoffnung, schrieb der Finanzminister. Dabei erinnerte an die "Hoffnungsrede" des damaligen US-Außenminister James Byrnes, der im September 1946 im Staatstheater Stuttgart für den Wiederaufbau eines freien Deutschland geworben hatte. Auch Griechenland brauche eine solche Rede: "Nach meiner Meinung sollte Bundeskanzlerin Angela Merkel die Rede halten, vor einem Publikum in Athen oder Thessaloniki oder in einer anderen Stadt ihrer Wahl."
EU verbittet sich Kritik aus Athen
Das pleitebedrohte Griechenland streitet mit seine Gläubigern über die Bedingungen für Hilfszahlungen. Regierungschef Alexis Tsipras hatte am Freitag den jüngsten Kompromissvorschlag der Gläubiger als "absurd" bezeichnet. Er pocht als Alternative zu weiteren sozialen Einschnitten auf einen Aufschub der Rückzahlungen an den Internationalen Währungsfonds und die Europäische Zentralbank sowie auf einen Schuldenschnitt.
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker warf Tsipas dagegen am Sonntag am Rande des G7-Gipfels auf Schloss Elmau vor, zwei Fristen zur Vorlage einer zugesagten neuen Reformliste versäumt zu haben und drang auf rasches Handeln.
EU-Ratspräsident Donald Tusk verwahrte sich auf Schloss Elmau gegen Kritik an den Geldgebern Griechenlands. "Wenn jemand sagt, dass er bereit ist, Geld zu verleihen, und darauf hofft, es zurückzubekommen, ist er keineswegs ein rücksichtsloser Räuber", sagte Tusk. Es sei "nicht wahr, dass Schuldner immer moralisch und Gläubiger immer unmoralisch" seien.
Quelle: ntv.de, mbo/rts/AFP