Schäuble dämpft Erwartung auf Hilfen Varoufakis startet Europatour bei Geldgebern
05.05.2015, 19:45 Uhr
Finanzminister und Reisediplomat in Sachen Schuldenkrise: Yanis Varoufakis.
(Foto: picture alliance / dpa)
Erneut treffen sich die Euro-Finanzminister am kommenden Montag, um über Hilfen für Athen zu beraten. Erneut ist die Chance für eine Einigung gering. Doch die Finanznot der Griechen wächst, und Premier Tsipras sendet seine Bittsteller aus.
Athen hat angesichts drückender Geldprobleme eine neue Krisenreise-Runde bei den Geldgebern gestartet. Finanzminister Yanis Varoufakis traf in Paris seinen französischen Kollegen Michel Sapin und anschließend EU-Währungskommissar Pierre Moscovici in Brüssel. Auch Rom und Madrid stehen auf Varoufakis' Reiseplan.
Regierungschef Alexis Tsipras entsandte auch eine Delegation unter Führung von Vize-Premier Yanis Dragasakis nach Frankfurt, um EZB-Chef Mario Draghi zu weiteren Geldflüssen zu bewegen. Griechische Banken sind weitgehend abhängig von Notfallkrediten, die die EZB genehmigen muss. Zudem hatte Tsipras am Montagabend mit Bundeskanzlerin Merkel telefonisch über den Stand der Verhandlungen über das Hilfspaket beraten.
Am kommenden Montag sollen erneut die Finanzminister der Euro-Zone über weitere Hilfen für Athen und die dazugehörigen Auflagen für Griechenland beraten. Die klamme griechische Regierung erwartet dabei keine endgültige Einigung. Es werde sicherlich eine "fruchtbare Diskussion" über die "erzielten großen Fortschritte" geben, sagte der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis nach seinem Gespräch mit dem EU-Wirtschaftskommissar. Varoufakis erwartet demnach aber keinen Durchbruch.
In Berlin dämpfte Finanzminister Wolfgang Schäuble ebenfalls die Erwartungen auf eine zügige Einigung zwischen Griechenland und der Eurogruppe. "Ich bin im Augenblick ... einigermaßen skeptisch, ob dies bis Montag zu schaffen sein wird, aber ich schließe es nicht aus", sagte Schäuble.
Schäuble spürt keinen Druck vom IWF
Zugleich wies Schäuble Medieninformationen zurück, wonach der Internationale Währungsfonds (IWF) auf einen weiteren Schuldenschnitt für Griechenland pocht. "Der IWF hat eine solche Äußerung natürlich nicht getan", sagte Schäuble. Der "Financial Times" und anderen Medien zufolge drängt der IWF die Euro-Länder, Griechenland einen Teil seiner Schulden zu erlassen. Sonst könne der IWF keine weiteren Hilfen mehr überweisen. Davor habe IWF-Europadirektor Poul Thomsen die Euro-Finanzminister beim Treffen Ende April in Riga gewarnt.
Der IWF und die Euro-Partner haben 7,2 Milliarden Euro wegen fehlender Reformzusagen Athens auf Eis gelegt. Nach Angaben Schäubles ist die Atmosphäre in den Verhandlungen aber konstruktiver geworden. Die Liquidität Griechenlands sei wohl geringer geworden. Er habe aber keine Zahlen, sagte Schäuble. Die EU-Kommission erwartet wegen der verschärften Krise in Griechenland für das Euroland in diesem Jahr nur noch ein Wirtschaftswachstum von 0,5, Prozent.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa/AFP