Auf Gaspreis ist kein Verlass Häuslebauer verbrennen mit Gasheizung Geld


Die Entwicklung der Gaspreise ist laut Marktexperte Sebastian Gulbis äußerst unsicher.
(Foto: picture alliance / CHROMORANGE)
Die Wärmepumpe ist in Neubauten längst die Heizung Nummer eins. Gasheizungen haben aber immer noch einen erheblichen Anteil. Dabei müssen Gaskunden mit neuen Preissprüngen rechnen.
Neubauten in Deutschland werden zum Großteil mit Wärmepumpen beheizt, doch in einem Fünftel der neuen Wohngebäude kommt immer noch eine Gasheizung zum Einsatz - dabei ergibt das finanziell wenig Sinn. Nicht nur aktuell kommen Verbraucher mit einer effizienten Wärmepumpe günstiger weg. Das finanzielle Risiko bleibt auch in Zukunft groß. Denn der Gaspreis schwankt, es drohen weitere Preissprünge.
"Die europäischen Gasmärkte werden volatil bleiben", prognostiziert Gasmarktexperte Sebastian Gulbis gegenüber ntv.de. "So können zum Beispiel nachfrageseitige Extremereignisse wie ein kalter Winter oder angebotsseitige Ausfälle von Infrastrukturen kurzfristig zu stark ansteigenden Preisen und Preispeaks führen."
Nicht nur das Wetter und technische Probleme können den Gaspreis weiter nach oben treiben, auch politische Unwägbarkeiten bleiben, wie der Geschäftsführer des Energieberatungsunternehmens Enervis weiter ausführt: der Ausgang der US-Wahlen und der daraus folgende Umgang mit künftigen Gas-Exporten aus den USA. Daneben ist offen, ob Russland auch in Zukunft Gas über die Ukraine nach Österreich und Italien liefert.
Gaspreise steigen wieder
Zwar hatte sich der infolge des Ukraine-Kriegs explodierte Gaspreis wieder stabilisiert - dank der milden Winter und dadurch gut gefüllter Gasspeicher, des sparsamen Verbrauchs von Haushalten und Unternehmen sowie der guten Versorgung über Norwegen. Inzwischen zieht die höhere Flüssiggas-Nachfrage in Asien allerdings auch die europäischen Preise mit nach oben, wie Gulbis berichtet. Und "Terminpreise weisen nach einem Rückgang am langen Ende wieder einen Anstieg auf".
Laut dem Gebäudeenergiegesetz können auch in Zukunft Gaskessel eingebaut werden, allerdings mit einem wachsenden Anteil an erneuerbaren Energien wie Biogas oder Wasserstoff. Das ist ein weiterer Unsicherheitsfaktor beim Preis. "Zu welchen Preisen diese heute knappen grünen Gase künftig verfügbar sind, ist unsicher", sagt Gulbis. Außerdem ist unklar, wie sich der CO2-Preis entwickeln wird "und ob die Politik bei zu hohen CO2-Preisen interveniert".
In Bestandsbauten können Gasheizungen weiterhin günstiger als eine Wärmepumpe und gegebenenfalls nötige Sanierung der Gebäudehülle sein, wie der Gasmarktexperte klarstellt. "In Neubauten ist ein wirtschaftlicher Vorteil von Gasheizungen gegenüber Wärmepumpen unter Einbezug der verfügbaren Förderung aber fraglich."
Strom wird ebenfalls teurer
Auch beim Strompreis ist absehbar mit einem Preisanstieg zu rechnen, wie Strommarktexperte Mirko Schlossarczyk, ebenfalls Geschäftsführer bei Enervis, erklärt. "Zusätzlich zum Großhandelspreis sind die sogenannten Systemkosten - also Netzentgelte, Umlagen, Steuern, Abgaben - ein wesentlicher und schon heute dominierender Teil des Endkundenpreises", führt Schlossarczyk gegenüber ntv.de aus. "Angesichts der künftigen enormen Kosten der Energiewende, die größtenteils über diese Systemkosten finanziert werden sollen, kann schon heute perspektivisch von einem spürbaren Anstieg des Endkundenpreises ausgegangen werden."
Bei Wärmepumpen-Tarifen sorgen niedrigere Gebühren und Abgaben aktuell für günstigere Preise als bei Haushaltsstrom-Tarifen. "Hier muss genau beobachtet werden, wie der Gesetzgeber und die Regulierungsbehörden reagieren und welche Weichenstellungen getroffen werden", sagt Schlossarczyk. Ohne die derzeitigen Preisvorteile würde ein wirtschaftlicher Wärmepumpenbetrieb herausfordernder.
Mit Wärmepumpe 600 Euro Ersparnis möglich
Welche Heizung in Zukunft wie teuer sein wird, hängt somit auch stark von den künftigen Bundesregierungen ab. Die Union will im Falle eines Wahlsiegs das sogenannte Heizungsgesetz, also die Neuerungen im Gebäudeenergiegesetz, kippen. Was genau die CDU ändern würde, ist allerdings noch nicht einmal parteiintern beschlossen. Und bis zur nächsten Bundestagswahl dauert es planmäßig noch mehr als ein Jahr.
Aktuell können Einfamilienhausbewohner mit einer effizienten Wärmepumpe nach einer Beispielrechnung des Vergleichsportals Verivox 600 Euro pro Jahr sparen. Verbraucher müssen allerdings die höheren Anschaffungskosten im Vergleich zu einer Gasheizung gegenrechnen. Für den Einbau einer Wärmepumpe gibt es wiederum Fördergelder vom Staat. Nach etwa zehn bis fünfzehn Jahren amortisieren sich die höheren Anschaffungskosten dadurch, wie die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz vorrechnet. Für den individuellen Haushalt empfehlen Experten Verbrauchern eine Energieberatung, welche Heizungskombination am besten ist.
Quelle: ntv.de, Grafiken: Laura Stresing und Martin Morcinek