Wirtschaft

Anleger hoffen noch auf Einigung Wall Street lässt Shutdown-Ängste abperlen

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Ein längerer Shutdown könnte die Chancen auf die nächste Zinssenkung erhöhen, spekulieren Analysten.

Ein längerer Shutdown könnte die Chancen auf die nächste Zinssenkung erhöhen, spekulieren Analysten.

(Foto: AP)

Der drohende Shutdown verhagelt den US-Anlegern nicht die Stimmung. Weil US-Präsident Trump für eine Einigung in letzter Minute ein Hintertürchen offenlässt, hofft die Wall Street auf ein Happy End. Der Goldpreis geht derweil weiter auf Rekordjagd.

Trotz des unmittelbar bevorstehenden Shutdowns in den USA hat sich die Wall Street zum Abend mit leichten Gewinnen aus dem Handel verabschiedet. Es dominierte die Hoffnung, dass in letzter Minute doch noch eine Einigung erzielt wird. Einen Tag nach einem Treffen mit führenden Vertretern beider Parteien im Weißen Haus sprach US-Präsident Donald Trump vor Reportern neue Drohungen in Richtung der Demokraten aus. Er signalisierte gleichzeitig, dass er für weitere Gespräche über deren Forderungen im Bereich der Gesundheitsversorgung offen sein könnte. "Nichts ist unvermeidlich, aber ich würde sagen, es ist wahrscheinlich", sagte Trump mit Blick auf den drohenden Shutdown.

Trump fügte hinzu, er könnte einen Shutdown nutzen, um seine Exekutivbefugnisse auf Kosten der Demokraten auszuspielen. "Wir können während des Shutdowns Dinge tun, die unumkehrbar sind, die schlecht für sie sind und die von ihnen nicht rückgängig gemacht werden können", sagte er und verwies auf mögliche Kürzungen bei Personal und Programmen.

Sollte es zu einem Shutdown ab dem 1. Oktober kommen, könnte der monatliche US-Arbeitsmarktbericht nicht wie geplant am Freitag veröffentlicht werden. Damit würde der US-Notenbank ein wichtiges Instrument zur Steuerung ihrer Geldpolitik fehlen, zumal sie zuletzt auch besonders Schwächesignale vom Arbeitsmarkt in den Blick genommen hatte. Analysten vermuteten, dass mit einem längeren Shutdown die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinssenkung im Oktober eher zunehmen dürfte, schon weil ein Stillstand von Behörden und anderen Regierungseinrichtungen das Wirtschaftswachstum beeinträchtigen dürfte.

Dollar schwächelt

Der Dow-Jones-Index gewann 0,2 Prozent auf 46.398 Punkte. Der S&P-500 stieg um 0,4 Prozent und für den Nasdaq-Composite ging es um 0,3 Prozent nach oben. Nach ersten Zählungen gab es an der Nyse 1382 (Montag: 1351) Kursgewinner und 1402 (1420) Kursverlierer. 56 (80) Titel schlossen unverändert. Marktexperte Dario Messi von Julius Bär sah eine mögliche Schließung von US-Behörden relativ gelassen. Die wirtschaftlichen Auswirkungen seien typischerweise begrenzt, und US-Staatsanleihen dürften davon kaum belastet werden. Sofern ein Shutdown nicht länger dauere, dürfte er die Anleihemärkte wahrscheinlich nicht wesentlich stören. Die Zehnjahresrendite gewann 1,0 Basispunkte auf 4,15 Prozent.

Der Dollar zeigte sich nach den Vortagesabgaben erneut mit einem Minus. Der Dollar-Index verlor 0,1 Prozent. Marktteilnehmer führten die aktuelle Dollar-Schwäche zwar auch auf den drohenden Shutdown zurück, die Analysten der Commerzbank betonten aber, dass mögliche negative Effekte nur vorübergehend seien und wieder aufgeholt würden. Ausgaben und Lohnzahlungen würden nicht gestrichen, sondern nachgeholt. Insofern dürfte der Dollar auch während dieser neuesten Shutdown-Episode relativ unbeeindruckt bleiben.

Goldpreis klettert weiter

Der Goldpreis eilte weiter von Rekordhoch zu Rekordhoch. Es liegt nun bei 3875 Dollar. Die Feinunze legte mit der anhaltenden Suche der Investoren nach Sicherheit um 0,6 Prozent auf 3858 Dollar zu. Die Ölpreise gaben erneut nach, wenn auch nicht so deutlich wie zu Wochenbeginn. Die Notierungen für Brent und WTI fielen um bis zu 1,4 Prozent. Im Handel würden die Aussichten auf ein sich ausweitendes Angebot durch die Opec+ und die Folgen des Friedensplans von US-Präsident Trump im Gazastreifen abgewogen, hieß es. Letzteres könnte die Risikoprämie beim Öl verringern.

Ein eher schwaches Bild lieferten die veröffentlichten US-Konjunkturdaten, nachdem die Daten zuletzt recht überzeugend waren. So fiel der Index des Verbrauchervertrauens im September stärker als erwartet. Die Stimmung der Einkaufsmanager aus dem Großraum Chicago hat sich im September entgegen der Prognose eingetrübt. Die Zahl der offenen Stellen in den USA ist dagegen im August konstant geblieben.

Pfizer
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Pfizer im Aufwind

Unter den Einzelwerten verloren Boeing 0,6 Prozent. Das "Wall Street Journal" hatte berichtet, der Konzern plane einen neuen Jet als Ersatz für die 737 MAX. Der Schritt dürfte das Unternehmen Milliarden Dollar und mehrere Jahre Produktentwicklung kosten. Alphabet notierten 0,4 Prozent niedriger. Die zur Tochter Google gehörende Videoplattform Youtube hat zugestimmt, 24,5 Millionen Dollar zu zahlen, um eine Klage von Präsident Trump gegen das Unternehmen und seinen CEO aus dem Jahr 2021 beizulegen.

Pfizer gewannen 6,8 Prozent. Der US-Pharmakonzern wird die Preise für Medikamente, die an das Medicaid-System verkauft werden, senken, und neue Medikamente in den USA zu niedrigeren Preisen auf den Markt bringen, die denen in anderen wohlhabenden Ländern entsprechen. Das kündigte Präsident Trump an und fügte hinzu, dass Pfizer all seine Medikamente zu Preisen unter den aktuellen US-Listenpreisen an bar zahlende Verbraucher über eine Website der US-Regierung verkaufen wird.

CoreWeave
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Das KI-Cloud-Startup Coreweave (+11,7%) hat mit Meta Platforms einen 14,2 Milliarden US-Dollar schweren Deal für KI-Cloud-Infrastruktur abgeschlossen. Spotify (-4,2%) litten darunter, dass der Unternehmenschef seinen Hut nehmen will.

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Quelle: ntv.de, mau/DJ

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