Ölpreise brechen ein Wall Street startet turbulent in die Woche
05.07.2022, 22:30 Uhr
Nach dem verlängerten Wochenende folgte an den US-Börsen auf einen schwachen Start eine kräftige Erholung.
(Foto: AP)
Nicht nur die Sorgen vor Zinserhöhungen belasten die Wall Street weiter. Auch die Furcht vor einer Energiekrise in Europa bewegt die Anleger. Der Euro fällt auf den tiefsten Stand seit knapp 20 Jahren. Die Ölpreise stehen deutlich unter Druck.
Im Spannungsfeld von Rezessionssorgen und stark fallenden Ölpreisen ist es an den US-Börsen turbulent zugegangen. Einem sehr schwachen Start folgte eine kräftige Erholung, angeführt von den als besonders zinsreagibel geltenden Technik- und Wachstumsaktien. Auslöser der Erholung waren weiter deutlich sinkende Marktzinsen und der sehr feste Dollar sowie die einknickenden Ölpreise, was jeweils Inflationssorgen und damit Zinserhöhungserwartungen dämpfte.
Gleichwohl ging weiter die Sorge um, dass die Zinerhöhungen der US-Notenbank zur Eindämmung der Inflation in eine Rezession münden könnten. Dazu gesellte sich die Furcht vor einer Energiekrise in Europa, ebenfalls mit potenziell fatalen Folgen für die Konjunktur. Dass US-Präsident Joe Biden erwägen soll, einige der von seinem Vorgänger Donald Trump eingeführten Handelszölle gegen China zurückzunehmen, ging weitgehend unter.
Der Dow-Jones-Index verlor 0,4 Prozent auf 30.968 Punkte. Im Tief hatte er über 600 Punkte niedriger gelegen. Für den S&P-500 ging es um 0,2 Prozent nach oben, die technologielastigen Nasdaq-Indizes drehten sogar deutlich ins Plus und legten um bis zu 1,7 Prozent zu. Nach ersten Angaben gab es an der Nyse 1.394 (Freitag: 2.412) Kursgewinner und 1.861 (828) -verlierer. Unverändert schlossen 122 (87) Titel.
Die US-Zehnjahresrendite fiel um weitere 7 Basispunkte auf 2,82 Prozent und damit knapp unter die Zweijahresrendite, was als Rezessionssignal gilt. Mitte Juni hatte sie schon bei knapp 3,50 Prozent gelegen. Anleihen waren als vermeintlich sichererer Hafen gesucht und auch mit Spekulationen, dass die US-Notenbank womöglich auf das Bremspedal treten könnte bei den Zinserhöhungen angesichts der sich mehrenden Signale einer Konjunkturabschwächung. Derweil fielen die US-Auftragseingänge im Mai deutlich besser als gedacht aus.
Gold auf Jahrestief
Der Dollar stieg zum Euro auf den höchsten Stand seit 20 Jahren. Während dies eher ungünstig für die Exportunternehmen ist, hilft es dabei, die US-Inflation zu drücken. Der Euro sackte um 1,6 Prozent auf 1,0260 Dollar.
Zum einen belastete den Euro die Energiekrise in Europa, zum anderen, dass die EZB erst für Juli ihren ersten und zudem nur kleinen Zinsschritt angekündigt hat, während die US-Notenbank längst an der Zinsschraube dreht und dies weiter tut. Der Dollar zeigte aber auch zu anderen Währungen ausgeprägte Stärke (Dollar-Index +1,3 Prozent), weil er auch in seiner Funktion als sicherer Hafen in dem von viel Unsicherheit geprägten Umfeld gesucht war.
Die Ölpreise brachen regelrecht ein mit den Sorgen um die Konjunktur und dem festen Dollar. Sie verbilligten sich in der Spitze um rund 10 Prozent und markierten die tiefsten Stände seit Mitte Mai. Marktteilnehmer führten als weiteren Grund an, dass die Ölförderung in den USA steigen dürfte, nachdem der Oberste Gerichtshof gerade erst die Umweltbehörde etwas entmachtet habe bei der Mitsprache um neue Förderstellen.
Der Goldpreis verbilligte sich kräftig um 2,3 Prozent und erreichte im Verlauf ein Jahrestief. Gedrückt wurde er vom festen Dollar und der Aussicht auf steigende Zinsen. Analyst Chintan Karnani von Insignia Consultants sprach von einem technischen Einbruch - auch bei Silber und Kupfer -, verschärft durch Rezessionsängste und die schnelleren Zinserhöhungen diverser Notenbanken.
Curevac-Klage gegen Biontech im Fokus
Am Aktienmarkt lagen Papiere aus dem Energiesektor mit klarem Abstand am Ende mit einem Minus von 4,0 Prozent, gefolgt von Versorgeraktien (-3,4 Prozent).
Der Kurs von Curevac (-1,1 Prozent) zeigte sich kaum beeindruckt von der Nachricht, dass der Impfstoff-Hersteller seine geistigen Eigentumsrechte in der mRNA-Technologie durch den Wettbewerber Biontech (+2,2 Prozent) verletzt sieht und deswegen per Klage eine Entschädigung will. Moderna gewannen 3,7 Prozent. Auch der US-Impfstoffhersteller stützt sich auf die mRNA-Technik.
Exxon Mobil verloren 3,1 Prozent, obgleich der Gewinn im zweiten Quartal bis zu 18 Milliarden Dollar betragen dürfte, wie es in einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht hieß. Es wäre der höchste seit fast 25 Jahren.
Für Tesla ging es um 2,6 Prozent nach oben. Am Wochenende war bekannt geworden, dass die Fahrzeugauslieferungen um ersten Mal seit mehr als zwei Jahren im Vergleich zum Vorquartal gesunken sind, im Vergleich zum Vorjahr aber deutlich zulegten.
Quelle: ntv.de, chf/DJ