"New Work kein 'Nice-to-have'" Warum die Zukunft der Arbeit anders aussehen muss


Homeoffice ist seit der Pandemie fester Bestandteil der Arbeitswelt - mal mehr, mal weniger.
(Foto: IMAGO/Zoonar)
Die Arbeitswelt verändert sich rasant: Junge Talente suchen nach mehr als nur einem Job - sie streben nach Sinn, Flexibilität und einer modernen Führungskultur. Wie können Unternehmen diese Veränderungen nutzen, um ihre Zukunft zu gestalten?
Die Arbeitswelt befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Die junge Generation stellt neue Anforderungen an ihre Jobs: Flexibilität, Sinnhaftigkeit und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Doch sind junge Arbeitnehmer wirklich weniger motiviert oder ist das nur ein Klischee?
"Aus meiner Sicht ist das ein Vorurteil, weil junge Menschen einfach andere Rahmenbedingungen fordern, wenn es um das Thema Arbeit geht", erklärt Leadership-Expertin Laura Bornmann im ntv-Podcast "Biz and Beyond". "Sie wollen flexibler arbeiten, gesünder arbeiten, aber auch einen Sinn in ihrer Tätigkeit sehen." Doch diese Forderungen sind keineswegs nur auf junge Generationen beschränkt. "Ich glaube, all die Dinge sind uns allen wichtig, nicht nur der jungen Generation", betont Bornmann.
Kritiker argumentieren, dass diese neue Erwartungshaltung die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen gefährden könnte. Schließlich gibt es weltweit Märkte, in denen ein völlig anderes Arbeitsverständnis herrscht. "Gerade in Ländern wie China oder Japan gibt es eine andere Arbeitskultur. Dort arbeiten viele Menschen rund um die Uhr und sehen es als Privileg, überhaupt eine Arbeit zu haben", berichtet Bornmann. "Die globale Konkurrenz schläft nicht. Wir müssen uns überlegen: Wie bleiben wir als Land wettbewerbsfähig?"
Homeoffice als Chance
Anstatt den Trend zur Flexibilität als Bedrohung zu sehen, plädiert die New-Work-Expertin für ein Umdenken: "New Work ist kein 'Nice-to-have'. Wir müssen es als Chance begreifen, um eine Arbeitswelt zu schaffen, in der Menschen motiviert, engagiert und leistungsbereit sind." Denn für Bornmann steht fest: Produktivität und Sinnhaftigkeit schließen sich nicht aus - ganz im Gegenteil. "Wenn Menschen zufrieden sind, flexibel arbeiten können, ihre Familie und ihren Beruf unter einen Hut bringen und Verantwortung übernehmen dürfen, dann sind sie oft sogar leistungsfähiger. Viele wissenschaftliche Studien belegen das."
Ein zentrales Thema der neuen Arbeitswelt ist die Frage nach dem richtigen Maß an Flexibilität. Während einige Unternehmen verstärkt auf Homeoffice setzen, rudern andere wieder zurück. "Während der Corona-Pandemie wurden Unternehmen gezwungen, ihren Mitarbeitenden mehr Freiheiten zu geben. Viele haben gemerkt: Das funktioniert gut. Doch jetzt, wo der Druck nachlässt, wollen einige Konzerne wieder zurück zur alten Präsenzkultur", beobachtet Bornmann.
Besonders in den USA ist dieser Trend spürbar. So hat etwa die Investmentbank J.P. Morgan angekündigt, dass alle Mitarbeitenden wieder fünf Tage pro Woche ins Büro kommen müssen. Daraufhin gab es massive Kritik, viele haben sich in internen Foren beschwert - bis der Konzern die Diskussion kurzerhand gesperrt hat.
Warum halten einige Unternehmen so starr an Büropräsenz fest? Bornmann sieht einen Hauptgrund im Thema Kontrolle: "Viele Führungskräfte haben das Gefühl eines Kontrollverlusts, wenn ihre Mitarbeitenden im Homeoffice arbeiten. Sie wissen nicht, ob wirklich gearbeitet wird - dabei gibt es diese Menschen, die sich vor Arbeit drücken, auch im Büro."
"Leistung an Ergebnissen messen"
Ihre Lösung: Vertrauen und eine ergebnisorientierte Arbeitsweise. "Wir müssen lernen, Leistung nicht an der Anwesenheit im Büro, sondern an Ergebnissen zu messen. Wenn jemand seine Aufgaben erfolgreich erledigt, dann ist es letztlich egal, von wo aus er arbeitet."
Homeoffice sei aber kein Allheilmittel. "Es gibt Aufgaben und Themen, da ist persönliche Zusammenarbeit essenziell - sei es für Teamgeist, Unternehmenskultur oder Innovationen. Der Schlüssel liegt in einem hybriden Modell, das beiden Seiten entgegenkommt."
Ein weiteres Missverständnis rund um New Work ist die Annahme, dass weniger gearbeitet wird. "New Work bedeutet nicht, dass wir plötzlich nicht mehr hart arbeiten", stellt Bornmann klar. "Ganz im Gegenteil: Es geht darum, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, in der Menschen motiviert sind und auch gerne die Extrameile gehen."
Wie sieht die ideale Arbeitswelt der Zukunft aus? Bornmann sieht keinen einheitlichen Königsweg, sondern eine flexible Herangehensweise, die auf Vertrauen, Eigenverantwortung und individuellen Lösungen basiert. "Wir müssen weg von starren Regeln und hin zu einer Arbeitswelt, die Menschen motiviert und sie gleichzeitig leistungsfähig macht. Am Ende profitieren die Mitarbeitenden, die Unternehmen und letztlich auch der Wirtschaftsstandort Deutschland."
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Quelle: ntv.de