Patent gegen säumige Kunden Wer seine Rate nicht zahlt, könnte aus Auto ausgesperrt werden
07.03.2023, 14:29 Uhr Artikel anhören
Verkäufer in den USA vergeben Autokredite freigebig auch an Kunden mit schlechter Bonität. Entsprechend ist die Zahl fauler Kredite wieder stark gestiegen.
(Foto: picture alliance / Photoshot)
Moderne "intelligente" Autos nerven nachlässige Insassen bislang mit Pieptönen, wenn diese sich beispielsweise nicht anschnallen. Künftig könnte es auch unangenehm werden, wenn der Verkäufer zu lange auf eine Ratenzahlung warten muss. Dazu hat Ford in den USA ein entsprechendes System patentieren lassen.
Warum sollte ein Autohersteller eine Technologie entwickeln, die für den "Fahrer oder Autoinsassen ein zusätzliches Maß an Unbehagen" verursacht? Genau dazu hat Ford in den USA ein Patent angemeldet. Der Autokonzern ließ ein Verfahren schützen, mit dem der Hersteller und Verkäufer etwa die Klimaanlage oder das Radio ausschalten, einen dauerhaft unangenehmen Piepton verursachen oder auch den Halter selbst aus dessen Fahrzeug aussperren kann.
Zum Einsatz kommen könnte das laut Patentanmeldung, wenn ein Käufer mit seinen Kredit- oder Leasingraten in Verzug gerät. Laut Dokument ist sogar vorgesehen, dass vollautonome Fahrzeuge in Zukunft auch gegen den Willen des Halters in solchen Fällen zwecks Pfändung zum Verkäufer zurückgelenkt werden könnten.
Ford betonte auf Anfrage amerikanischer Medien, dass es keinerlei Pläne gebe, das Patent praktisch zu nutzen. Konzernweit lasse man jährlich mehr als 1000 Ideen schützen. Das sei Teil der Unternehmenskultur, um "Innovationen" zu fördern. Eine Patentanmeldung sei noch kein Hinweis darauf, ob die Erfindungen auch eingesetzt würden.
Bei Verbraucherschützern schrillen dennoch die Alarmglocken. Einmal auf dem Markt könnten diese Methoden auch von Verkäufern eingesetzt werden, um ihre Kunden - aus welchem Grund auch immer - mit unseriösen Methoden unter Druck zu setzen. Ford als Hersteller mache damit ein neues, unnötiges Fass auf, zitiert "Bloomberg" einen Experten des Nationalen Zentrums für Verbraucherrecht.
Das Patent erregt Aufmerksamkeit, da Zahlungsverzögerungen bei Autokrediten – und entsprechende Pfändungen - in den USA in den letzten Jahren wieder stark zugenommen haben. Ende vergangenen Jahres waren demzufolge über fünf Prozent sogenannter Problemkunden mit ihrem Schuldendienst mehr als 60 Tage im Verzug, mehr als doppelt so viele wie zwei Jahre zuvor.
Der Einsatz automatisierter Stör- oder Rückführungsmaßnahmen wäre für die Kreditgeber erheblich einfacher und billiger, als die säumigen Kunden per Telefon oder persönlich durch das Personal zu kontaktieren. Laut Patent könnten Schuldner mit Einsetzen des Pieptons oder Verriegelung der Schlösser etwa per Smartphone aufgefordert werden, den Eingang einer Mahnung zu bestätigen oder eine Zahlung zu veranlassen. Danach könnte das System das Fahrzeug automatisch wieder freigeben.
Quelle: ntv.de, mbo