Westnetz-Chef zur Energiewende "Wir brauchen eine Beschleunigung der Verfahren"
16.12.2023, 11:11 Uhr Artikel anhören
Deutschland hat große Ziele: Im Jahr 2045 soll das Land klimaneutral sein. Dazu wird das Leben elektrifiziert, mit Wärmepumpen und E-Autos, aber natürlich auch die Industrie. Es ist eine Mammutaufgabe. Dazu spricht ntv.de mit Patrick Wittenberg, Geschäftsführer von Westnetz.
Deutschland hat große Ziele: Im Jahr 2045 soll das Land klimaneutral sein. Dazu wird das Leben elektrifiziert, mit Wärmepumpen und E-Autos, aber natürlich auch die Industrie. Es ist eine Mammutaufgabe: Um die Energiewende zu schaffen, muss grüner Strom ohne Ende produziert werden. Und dieser Strom muss es bis in die Häuser und Betriebe schaffen. Doch wo steht Deutschland beim Netzausbau und welche Herausforderungen müssen überwunden werden? Dazu spricht ntv.de mit Patrick Wittenberg, dem Geschäftsführer von Deutschlands größtem Verteilnetzbetreiber Westnetz.
ntv.de: Was bedeutet die Energiewende für Ihr Unternehmen?
Patrick Wittenberg: Die Energiewende ist die größte Aufgabe, die die Energiebranche je gesehen hat.
Und wie gehen Sie das an?
Wir gehen einen neuen Weg und transformieren unser gesamtes Energiesystem: Wir schalten die großen Kraftwerke ab, sind bereits aus der Kernenergie ausgestiegen, auch der Ausstieg aus Braun- und Steinkohle steht fest. Damit die Transformation gelingt, brauchen wir zwei Dinge: Zum einen den massiven Netzausbau. Wir brauchen mehr und größere Leitungen und mehr und größere Transformatoren. Und zum zweiten investieren wir in die Digitalisierung unserer Netze. Wir nennen das Smartifizierung - wir bauen Sensoren ein. Durch die Sensoren wissen wir dann, wie ausgelastet die Netze sind und wo sozusagen noch Platz ist.

Dr. Patrick Wittenberg ist Geschäftsführer Spezialtechnik und Digitalisierung bei Westnetz.
(Foto: ntv)
Deutschland will 2045 klimaneutral sein. Läuft der Netzausbau schnell genug?
Das sind sehr konkrete Ziele. Der Netzausbau funktioniert gut und vernünftig. Zur Wahrheit gehört aber auch: Ich würde mir wünschen, dass es an der einen oder anderen Stelle schneller ginge. Wir haben aber sehr langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren. Wir brauchen eine Beschleunigung bei diesen Verfahren.
Reichen uns die erneuerbaren Energien denn überhaupt?
Wir werden auch in Zukunft Back-up-Kapazitäten benötigen. Dafür sind zukünftig insbesondere Wasserstoffkraftwerke vorgesehen. Gleichzeitig gibt es großen Bedarf an Energiespeichern, ob das nun Pumpspeicherkraftwerke sind oder wasserstoffgetriebene Speicher oder Batteriespeicher. All das hilft unserem Energiesystem.
Müssen wir Angst vor einem Blackout haben?
Wir arbeiten maßgeblich daran, dass solche Situationen nicht auftreten. Mit den neuen Kraftwerksplänen und den Ausbauplänen für konventionelle und erneuerbare Energien sind wir auf einem vernünftigen Weg, genau solche Szenarien zu verhindern. Unser Ziel muss es sein, Deutschland als Industrienation und den Bürgerinnen und Bürgern eine zuverlässige Stromversorgung 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche, und zwar das ganze Jahr über zur Verfügung zu stellen.
Wie ist Ihre Vision für ein klimaneutrales Jahr 2045?
Im Jahr 2045 werden wir ein sehr viel intelligenteres Netz haben als heute. Wir werden es nicht schaffen, dass der Strom nur da erzeugt wird, wo er verbraucht wird. Dazu ist unser Land zu unterschiedlich. Also werden wir auch im Jahr 2045 eine massive Transport- und Verteilungsaufgabe für Strom haben. Daran arbeiten wir, das ist unser Job, dieses Energiesystem so hinzustellen, dass es funktionieren wird. Und das wird es.
Mit Patrick Wittenberg sprach Oliver Scheel
Quelle: ntv.de