Hohe Zinsen, lahmender Neubau So stark fallen die Immobilienpreise
22.03.2024, 10:39 Uhr Artikel anhören
Verkehrte Welt im deutschen Immobilienmarkt: Die Nachfrage nach Wohnraum wächst, gleichzeitig wird weniger gebaut. Mit Blick auf den amtlichen Hauspreisindex sprechen Ökonomen vom stärksten Preisrückgang seit Jahrzehnten.
Die Preise für Einfamilienhäuser und Wohnungen sind im vergangenen Jahr insgesamt so stark gefallen wie seit der Jahrtausendwende nicht mehr. Wohnimmobilien in Deutschland verbilligten sich im Jahresdurchschnitt um 8,4 Prozent gemessen am Vorjahr, teilte das Statistische Bundesamt mit.
"Das war der stärkste Rückgang im Vorjahresvergleich seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000 und der erste Rückgang seit dem Jahr 2007." Der Preisverfall schwächte sich zum Jahresende kaum ab: Im vierten Quartal 2023 gingen die Preise den amtlichen Daten zufolge noch um 7,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück. Im Quartal davor waren es noch minus 10,1 Prozent.
Ein Blick auf die Details liefert Hinweise auf mögliche Ursachen der Preisentwicklung: Im Jahresvergleich verbilligten sich Bestandsimmobilien mit 7,8 Prozent wesentlich stärker als Neubauten (minus 3,2 Prozent). Möglicherweise fallen etwaige Sanierungskosten in der Kalkulation möglicher Käufer angesichts steigender Energiekosten mittlerweile stärker ins Gewicht.
Der Trend zu fallenden Immobilienpreisen setzte den Daten zufolge allerdings bereits Ende 2021 ein - und damit vor Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine und der dadurch ausgelösten Gaspreiskrise. Die Immobilienpreise fallen bundesweit: Sowohl in den Städten als auch auf dem Land gingen die Preise zurück, erklärten die Statistiker.
In städtischen Regionen war der Preisrückgang für Ein- und Zweifamilienhäuser im vierten Quartal demnach mit elf Prozent zum Vorjahresquartal besonders groß. In den sieben großen Metropolen - also Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf - sanken die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser zum Jahresende um durchschnittlich 9,1 Prozent binnen Jahresfrist. Eigentumswohnungen kosteten dort 5,8 Prozent weniger.
Der deutsche Immobilienmarkt erlebt tiefgreifende Veränderungen. Nach Einschätzung des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW) gab es bei Wohnimmobilien in Deutschland 2023 den stärksten Preisrückgang seit rund 60 Jahren.
Hauptgrund, heißt es, seien die kräftig gestiegenen Zinsen, die Kredite stark verteuert haben. Viele Menschen könnten sich die eigenen vier Wände schlicht nicht mehr leisten. Auch für finanzstärkere Investoren rechne sich das Geschäft mit Wohnimmobilien unter den aktuellen Bedingungen nicht mehr. Zugleich bleibt die Nachfrage nach Wohnraum gerade in Städten hoch, während der Neubau wegen des Zinsanstiegs und teurer Materialien in der Krise steckt.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa