Gold knackt 4200-Dollar-Marke Zinshoffnungen stützen Wall Street
15.10.2025, 22:58 Uhr Artikel anhören
Die jüngsten Andeutungen von Fed-Chef Powell lassen die US-Anleger aufhorchen.
(Foto: AP)
Die Aussichten auf eine baldige Zinssenkung werden besser- so interpretieren die Anleger jedenfalls die jüngsten Äußerungen von Fed-Chef Powell. Davon profitieren nicht nur Tech-Werte, sondern auch der Goldpreis.
Die Wall Street hat am Mittwoch uneinheitlich geschlossen. Der Dow Jones blieb fast unverändert bei 46.253 Punkten. Der technologielastige Nasdaq rückte 0,7 Prozent auf 22.670 Zähler vor und der breit gefasste S&P 500 legte 0,4 Prozent auf 6671 Stellen zu. Auftrieb erhielt der Markt aus den Finanz- und Chipbranchen.
Milliardengeschäfte im Investmentbanking haben den Großbanken Morgan Stanley und Bank of America im dritten Quartal Gewinnsprünge beschert. Die Aktien kletterten nach der Vorlage der Zahlen um 4,7 und 4,4 Prozent. Die wichtigen Geldhäuser hätten mit ihren Zahlen "eindrucksvoll bewiesen, dass der Finanzsektor trotz konjunktureller Unsicherheiten stabil bleibt", sagte Stratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets.
Auch die Titel von AMD legten nach einem positiv aufgenommenen Geschäftsbericht des europäischen Rivalen ASML um 9,4 Prozent zu. "ASML rechnet nun damit, dass der Umsatz 2026 nicht unter dem Niveau von 2025 liegen wird - was immerhin besser ist als die frühere Prognose, die keine Klarheit über das Wachstum bot", kommentierte Kevin Wang, Analyst vom Finanzdienstleister Mizuho.
Um 2,4 Prozent nach unten ging es hingegen für Abbott. Der US-Medizintechnikkonzern hatte im dritten Quartal wegen einer schwachen Nachfrage nach Diagnostikgeräten die Umsatzerwartungen der Analysten verfehlt.
Fed könnte Anleihenbestände langsamer abbauen
Für gute Stimmung sorgten zudem nach wie vor Spekulationen auf weitere Zinssenkungen der US-Notenbank Fed. Der Ausblick für Beschäftigung und Inflation in den USA habe sich seit der Zinssenkung der US-Notenbank Fed im September nicht wesentlich verändert, hieß es in vorbereiteten Bemerkungen von Fed-Chef Jerome Powell für eine Konferenz. "Anleger sehen daher in der Zinssenkung am 29. Oktober nach wie vor eine ziemlich sichere Wette", sagte Achilleas Georgolopoulos, Analyst beim Broker XM.
Thomas Altmann von QC Partners verwies zudem auf Powells Ankündigung, dass die Fed das Tempo beim Schrumpfen ihrer Bilanz künftig drosseln könnte. Die Bilanz der Fed besteht zum großen Teil aus US-Staatsanleihen und Hypothekenpapieren, die die Notenbank in den Jahren der lockeren Geldpolitik aufgekauft hat. Wenn sie diese Anleihen nicht mehr nachkauft, sobald sie auslaufen, schrumpft ihre Bilanzsumme. Dadurch wird Liquidität aus dem Finanzsystem gezogen.
Die Rekordjagd beim Goldpreis ging indes weiter. Das Edelmetall durchbrach erstmals die Marke von 4200 Dollar je Feinunze. Zum Ende des Wall-Street-Handels lag der Kurs bei 4208 Dollar. Seit Jahresbeginn kommt es auf ein Plus von rund 60 Prozent. Niedrigere Zinssätze verringern die Opportunitätskosten des Goldbesitzes, da es keine Zinsen abwirft. "Ein Anstieg auf 5000 Dollar erscheint mittel- bis langfristig nicht unmöglich", prognostizierte Ricardo Evangelista, Analyst beim Broker ActivTrades. Zu den weiteren Faktoren, die die "Antikrisen-Währung" stützen könnten, gehörten etwa ein länger anhaltender teilweiser Stillstand der US-Verwaltung und eine weitere Eskalation im US-Handelskonflikt mit China.
Quelle: ntv.de, ino/rts