Musk macht nicht mehr mit Tech-Oligarchen degradieren sich zu Trumps Werbefiguren
05.09.2025, 15:16 Uhr
Trump liebt Lobeshymnen und bekommt sie auch.
(Foto: REUTERS)
Sie gehören teilweise zu den reichsten Menschen der Welt und lenken die mächtigsten Konzerne. Dennoch biedern sich die Spitzen der US-Technologiebranche dem autokratisch agierenden Präsidenten Trump in einer Weise an, die nicht nur verantwortungslos, sondern auch kurzsichtig ist.
Während Donald Trump zielstrebig die Grundfesten des amerikanischen Rechtsstaats und der Demokratie schleift, treten die Spitzen der US-Technologiebranche im Weißen Haus als Claqueure an und huldigen dem Staatschef in einer Weise, die an die Lobhudelei nordkoreanischer Medien für deren Diktator erinnert.
Als Beleg, dass dieser Vergleich nicht überzogen ist, sei hier Sam Altman zitiert. Der Chef des ChatGPT-Betreibers OpenAI dankte Trump, "so ein wirtschafts- und innovationsfreundlicher Präsident" zu sein. Das sei ein "erfrischender Wandel", führte Altman bei dem Dinner aus. Er prophezeite den USA unter Trump eine neue, lang andauernde Führungsrolle in der Welt. "Und das würde ohne Ihre Führung nicht geschehen." Die anderen Teilnehmer bliesen in dasselbe Horn.
Trump verspricht den Bossen zwar tatsächlich Erleichterung durch weniger Regulierung unter anderem bei Künstlicher Intelligenz. Andererseits gefährdet er durch seine Zollpolitik und die Angriffe auf Institutionen wie das Statistikbüro und die Notenbank die Grundlagen der US-Wirtschaft. Was bringt einige der reichsten und mächtigsten Unternehmensbosse der Welt dazu, sich zu Werbefiguren eines zumindest möchtegern-autoritären Herrschers degradieren zu lassen? Ist es Angst? Naivität? Oder Opportunismus? Wahrscheinlich spielt all dies eine Rolle.
Angst um Apples Gewinne könnte etwa beim Chef des iPhone-Herstellers, Tim Cook, ein Grund sein, sich Trump anzubiedern. Der Präsident hatte Cook nicht nur persönlich scharf attackiert, weil Apples Produkte auf absehbare Zeit großteils im Ausland hergestellt werden. Der Konzern leidet besonders unter Trumps Zollpolitik. Zunächst verschärfte Trump den Handelskonflikt mit China, Apples Hauptproduktionsstandort. Als Apple im Begriff war, seine Produktion nach Indien zu verlegen, belegte Trump auch diesen Standort mit einem heftigen Extra-Zoll.
Trump praktiziert selbst keine Loyalität
Andere Teilnehmer geben sich naiv. Microsoft-Gründer Bill Gates etwa behauptete, er wolle Trump vom Nutzen globaler Gesundheitsinitiativen für die USA überzeugen. Zur Erinnerung: Trump hat praktisch jede Art von Entwicklungshilfe eingestellt, die Gesundheitspolitik einem Schwurbler übertragen und verbreitet immer wieder selbst verschwörungsideologischen Unsinn über medizinische Themen wie Impfungen ebenso wie über Umwelt- und Klimaschutz. Wieder andere wie Facebook-Boss Mark Zuckerberg, sind Opportunisten, die ihre Unternehmensführung schon immer nach der gerade vorherrschenden politischen Windrichtung ausrichten.
Was auch immer die Tech-Bosse treibt: Ihr Verhalten ist nicht nur peinlich und verantwortungslos gegenüber ihrem Land, sondern auch kurzsichtig. Trump fordert zwar stets uneingeschränkte Loyalität ein, praktiziert selbst aber das Gegenteil. Wenn sie ihm nicht mehr nutzen, lässt Trump selbst seine eifrigsten Unterstützer fallen. Bemerkenswert ist in dieser Hinsicht, das Fehlen von Trumps Wahlkampfspender und Effizienzbeauftragtem Elon Musk bei der gestrigen Veranstaltung, bei der es offiziell um eines von dessen Lieblingsthemen ging: künstliche Intelligenz.
Berichten zufolge hatte auch Musk, mit dem Trump sich vor rund zwei Monaten überworfen hatte, eine Einladung zu dem Dinner erhalten, behauptete aber, er sei verhindert. Es könnte sein, dass Musk der einzige unter den Tech-Oligarchen ist, der in puncto Trump dazugelernt hat.
Quelle: ntv.de