Startup

Optimismus einer Unternehmerin "Mit KI bauen wir neue deutsche Weltmarktführer"

"Hier sieht man spannende Parallelen zur Internetblase Anfang der 2000er-Jahre."

"Hier sieht man spannende Parallelen zur Internetblase Anfang der 2000er-Jahre."

(Foto: picture alliance / CHROMORANGE)

Platzt die KI-Blase bald? Eine Frage, die sich immer mehr Menschen stellen. Besonders die enormen Investitionen in KI-Hardware wecken Zweifel. Endet der KI-Hype in den kommenden Monaten womöglich? Was spricht dafür, was dagegen und was bleibt von der KI-Zukunft? Nicole Büttner ist eine der bekanntesten KI-Expertinnen des Landes. Sie ist Gründerin und CEO der auf KI spezialisierten Firma Merantix Momentum. Sie unterstützt Startups, mittelständische Unternehmen und Konzerne dabei, mithilfe von KI nachhaltig Wert zu schaffen und Geschäftsmodelle zu transformieren. "Wir haben so viele Expertise-Felder in Deutschland", sagt Büttner im ntv-Podcast "Startup - Jetzt ganz ehrlich".

ntv.de: In den Medien und an der Börse geht die Angst vor dem Platzen der KI-Blase um. Ist das gerechtfertigt?

Nicole Büttner ist Gründerin und CEO von Merantix Momentum.

Nicole Büttner ist Gründerin und CEO von Merantix Momentum.

(Foto: privat)

Nicole Büttner: An den Aktienmärkten konnte man das sehr gut sehen, mittlerweile haben sich die Börsenkurse aber wieder erholt. Man muss trennen zwischen dem, was technologischer Hype ist, also: Was kann diese Technologie, was kann sie vielleicht auch noch nicht und wie ist die Marktreaktion darauf? Investoren fragen sich: Warum ist da noch kein Return on Investment auf viele dieser KI-Produkte, die so angepriesen werden? Hier sieht man spannende Parallelen zur Internetblase Anfang der 2000er-Jahre. Da gab es auch eine Marktkorrektur und viele Unternehmen haben nicht überlebt. Das war ein großer Schock, aber auch eine Auslese und ganz viele dieser Unternehmen sind jetzt die wertvollsten der Welt. Keiner würde sagen: Das Internet war gehyped.

Ist es am Ende einfach nur eine Frage des Geldes? OpenAI-Chef Sam Altman sagte im Frühjahr: "Ob wir nun 500 Millionen, 5 Milliarden oder 50 Milliarden Dollar pro Jahr verbrennen, mir ist das egal. Wirklich egal." Wie wollen denn Unternehmen mit weniger Geld überhaupt bestehen?

Auch hier muss man differenzieren, auf welchem Spielfeld man sich bewegt. Es gibt das Thema Chips und Infrastruktur. Da ist Nvidia führend. Dann gibt es Unternehmen wie OpenAI, die große Modelle wie ChatGPT zur Verfügung stellen. Sam Altman glaubt anscheinend, man muss viel Geld verbrennen, um das Spiel zu gewinnen. Deswegen denkt er sich: Ich kaufe mir mit viel Geld viel Marktanteil. Muss man sehen, ob das wirklich so läuft. Wir sehen auch Unternehmen, die mit weniger finanziellen Ressourcen gute Modelle bauen. Open-Source-Modelle sind ebenfalls auf dem Markt. Dann gibt es die ganzen Direct-to-Consumer- oder Business-Applications, die man auf der vorhandenen Infrastruktur und die vorhandenen Chips baut. Daran glauben wir als Investoren nach wie vor. Das bietet unglaubliches Potenzial und ist ein Spielfeld, auf dem viele Unternehmen, zum Beispiel aus Deutschland, Weltmarktführer bauen können. Auch die nächsten Jahre und Jahrzehnte.

Sie bezeichnen sich selbst als Tech-Optimistin. Sind wir in Deutschland zu kritisch mit KI?

Ich bleibe zutiefst optimistisch, was die Technologie angeht, weil ich glaube, dass sie viele der Probleme, die wir haben, lösen kann. Fachkräftemangel und auch Bildung, da kann KI unglaublich positiv sein und eine viel bessere Erfahrung für Schüler, für Bürger auf Ämtern und so weiter herbeiführen. Deswegen bin ich optimistisch, dass uns KI in eine bessere Zeit führt und sogar hilft. Diese Risikobrille abzulegen, das fällt uns Deutschen schwer. Ich denke aber immer: Ich will nicht Schiedsrichterin sein, ich will offen auf dem Spielfeld stehen und ins Tor schießen. Und mir kommt es so vor, als würden wir uns in diese Schiedsrichterrolle begeben, auch mit der Regulierung, die wir angehen.

Aber Künstliche Intelligenz braucht doch Regulierung.

Ja. Die ist gut und richtig. Trotzdem ist uns diese Lust auf Neues, diese Lust auf Paradigmenwechsel, vergangen. Das ist in den USA anders. Die sehen viel mehr Opportunitäten in Technologie. Da geht dann auch mal was schief.

Mehr zum Thema

Haben wir in Deutschland noch eine Chance, im KI-Rennen aufzuholen und mitzumachen?

Wir haben so viele Expertise-Felder in Deutschland, Life Sciences, Robotik-Produktion. Die gibt es an anderen Stellen nicht. Und wie können wir jetzt nutzen, mit KI zusammen da die nächsten substanziellen Weltmarktführer zu bauen? Und das kann natürlich auch jeder jetzige Mittelständler und Weltmarktführer diese Expertise nutzen und mit KI darauf Geschäftsmodelle aufbauen, die auch verteidigbar sind in Zukunft.

Mit Nicole Büttner sprach Janna Linke. Das Gespräch wurde zur besseren Verständlichkeit gekürzt und geglättet. Vollständig können Sie es im ntv-Podcast "Startup - jetzt ganz ehrlich" anhören.

Startup - Jetzt ganz ehrlich

Was verbirgt sich hinter der schillernden Fassade der Startup-Szene? Janna Linke weiß es. Im Podcast "Startup - Jetzt ganz ehrlich" wirft sie jede Woche einen Blick hinter die Kulissen der Gründerszene und spricht über Themen, die gerade Schlagzeilen machen. Sie ordnet ein, hakt nach. Persönlich, ehrlich und mit einem echten Mehrwert. Dafür spricht sie mit Persönlichkeiten der Szene, Expertinnen und Experten und gibt euch den absoluten Rundumblick. Gemeinsam taucht ihr tief ein in die Startup-Welt.

"Startup - jetzt ganz ehrlich" - der Podcast mit Janna Linke. Auf RTL+ und überall, wo es Podcasts gibt: Amazon Music, Apple Podcasts, Spotify, RSS-Feed

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen