Technik

Kindle-Paperwhite-Konkurrent im Test Der Tolino Shine ist sein Geld wert

Der Tolino Shine ist eine gelungene Alternative deutscher Buchhändler zu Amazons Kindle Paperwhite.

Der Tolino Shine ist eine gelungene Alternative deutscher Buchhändler zu Amazons Kindle Paperwhite.

(Foto: kwe)

Die Antwort großer deutscher Buchhändler auf den Kindle Paperwhite ist der Tolino Shine. Auch er leuchtet in der Nacht, ist aber wesentlich günstiger als Amazons E-Book-Reader. Und tatsächlich: Wer auf ein paar Extras verzichten kann, ist mit dem Tolino bestens bedient.

Spätestens mit dem Kindle Paperwhite haben die E-Book-Reader ihr Schattendasein beendet und ersetzen schon in vielen Haushalten das Bücherregal oder bilden zumindest eine praktische Ergänzung für Freizeit und Urlaub. Auch Thalia, Weltbild, Hugendubel, Bertelsmann und die Deutsche Telekom haben dies erkannt und eine Allianz gebildet, um Amazon das Geschäft mit den elektronischen Büchern nicht kampflos zu überlassen. Das Ergebnis: der Tolino Shine, der zum Kampfpreis von 99 Euro gegen den rund 30 Euro teureren Kindle Paperwhite (WLAN-Modell) antritt.

Links der Kindle Paperwhite, rechts der etwas höhere Tolino Shine.

Links der Kindle Paperwhite, rechts der etwas höhere Tolino Shine.

(Foto: kwe)

Der erste Eindruck des Tolino ist rundweg gut. Der E-Book-Reader ist mit 175 x 116 x 9,7 Zentimetern angenehm klein und liegt auch mit 183 Gramm schön leic ht in der Hand. Das in samtigen Kunststoff gehüllte Gerät fühlt sich angenehm rund an und ist gut verarbeitet. Zum Vergleich: Der Kindle Paperwhite hat die Maße 169 x 117 x 9,1 Millimeter und wiegt 213 Gramm.

Intern bietet der Tolino zwei Gigabyte Speicherplatz, was bereits für rund 2000 E-Books reichen soll. Wer mehr braucht, kann ihn mit microSD-Karten erweitern. Der Steckplatz dafür befindet sich unten hinter einer etwas fummeligen Klappe, wo man auch dem USB-Anschluss findet.

Bildschirm-Patt

Beide Geräte haben ein 6 Zoll großes E-Ink-Display und bieten mit 213 beziehungsweise 212 dpi auch die gleiche Auflösung. Das Auge erkennt so keinen nennenswerten Unterschiede im Schriftbild der beiden E-Book-Reader.

Die Klappe, die Micro-USB-Stecker und microSD-Karteneinschub abdeckt, ist zwar etwas fummelig, erfüllt aber ihren Zweck.

Die Klappe, die Micro-USB-Stecker und microSD-Karteneinschub abdeckt, ist zwar etwas fummelig, erfüllt aber ihren Zweck.

(Foto: kwe)

Auch bei der Beleuchtung kann der Tolino mit dem Paperwhite locker mithalten. Sein Bildschirm ist gleichmäßig ausgeleuchtet und auf höchster Stufe erstra hlt der Hintergrund tatsächlich fast papierweiß. Praktisch ist beim Shine, dass man die Beleuchtung über einen Schalter oben rechts komplett abschalten kann. Das schont bei Tageslicht den Akku, der aber auch bei beleuchtetem Display einige Tage durchhält.

Interessanterweise hat der Test-Tolino auch die gleichen kleinen Probleme wie der Paperwhite: Am unteren Bildschirmrand zeigen sich kleine Schattentropfen, die zwar beim Lesen nicht die Schrift erreichen, aber trotzdem ein bisschen stören. Sie sind allerdings so schwach, dass sie auf dem Vergleichsbild nicht zu sehen sind.

Bei der Beleuchtung schneiden beide E-Book-Reader gleich gut ab.

Bei der Beleuchtung schneiden beide E-Book-Reader gleich gut ab.

(Foto: kwe)

Der Touchscreen des Tolino reagiert für einen E-Book-Reader zufriedenstelle nd, aber einen Tick langsamer als der des Kindle. Im Lese-Alltag, wo man den Bildschirm eigentlich nur zum Umblättern berührt, spielt dies aber keine Rolle.

Er tut nur das Nötigste, aber gut

Für die meisten Nutzer dürfte es auch kaum ins Gewicht fallen, dass der Shine kein integriertes Wörtebuch bietet und keine Infos von Wikipedia abrufen kann. Wichtiger ist, dass man über ein Symbol Lesezeichen setzen und nach einem langen Tipper Markierungen und Notizen anfügen kann. Bereiche lassen sich dabei bequem per Schiebemarker markieren.

In E-Books kann man beim Tolino Shine einfach Markierungen setzen und Notizen erstellen.

In E-Books kann man beim Tolino Shine einfach Markierungen setzen und Notizen erstellen.

(Foto: kwe)

Multitouch-Gesten beherrscht der Tolino nicht. Man kann die Schriftgröße also nicht per Spreizbewegung von Daumen und Zeigefinger vergrößern oder verkleinern. Dafür muss man ins Menü gehen, wo man außerdem aus sechs Schriftarten wählen und Zeilenabstand, Textausrichtung und Seitenränder verändern kann. Außerdem ist es möglich, nach Begriffen in einem Buch oder Dokument zu suchen.

Telekom speichert und synchronisiert

Als weitere Extras bietet die Kindle-Alternative einen Internet-Browser und die Telekom-Cloud, die als zusätzlicher Speicher dient und Inhalte zwischen Geräten synchronisiert. Dank der Kooperation mit der Telekom, stehen auch deren WLAN-Hotspots bundesweit gratis zur Verfügung. Außerdem gibt's eine schlichte Möglichkeit, mit seinen Facebook-Freunden Kontakt aufzunehmen. Man kann aber nur Titel empfehlen. Mit dem Tolino ist es nicht möglich, Textpassagen zu posten.

Tolino viel offener als Kindle

Der Tolino Shine hat auch einen Internet-Browser an Bord.

Der Tolino Shine hat auch einen Internet-Browser an Bord.

Bücher kommen per WLAN-Verbindung oder USB-Kabel und PC auf den Tolino. Dabei schluckt der Reader im Prinzip aus jeder beliebigen Quelle E-Books im gebräuchlichen ePub-Format, PDFs - jeweils auch mit Adobe-Kopierschutz (DRM) - und TXT-Dateien. Unter anderem kann man so auch Titel aus Online-Bibliotheken ausleihen. Damit ist das Gerät weit vielseitiger und offener als die Kindle-Reader, die ePub-Bücher und Adobe-D RM nicht akzeptieren. Amazon will, dass man nur in seinem Shop einkauft. Und natürlich gestattet der Online-Riese nicht, dass seine E-Books auf anderen Readern zu lesen sind.

Die Unternehmen, die den Tolino verkaufen, sind aber auch nicht ganz uneigennützig: Es ist ausschließlich der Shop des Buchhändlers installiert, bei dem man den Reader erworben hat. Das Kalkül dürfte aufgehen, denn die Angebote sind fast identisch und am bequemsten kauft man beim installierten Shop direkt über den Startbildschirm. Einzige Bremse: Man muss sich zunächst dort anmelden.

Möchte man bei der Konkurrenz zuschlagen, kann man entweder den integrierten Browser nutzen und sich Bücher aus deren Shops herunterladen oder den Umweg über den Rechner machen und sie sich per USB-Kabel oder microSD-Karte auf den Tolino holen.

Für viele die bessere Alternative

Die kleine Einschränkung beim freien Kauf von E-Books ist ebenso wie der geringere Funktionsumfang vermutlich für die meisten Nutzer akzeptabel, die einfach nur Bücher kaufen, herunterladen und unabhängig vom Umgebungslicht lesen möchten. Für sie ist der Tolino Shine derzeit der beste E-Book-Reader.

Quelle: ntv.de

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