Technik

Sperre von Safari-Browser ausgetrickst Google schmuggelt Cookies

Hat Google absichtlich unerwünschte Werbe-Cookies verteilt?

Hat Google absichtlich unerwünschte Werbe-Cookies verteilt?

(Foto: Wikipedia/Leah Lansin and Lyssa Moyer/Google)

Wieder Aufregung um Google und den Datenschutz: Der Internet-Konzern hebelt angeblich die Datenschutz-Einstellungen in Apples Browser Safari aus, um Tracking-Cookies von Werbefirmen setzen zu können. Google spricht von einem Versehen. Unterdessen knüpft sich Stiftung Warentest die neuen Datenschutzbestimmungen des US-Unternehmens vor.

Google hat angeblich systematisch die Datenschutz-Einstellungen in Apples Safari-Browser umgangen. Auf den iPhones, iPads und Computern landeten durch eine Manipulation ohne Zustimmung der Nutzer sogenannte Tracking-Cookies, kleine Dateien, mit denen sich das Verhalten im Netz teilweise nachverfolgen lässt. Google betonte nach einem Bericht des "Wall Street Journal", es seien keine persönlichen Informationen erfasst worden. Auch mehrere andere Online-Werbefirmen fielen bei den Recherchen der Zeitung damit auf.

Der Internet-Konzern betonte, man habe lediglich auf allgemein bekannte Weise Safari-Einschränkungen umgehen wollen, damit angemeldete Google-Nutzer den vollen Funktionsumfang hätten. "Der Safari-Browser beinhaltete jedoch eine Funktionsweise, die daraufhin auch das Setzen anderer Google Werbe-Cookies im Browser zuließ. Damit haben wir nicht gerechnet." Google habe jetzt damit begonnen, diese Werbe-Cookies aus Safari-Browsern zu entfernen. Ein Apple-Sprecher sagte der Zeitung, Apple arbeite an einer Lösung, um die Umgehung der Datenschutzeinstellungen zu unterbinden.

Die Kontroverse hat mit der Funktionsweise von Safari zu tun. Der Apple-Browser lässt - anders als etwa Firefox, Chrome oder Internet Explorer - standardmäßig keine Cookies von Drittanbietern wie etwa Online-Werbefirmen zu. Als Google vergangenes Jahr nach dem Vorbild des "Gefällt mir"-Buttons von Facebook seinen eigenen "+1"-Knopf startete, hatte der Internet-Konzern bei Safari ein Cookie-Problem.

Werbe-Cookies angeblich nicht geplant

Google erklärt sein Vorgehen so: "Um diese Features zu ermöglichen, haben wir eine temporäre Verbindung zwischen Safari-Browsern und Google-Servern hergestellt, um feststellen zu können, ob ein Safari-Nutzer bei Google eingeloggt war und diese Art der Personalisierung zugelassen hat." Die Informationen seien dabei anonymisiert geflossen. Die persönlichen Informationen der Nutzer seien damit von den Inhalten, die sie im Internet aufgerufen haben, getrennt worden. Dass auf diese Weise aber auch die Tür für viele Werbe-Cookies geöffnet wurde, sei nicht geplant gewesen.

Nach Darstellung der Zeitung hat Google Safari letztlich ausgetrickst: Der Apple-Browser lasse Cookies von Drittanbietern zu, wenn ein Nutzer bewusst mit der Werbung interagiere. Also hätten die Anzeigen  Software-Code enthalten, der Safari vorgaukelte, dass ein Nutzer eine Anfrage an Google geschickt habe. Deshalb habe der Browser Google dann erlaubt, ein Cookie zu setzen. Den Code soll Google im +Button versteckt haben.

Die Zeitung berief sich auf Erkenntnisse des Wissenschaftlers Jonathan Mayer von der Stanford University, die durch einen Experten des "Journal" bestätigt worden seien. Auch bei Werbefirmen wie Vibrant Media, Media Innovation Group und PointRoll sei entsprechender Code in den Werbeanzeigen gefunden worden.

Im Test des "Wall Street Journal" fanden die Experten den umstrittenen Code unter den hundert populärsten Websites in den USA auf 22 Sites mit dem Safari-Browser auf dem Mac und auf 23 Angeboten mit der mobilen Safari-Version auf dem iPhone.

Suchmaschinenexperte John Battelle sieht einen Teil der Verantwortung zugleich bei Apple, weil der Safari-Browser im Umgang mit Cookies so anders sei als der Rest des Netzes und Entwickler zu Umgehungs-Lösungen zwinge.

Stiftung Warentest kritisiert neue Richtlinien

Unterdessen legt sich in Deutschland auch Stiftung Warentest mit dem Internet-Riesen an. Sie behauptet, Googles neue Datenschutzbestimmungen seien zu vage formuliert und räumten dem Unternehmen weitreichende Rechte ein, die nach deutschem Recht angreifbar seien.

Die neue Datenschutzerklärung sei zwar verständlicher als ihre Vorgänger, in ihr wimmle es aber "geradezu von äußerst dehnbaren Formulierungen wie 'möglicherweise' (15 Mal) und 'gegebenenfalls' (zehn Mal)." Stiftung Warentest rät Nutzern ihre Aktivitäten auf verschiedene Dienste verschiedener Anbieter zu verteilen

Quelle: ntv.de, kwe/dpa

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