Erst Milliardenumsatz, bald Konsolenkiller? Valves kalkulierte Steammachine-Attacke
08.01.2014, 08:38 Uhr
Schnittig: Das Modell von Alienware.
(Foto: Valve)
"Es wird schwer für sie, uns einzuholen", tönt Gabe Newell. Der Valve-Boss spricht über Microsoft; er meint auch Sony und Nintendo. In Las Vegas präsentiert er zwölf Steammachines. PC-Hardware mit einem Controller, der Playstation und Xbox das Fürchten lehren soll - aus gutem Grund.
"Steammachine" heißt die Hardware, die das Spielen am Personal Computer zukunftsfähig machen soll. Das zumindest ist der Plan von Valve. Das US-Unternehmen ist Betreiber von Steam, der größten einschlägigen digitalen Vertriebsplattform für PC, Mac und Linux. Sie ist für das Unternehmen überlebenswichtig. Der Jahresumsatz des Portals lag 2012 bei geschätzten 1,1 Milliarden US-Dollar.
Bei der Consumer Electronics Show in Las Vegas hat Valve-Chef Gabe Newell nun die erste Hardware präsentiert: Mindestens zwölf Anbieter setzen auf das Konzept, darunter auch Alienware, der deutsche Versandhandel Alternate sowie der asiatische Hardware-Hersteller Gigabyte. Die Preise reichen von rund 500 US-Dollar bis 6000 US-Dollar und werden sich in Euro vermutlich im ähnlichen Bereich bewegen.
Valve setzt auf Offenheit - alles, was es für eine Steammachine braucht, sind ein PC und das auf Linux basierende Betriebssystem SteamOS. Und das gibt es gratis zum Download. Mit SteamOS will Valve die Grenzen zwischen PC-Gaming und Fernseher einreißen, der Computer soll die Spielkonsolen endlich das Fürchten lehren.
Vielseitige Box
Das Betriebssystem kann für unterschiedliche Hardware konfiguriert werden. Rund 250 Spiele für Linux gibt es derzeit auf Steam. Dazu kommt das riesige PC- und Mac-Portfolio. Der Clou an der Steammachine: Sie ist nicht nur eine unabhängig funktionierende Konsole, sondern auch Streaming-Plattform für PC und Mac. Sämtliche Spiele, die ein Nutzer über die Vertriebsplattform auf seinem Computer gekauft und installiert hat, können übers Heimnetzwerk einfach auf den Fernseher geworfen werden.
In vielen Ländern geht der Anteil der PC-Spieler zurück, dafür steigen die Umsätze bei den Konsolen. Nun ist die neue Generation von Microsoft, Nintendo und Sony auf dem Markt, was sie hardwareseitig erst einmal außer Gefecht setzt. Denn mehr als alle paar Jahre kommt keine neue Spielkonsole auf den Markt; für mehr sind die Entwicklungszyklen zu lang.
Vor allem die Steuerung war bislang Streitpunkt zwischen passionierten PC- und Konsolenanhängern. Und so gibt es einen von Valve entwickelten Controller, der mit zwei Touchpads statt Analogsticks versehen ist und damit die typische Maus-Tastatur-Steuerung des PCs simulieren können soll. Dazu kommt ein Touchscreen in der Mitte. Über ein Konfigurationsmenü wird die Tastenbelegung des Controllers einfach selbst bestimmt. Damit sollten auch ältere Titel ohne Gamepad-Unterstützung problemlos spielbar sein. Erste Eindrücke von Betatestern sind positiv.
Zukunftsmarkt China
Für Valve ist es eine komfortable Situation. Die Hardware-Hersteller können sich mit dem Namen Steam schmücken und hoffen auf höhere Umsätze, Steam wird womöglich noch mehr Kunden gewinnen - oder mindestens seine derzeitigen an sich binden. Genau das wird wohl auch der Grund sein, warum Valve den relativ risikoarmen Einstieg in den Hardwaremarkt wagt.
Ein Journalist in Las Vegas fragte Valve-Chef Newell, ob die Steammachine die Zahl von drei Millionen verkauften Xbox One noch einholen könne. Newells Antwort: "Ich denke eher es wird schwer für sie, uns einzuholen, denn wir sind bei 65 Millionen." Er bezog sich dabei auf die Zahl der registrierten Steam-Nutzer.
10.000 Kilometer entfernt in Peking hob die chinesische Regierung derweil das Verkaufsverbot von ausländischen Spielkonsolen nach 14 Jahren auf. Unter welchen Bedingungen die Wettbewerber nun einsteigen dürfen und für wie lange, ist nicht klar. Wichtig ist das riesige Land ohne Zweifel: Im vergangenen Jahr wuchs der nun fast 14 Milliarden US-Dollar große Markt um 38 Prozent. Microsoft, Nintendo und Sony wollen sich das bestimmt nicht entgehen lassen. Und Valve? Ist vorbereitet: Steam gibt es bereits auf Chinesisch.
Quelle: ntv.de