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Nicht sportlich, aber bequem Erste Fahrt im neuen Range Rover Sport P510e

Der neue Range Sport besticht durch feine Eleganz - vor allem in dem dezenten Lackton "Varesine Blue".

Der neue Range Sport besticht durch feine Eleganz - vor allem in dem dezenten Lackton "Varesine Blue".

(Foto: Patrick Broich)

Sportlich war der Range Rover Sport auch im Jahr 2005 nicht, als er debütierte. Jetzt schickt sich die dritte Generation an, ihre menschliche Fracht nicht sportlich, dafür sanfter denn je an jegliche Ziele zu bringen. ntv.de hat die jüngste Variante nun ausgeführt - in der starken PHEV-Version.

Die Neugierde ist groß, da steht er nun - der neue Range Rover Sport. Nachdem man den ebenfalls ziemlich frischen Range Rover der klassischen Baureihe mittlerweile hin und wieder sogar schon auf hiesigen Straßen sieht, tröpfelt die zehn Zentimeter kürzere Ausgabe in homöopathischen Dosen aus den Produktionshallen des Land-Rover-Stammwerks Solihull zwischen Birmingham und Coventry. Noch ist der große Offroader rar, das große Zulassungsfeuerwerk wird es - wenn überhaupt - erst nächstes Jahr geben. Kein Wunder, dass der Testwagen noch mit britischem Kennzeichen durch Deutschland rollt.

Derart üppige Sessel wie im Range Rover Sport gibt es fast nirgends. Sie spenden außergewöhnlich guten Fahrkomfort.

Derart üppige Sessel wie im Range Rover Sport gibt es fast nirgends. Sie spenden außergewöhnlich guten Fahrkomfort.

(Foto: Patrick Broich)

Gut so, auf diese Weise darf ntv.de bereits vorfühlen und sich einen Eindruck verschaffen. Und der erste Eindruck ist: Das stattliche britische Geländetrumm mutet an wie ein Flokati auf Rädern. Dazu empfiehlt sich ein kurzer Blick auf die üppig-hohen Polster der luxuriös aussehenden Sessel von der Seite - dieses Substantiv wird in exakt diesem Kontext immer wieder gebraucht, aber selten war es so zutreffend wie hier.

Und wer jetzt denkt, die anschmiegsam-weichen Oberflächen seien aus Leder, der irrt sich. In Wahrheit handelt es sich um ein veganes Ersatzmaterial, das sich zwar als Lederersatz identifizieren lässt mit seiner Mikrofaserstruktur, aber keinen Deut weniger edel aussieht als echte Rindshaut. Der auf den Namen "Ultrafabrics" hörende Werkstoff wirkt absolut wertig. So wertig gar, dass Land Rover sich nicht schämt, viel damit im Innenraum des Range Rover zu beziehen, beispielsweise die komplette Armaturentafel.

32-kWh-Akku lässt sich auch schnellladen

An Platz mangelt es in der zweiten Reihe wohl kaum.

An Platz mangelt es in der zweiten Reihe wohl kaum.

(Foto: Patrick Broich)

Aber jetzt wird gestartet - und zwar zunächst rein elektrisch. Denn der Brite bringt mit doppeltem Antrieb zwar ziemlich unsportliche 2,8 Tonnen auf die Waage, doch in dieser Masse enthalten ist eine ziemlich große Batterie von rund 32 kWh Kapazität. Damit kann man bequem mehr als 100 Kilometer lautlos zurücklegen - so wird der Plug-in-Hybrid tatsächlich seiner Rolle gerecht, ihn in auch in der Praxis häufig elektrisch bewegen zu können und nicht nur auf dem Papier. An den elektrischen Fahrleistungen gibt es nichts zu kritteln, mit 142 PS elektrischer Leistung schiebt der Allradler beflissen. Dank CCS-Anschluss lässt sich der Stromspeicher mit 40 kW wieder vollpumpen - nach 60 Minuten stehen also erneut etwa 110 Kilometer elektrische Reichweite zur Verfügung.

Üppige 23-Zöller gehen fast unter in den großzügigen Radkästen des Range Rover.

Üppige 23-Zöller gehen fast unter in den großzügigen Radkästen des Range Rover.

(Foto: Patrick Broich)

Doch das Schöne an der Fortbewegung mit dem Range Rover Sport lässt sich nicht allein auf die Antriebsart reduzieren. Es ist diese Melange aus den Fertigkeiten des Fahrwerks sowie der Leistung der beiden Maschinen gemeinsam, die das Erlebnis mit dem Geländegänger spannend macht. Schon nach den ersten Metern stellt sich heraus: Komfortabler als mit dem Range Rover Sport kann man kaum unterwegs sein. Er bügelt wellige Pisten mit seiner serienmäßigen Luftfederung derart wirkungsvoll glatt, dass man sich in dieser Sekunde kein besseres Auto für lange Strecken vorstellen könnte - und das trotz der riesigen beim Testwagen montierter 23-Zöller.

Nach ein paar elektrisch gefahrenen Kilometern steigt allerdings der Reiz, auch mal den Verbrenner hinzuzuholen. Immerhin steht die Modellbezeichnung "P510" für die exakte Anzahl der verfügbaren Pferdestärken - allerdings gilt das für die gemeinsame Power aus der Vereinigung von Elektromotor und dem Dreiliter-Reihensechszylinder. Und hierin steckt gleichzeitig auch eine Brisanz. Weil es für die Ingenieure, genauer, für die Spezialisten der Betriebsstrategie (über dieses Thema haben schon manche Maschinenbauer promoviert) Schwerstarbeit bedeutet, die beiden Triebwerke und auch noch das Achtgang-Automatikgetriebe harmonisch miteinander arbeiten zu lassen, lohnt es sich, das Resultat genauer unter die Lupe zu nehmen.

Unter Volllast wird es doch noch sportlich

Potente Auspuffendrohre geben einen Hinweis darauf, dass auch ein Plug-in-Hybrid emotional sein kann.

Potente Auspuffendrohre geben einen Hinweis darauf, dass auch ein Plug-in-Hybrid emotional sein kann.

(Foto: Patrick Broich)

Und siehe da - die Entwickler haben saubere Arbeit geleistet. Zugkraftunterbrechungen sind so gut wie nicht existent, der sämig klingende Sechsender wird je nach Lastanforderung nahezu unmerklich an- oder abgeworfen. Und seine Fahrstufen wechselt der Automat maximal ruckfrei. Unter Volllast entwickelt der Range Rover Sport dann übrigens doch noch eine sportive Note - nämlich, wenn er druckvoll sowie unter sonorem Grollen der 100-km/h-Marke auf dem virtuellen Tacho entgegenstürmt. Ist nach 5,4 Sekunden erledigt. Der Vorwärtsdrang endet erst bei 241 Sachen.

Ach ja, für ein Schwergewicht dieses Kalibers fetzt der Range noch ganz ordentlich über kurviges Landstraßengewühl. Ein serienmäßiger Wankausgleich fördert querdynamische Fertigkeiten. Außerdem unterstützt die ebenfalls obligatorische Allradlenkung. Letztere frappiert allerdings noch mehr in urbanen Gefilden. Durch den Einschlag der Hinterräder schrumpft der Wendekreis auf unter elf Meter - damit rangiert sich der 4,95 Meter-Liner ähnlich simpel wie ein Kompaktwagen.

Allerdings haben so viel Power und Dynamik auch ihren Preis an der Tankstelle - dynamische Fahreinlagen im hybridischen Betrieb können auch mal zwölf oder mehr Liter (je 100 Kilometer) Superbenzin verschlingen - an dieser Stelle freuen sich Häuslebesitzer mit Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Rollt der Range jedoch moderat auf der Autobahn vor sich hin, gehen die Werte deutlich zurück und rangieren diesseits der Zehnliterschwelle.

So ganz nebenbei ist der Range Rover Sport auch noch ein ziemlich nutzwertiger Hochleistungsbergsteiger mit Features wie aktivem Sperrdifferenzial an der Hinterachse, Geländereduktion sowie Mitteldifferenzialsperre. Die Wattiefe beträgt fast einen Meter - so tiefe Pfützen muss man hierzulande erst einmal finden. Aber dafür kommt der multifunktionsfähige Neuling mal mit einer wirklich seltenen Fähigkeit um die Ecke. Denn während die meisten Plug-in-Hybride bei der Anhängelast wortwörtlich in die Knie gehen, darf der Nobelgeländewagen mit teilelektrischem Antrieb satte drei Tonnen schleppen.

Assistenten und Infotainment im Überfluss

Mit rund 1900 Litern Kofferraumvolumen wird der Brite zum Lademeister.

Mit rund 1900 Litern Kofferraumvolumen wird der Brite zum Lademeister.

(Foto: Patrick Broich)

Nach der Pflicht nun die Kür. Elektrisch per Schalter im Kofferraum die Rücksitzlehnen umklappen zu können, ist ein kleiner Komfortboost. Und die kleine Schalterreihe hält auch noch zwei Knöpfchen bereit, mit denen man das Heck kurzerhand absenken kann, um besseren Zugang zum Gepäckabteil (mit potenziellen 1860 Litern Gepäckraumvolumen) zu erhalten.

Abschließend noch ein Wort zum weiterentwickelten Infotainment-System mit schier nicht enden wollender Displaymenge (ob der aufgesetzte Touchscreen architektonisch gefällt oder nicht, mag jeder für sich selbst entscheiden) inklusive Head-up-Display. Wobei das Navigationssystem Markenkennern immerhin keine Rätsel aufgibt.

Die Innenarchitektur mit dem aufgesetzten Screen ist gewöhnungsbedürftig, allerdings mutet die Materialverarbeitung solide an.

Die Innenarchitektur mit dem aufgesetzten Screen ist gewöhnungsbedürftig, allerdings mutet die Materialverarbeitung solide an.

(Foto: Patrick Broich)

Man kann alternativ auf das Sprachsystem ausweichen - allerdings ist der Wettbewerb hier durchweg leistungsfähiger. Befehle werden trotz vielfacher Wiederholung nicht verstanden. Am Mikrofon kann es kaum liegen, denn Siri (die Apple-Spracherkennung) funktioniert einwandfrei und erkennt beispielsweise die angeforderten Navigationsziele tadellos.

An Assistenzen mangelt es übrigens ebenso wenig wie an Leistung. Freilich also gibt es das volle Paket von der autonomen Notbremsung über assistierte Einparkfeatures plus Erkennung, ob Verkehr quert in welcher Formation auch immer, bis hin zum teilautomatisierten Fahren. Immerhin: Den Technikern ist die Feinabstimmung des adaptiven Tempomaten inzwischen besser gelungen. Selbsttätig bis zum Stillstand abzubremsen, klappt jetzt weitgehend ruckfrei.

Kein Sparangebot

Der wie ein Sitzmöbel aussehende Schalter für die hintere Sitzverstellung findet sich inmitten der elegant aussehenden Karbontäfelung der Fondtür.

Der wie ein Sitzmöbel aussehende Schalter für die hintere Sitzverstellung findet sich inmitten der elegant aussehenden Karbontäfelung der Fondtür.

(Foto: Patrick Broich)

Wenn jetzt nicht noch das klitzekleine Problem mit dem Grundpreis wäre - der erfordert angesichts 138.500 Euro für den P510e propere Finanzkräfte. Auch wenn der PHEV ab 2023 zumindest nicht mehr bei der Anschaffung bezuschusst wird, so können erfolgreiche Selbstständige oder Angestellte mit Dienstwagenanspruch dennoch profitieren. Und zwar von der Dienstwagensteuer - wer seinen privaten Fahranteil pauschal besteuert, kann das auf Grundlage des halbierten Bruttolistenpreises tun und auf diese Weise drastisch an monatlichen Kosten sparen.

Ein Sparangebot ist der Range Rover Sport leider nicht, da ist es auch nur ein schwacher Trost, dass das Basismodell schon ab 93.000 Euro (249 PS starker Sechszylinder-Diesel mit drei Litern Hubraum) startet. Am oberen Ende der Preisliste rangiert der 530 PS starke Achtzylinder-Benziner zum Grundtarif von 142.600 Euro. Und auch mit der ab 2024 erhältlichen rein elektrisch angetriebenen Version dürfte man wohl kaum günstig wegkommen.

Quelle: ntv.de

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