Die Tochter aus dem Querbaukasten Skoda Fabia jetzt sexy und teilverlinkt
15.10.2014, 09:48 Uhr
Neben den vielen neuen Features kann der Fabia auch optisch mit zwei Farben und entsprechenden Felgen aufgewertet werden.
(Foto: Holger Preiss)
Seit Jahren erfreut sich der Skoda Fabia unter den Kleinwagen größter Beliebtheit. Mit der Neuauflage des Tschechen dürfte sich der Erfolgsgeschichte ein weiteres Kapitel anschließen, denn er überzeugt bei einer ersten Testfahrt in fast allen Belangen.
Würde man dem Skoda Fabia unterstellen, er sei ein Mädchen - diese Vermutung lässt der Name durchaus zu - dann müsste man anerkennen, dass sich die junge Dame nach der Pubertät von ihrem Babyspeck verabschiedet hat und nun deutlich schärfer daherkommt. Erwachsener eben und natürlich sexyer. Chefdesigner Jozef Kaban hat dem fünftürigen Fabia ein Kleid angezogen, das erstmals die neue Formensprache der vielbeachteten Designstudie "Skoda Vision C" aufgreift. Mit einer scharfen Charakterlinie, die sich vom Frontkotflügel bis zum Heck zieht, betont er die Figur der kleinen Tschechin. Auffällig sind auch die eckigen Scheinwerfer mit Lidstrich und den schon aus dem Octavia bekannten Wimpern. Diese Optik, so Kaban damals, sei eine Reminiszenz an die tschechische Glasbläserkunst. Und tatsächlich wirken die großen Strahler und die darunter liegenden Nebelscheinwerfer beim Fabia ein wenig wie Kristalle. Auch in der klaren horizontalen Gliederung des Hecks kann man die Formen der Studie wiederfinden. Auch wenn Kaban betont, dass er auf gar keinen Fall mit seinem Design für Furore sorgen will. Bodenständig, einfach und vor allem zeitlos soll es sein. Wer doch mehr will, der hat die Möglichkeiten, über Zweifarbigkeit und Extra-Felgen den kleinen Tschechen zu individualisieren.
Innovation für den Innenraum
Aber nicht nur an der Außenhaut des 3,92 Meter kurzen Tschechen haben die Designer gearbeitet. Der Innenraum erinnert jetzt stärker an das wertige Cockpit des Konzernbruders Polo. Zwar hat sich Skoda nicht vollständig von der schlichten, grauen Hartplastik verabschiedet, aber die Struktur verbessert und damit optische eine Wertigkeit geschaffen. Auch dem Knöpfchenwust hat man in Mladá Boleslav den Kampf angesagt und sich letztlich von ihm verabschiedet. Vielmehr setzen die Tschechen jetzt auf Klavierlack-Akzente und ein ordentliches 6,5-Zoll-TFT-Farbdisplay mit Touchscreen in der Mittelkonsole. Über die Mirror-Link-Technologie kann hier auch das Smartphone gekoppelt und dessen Apps auf den Bildschirm übertragen und bedient werden. Vorerst können sich aber nur die Nutzer eines HTC-Smartphones über diesen Service freuen. Nutzer anderer Android-Geräte und iPhone-Besitzer sind bis auf weiteres außen vor. Das System bietet zudem ein Radio inklusive RDS und einen Image-Viewer. Auch die Kopplung des Smartphones über Bluetooth ist möglich.
Wen in Zeiten von WhatsApp und Co doch noch eine SMS erreicht, der kann sie sich im Display anzeigen lassen. Die wichtigste Funktion ist für die Fahrer aber wohl die der Navigationsmöglichkeit. Über eine App kann die Routenführung auf das Display übertragen werden. Hier gilt aber: Je schneller der Prozessor des Smartphones, desto genauer ist die Routenführung. Und noch etwas: Die deutsche Stimme der Navi-App heißt Katrin. Die sorgt für reichlich Unterhaltung, denn sie lispelt die Fahrdaten ganz im Sinne des stolpernden Steins über die Lautsprecherboxen. Das ist aber egal, denn es bringt die Insassen des Fabia für insgesamt 640 Euro mit breitem Grinsen ans Ziel. Zusatzkosten entstehen lediglich für das Kartenmaterial, aber auch das lässt sich verschmerzen. Insgesamt kostet der Kartensatz für ganz Europa laut Skoda um die 25 Euro. Darin enthalten sind aber auch alle folgenden Karten-Updates.
Neuer Dreizylinder kann beeindrucken
Neben dem neuen Design und Mirror-Link hat sich in der dritten Generation des Fabia aber auch technisch einiges getan: 65 Kilogramm weniger Gewicht sollen zusammen mit effizienteren Motoren zu 17 Prozent weniger Verbrauch führen. Dazu tragen auch die neuen Triebwerke bei, die jetzt unter der Haube stecken. Das sind Drei- oder Vierzylinder, die bislang nicht im Fabia angeboten wurden. Insgesamt reicht das Leistungsband von 65 PS bis 105 PS. Wobei auch hier ein respektabler Abstand zum Bruder aus Wolfsburg gelassen wurde. Sparsamster Motor ist laut Datenblatt der 1,4-Liter-Diesel mit 75 PS, der in der Green-Line-Ausführung nur 3,1 Liter verbrauchen soll und lediglich 82 g CO2/km an die Umwelt abgibt. Den gibt es aber zum Marktstart noch nicht, der wird ab Januar 2015 nachgereicht. Wichtig ist, dass alle Motoren des neuen Fabia die EU6-Norm erfüllen.
Bei einer ersten Testfahrt fiel besonders ein Triebwerk positiv auf: die leistungsgesteigerte Variante des 1,0 MPI mit 75 PS. Der Dreizylinder wurde für den Fabia in Tschechien entwickelt und glänzt mit einer ausgezeichneten Laufkultur und einem sehr spontanen Ansprechverhalten. Mit seinen 95 Newtonmeter Drehmoment fräst er keine Riefen in den Asphalt, bewegt den knapp eine Tonne schweren Fabia aber ordentlich voran. Den Benzinverbrauch gibt der Hersteller mit 4,8 Liter auf 100 Kilometer an. In der Testrunde standen nach über 150 Kilometern 6,8 Liter auf der Uhr. Das geht aber in Ordnung, denn wie immer gilt es, den individuellen Fahrstil und entsprechenden Gebrauch zu berücksichtigen.
Fünf Gänge und eine Grenze
Einziger Wermutstropfen ist das Fünfganggetriebe. Nicht, dass es sich schlecht schalten ließe. Ganz im Gegenteil. Geradezu leichtfüßig schlüpft der Schalter durch die Gassen. Dennoch wünscht man sich gerade auf langen Geraden einen sechsten Gang. Die flotte Schaltkulisse erfreut auch auf sehr bergigen und kurvenreichen Strecken. Denn der Fabia brilliert gerade in diesem Terrain auch wegen seiner ausgezeichneten Kurvenstabilität. An seine Grenzen stößt der Motor lediglich an langen Steigungen. Hier muss dann von Gang fünf auf vier, wenn nicht sogar auf drei runtergeschaltet werden. Dieser Umstand lässt auch ahnen, dass, wenn die Bude richtig voll ist, Rekordzeiten nicht mehr zu erreichen sind. Nur mit dem Fahrer beschwert, beschleunigt der Tscheche in dieser Motorisierung in 14,7 Sekunden auf Tempo 100 und bringt es bis auf eine Spitzengeschwindigkeit von 172 km/h. In der Grundausstattung kostet der Fabia mit dieser durchaus empfehlenswerten Motorisierung 12.490 Euro.
Fabia bleibt Simply Clever

330 Liter Kofferraumvolumen sind eine Bestmarke. Leider legt sich die Rückenlehne nicht ganz flach um.
Dieser Preis lässt sich aber mit nützlichen Extras aus den Regalen des VW-Konzerns leicht nach oben korrigieren. So gibt es unter anderem eine elektromechanische Servolenkung, die einen präzisen Kurvenlauf ermöglicht, einen Notbremsassistenten für den Stadtverkehr und einen Müdigkeitswarner. Wie bei Skoda üblich, überzeugt auch der Fabia mit vielen praktischen Details. Insgesamt sollen es 17 sein, verspricht Skoda.
Wie beim Octavia und Rapid versteckt sich ein Eiskratzer im Tankdeckel, es gibt eine Handytasche im Sitz, einen Mülleimer in der Türinnenverkleidungen und extra viele Ablagen. Wobei besonders die für Flaschen zu nennen sind. Allein in den Türen verschwinden vier und eine Literflasche kann auch noch im Handschuhfach verstaut werden. Optional kann ein doppelter Ladeboden für den Kofferraum geordert werden. Bereits in der Einstiegsversion "Active" verfügt der Kleinwagen unter anderem über Zentralverriegelung, getönte Scheiben und eine Multikollisionsbremse, die das Fahrzeug nach einem Unfall zum Stillstand bringen soll.
Die erste Tochter mit MQB
Aber nicht nur mit neuer Technik und neuem Design will sich die neue Generation des Skoda Fabia an die Spitze des Kleinwagen-Segments setzen. Der Tscheche darf nämlich früher als seine Modellbrüder VW Polo und Seat Ibiza die neue Baukasten-Architektur des VW-Konzerns nutzen, was sich nicht zuletzt im Platzangebot niederschlägt. Der Fabia glänzt mit einem Kofferraumvolumen von 330 Litern, was neuer Bestwert in dieser Klasse ist. Ärgerlich nur, dass bei umgelegter Rückenlehne eine unschöne Kante von etwa fünf Zentimetern Höhe entsteht und die Auflagefläche dahinter auch noch abschüssig ist.
Dafür finden die Insassen trotz der um acht Millimeter geschrumpften Fahrzeuglänge mehr Platz als im Vorgängermodell. Große Menschen bekommen auf den vorderen Plätzen 2,5 Zentimeter mehr Kopffreiheit, weil das Gestühl entsprechend abgesenkt wurde. Damit bekommt der kleine Tscheche noch einen Hauch mehr Polo, verliert aber den rückenfreundlichen Einstieg. Dafür dürfte die Polsterung auch für lange Strecken taugen, obwohl sie dem einen oder anderen gerade am unteren Rücken etwas zu weich sein dürfte. Das gleichen aber die angenehm ausgeformten Seitenwangen wieder aus.
Wer mehr Platz als in der Limousine benötigt, der kann ab Januar wie gewohnt auf einen Fabia Combi zurückgreifen. Hier erwarten den Fahrer nach Öffnen der Heckklappe 530 Liter Kofferraumvolumen. Das sind 25 Liter mehr als beim Vorgänger. Überraschend ist, dass dieser Raumgewinn nicht bei umgelegter Rückbank gilt. Hier schrumpfte das Volumen gemessen am rundlichen Vorgänger um 90 Liter auf 1395 Liter.
Insgesamt schmälert das aber nicht den guten Eindruck, den der Fabia nach den ersten Testfahrten hinterlässt. Und irgendwie ist der Kleinwagen das erste Geschenk, das sich Skoda vor seinem 120. Geburtstag, der im nächsten Jahr ansteht, selber macht. Und mit großer Wahrscheinlichkeit setzt sich mit dem neue Fabia eine Erfolgsgeschichte fort. Denn seit seiner Markteinführung verkaufte sich der Kleinwagen weltweit 13 Millionen Mal. Jährlich werden in Deutschland 35.000 Fabia abgesetzt und in Mladá Boleslav ist man zuversichtlich, dass es im kommenden Jahr 40.000 Stück sein werden. An den Start geht der neue Fabia ab dem 15. November zu einem Preis ab 11.790 Euro. Das sind 140 Euro mehr als für den Vorgänger. Dafür ist der Fabia aber auch ein ganz neues Auto.
Quelle: ntv.de