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Der Dünen-Flüsterer VW Amarok - auf die wüste Tour

Mit ordentlich Schmackes geht es über die Dünen in der Ramlat-al-Wahiba-Wüste im Oman.

Mit ordentlich Schmackes geht es über die Dünen in der Ramlat-al-Wahiba-Wüste im Oman.

Der Pick-up etabliert sich immer mehr in Deutschland. Dazu hat auch VW mit dem Amarok einiges beigetragen. Inzwischen ist auch Mercedes mit der X-Klasse gestartet, und rein zufällig präsentiert VW jetzt einen neuen Top-Motor in der Wüste des Oman.

Wie ein Pick-up sieht der Amarok mit Aufbau nicht mehr aus.

Wie ein Pick-up sieht der Amarok mit Aufbau nicht mehr aus.

Man macht das ja nicht alle Tage: eine Düne hochfahren. Und wir reden hier nicht von Dünen an der Nordseeküste, sondern von solchen auf der Arabischen Halbinsel. Winzig klein nimmt sich in dieser endlosen Weite selbst ein bis zu 2,3 Tonnen schwerer Pick-up wie der VW Amarok aus. Entfernungen sind in der Wüste schwer abzuschätzen, aber jeder Amarok hat auf einer Strecke von vielleicht 200 Metern einen Höhenunterschied von 40 bis 50 Metern zu bewältigen. Die neue Topversion, in der Motorenpalette, der 3,0-Liter-V6 Diesel, leistet im Overboost-Modus 272 PS bereit. Die 580 Newtonmeter Drehmoment stellt er aber bereits mit den permanent abrufbaren 258 PS zur Verfügung. Damit liegen die Leistungsdaten über denen des Mitte des Jahres auf den Markt kommenden Mercedes X 350d.

"Gas, Gas, Gas!"

Am Fuße der Düne steht Falko Peters, der Fahr- und Tourenexperte, der die Gruppe betreut und allen Mut macht: "Traktionskontrolle ausschalten, Geländereduktion einlegen, maximal in den zweiten Gang schalten und Gas geben." In der Theorie leuchtet das ein, denn man darf am Berg den Schwung nicht verlieren, und wenn die Räder im weichen Sand durchdrehen, muss man sie lassen und sie weiter mit dem Gaspedal bei Laune halten. Um die Aufstellfläche der Räder zu vergrößern wurde zudem der Reifendruck auf 1,2 Bar abgesenkt.

Wer in der Wüste Fahrfehler macht, der steckt auch mit einem VW Amarok irgendwann fest.

Wer in der Wüste Fahrfehler macht, der steckt auch mit einem VW Amarok irgendwann fest.

Als es an die Überfahrt der Düne geht motiviert Peters jeden Fahrer mit einem Ein-Wort-Stakkato: "Gas, Gas, Gas!", tönt es aus den Funkempfängern, die in den Autos liegen. Alles geht gut, fast alles. Einen der Piloten verlässt kurz vor der Kuppe der Mut. Zwar fuhr er schnell an die Düne heran, doch ist so ein riesiger Sandhaufen ja keine geteerte Straße, und der Amarok kommt an mancher Stelle kräftig ins Schaukeln. Es ist eine natürliche Reaktion, dann langsamer zu machen, aber in diesem Fall ist das die falsche: Der Amarok verliert den Schwung und fährt sich fest. Darum wechselt Peters nun die Ansage: "Kein Gas, kein Gas, kein Gas!" Er möchte, dass der Wagen zum Stehen kommt und im Rückwärtsgang denselben Weg zurückrollt, um neuen Anlauf nehmen zu können.

Alle 1000 Meter eine Radarfalle

Der Schauplatz dieses Abenteuers ist der Oman. Der Treck befindet sich in der Ramlat-al-Wahiba-Wüste – 12.500 Quadratkilometer Sand in der Mitte des Landes. Das Sultanat liegt gegenüber vom Iran am südlichen Ufer des Golfs von Oman, der Teil des Persischen Golfs ist. Seit 1970 wird der Oman von einem freundlichen Diktator regiert, der nun 77 Jahre und schwer krank ist. Kinder hat er nicht, und die Nachfolge ist offen, denn Sultan Quabus ibn Sai’d ist entschlossen, bis zu seinem Tod zu herrschen.

Viel Geld wurde in die Infrastruktur des Landes gesteckt.

Viel Geld wurde in die Infrastruktur des Landes gesteckt.

Was man auf der Durchreise bemerkt, ist der hohe Standard, den der Sultan in fast 50 Regierungsjahren mit Hilfe des geförderten Öls geschaffen hat. Das Geld steckt zu großen Teilen in der Infrastruktur des Landes, es gibt zum Beispiel ein großzügiges Straßennetz in sehr gutem Zustand. Die Qualität der Asphaltpisten hat aber offenbar viele Omanis zum Rasen verführt, weshalb die Unfallzahlen im Land schnell stiegen. Als es dem Sultan zu bunt wurde ließ er im Abstand von 1000 Metern Radarfallen installieren.

Nicht besonders feinfühlig

Diese stetige Überwachung hält auch das Temperament des Amarok-Konvois im Zaum und ein Test der Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h ist ausgeschlossen. Allerdings bemerkt man bereits beim omanischen Tempolimit von 120 km/h, dass der Wagen seinen Genen entsprechend robust zu Werke geht: Eine starre Hinterachse mit Blattfedern ist nun mal nicht so feinfühlig wie eine Einzelradaufhängung mit Federbeinen. Dafür kann der Amarok aber auch mehr als eine Tonne schleppen, wenn es sein muss, und die Ladefläche bietet ein Volumen von 1240 Litern – wer noch mehr Gepäck mitnehmen will, kann dort ein Hardtop aufsetzen setzen und den Stauraum nach oben deutlich vergrößern.

Auch kein Problem für den Amarok, die Schotterpisten in den Bergen des Omans.

Auch kein Problem für den Amarok, die Schotterpisten in den Bergen des Omans.

Ganz im Gegensatz zu dieser eher praktischen Ausrichtung steht der sehr kultiviert arbeitende Motor. VW hat auf Kritik der Kundschaft reagiert und für Europa den Vierzylinder ganz aus dem Markt genommen. Mittlerweile gibt es den Amarok nur noch mit einem geschmeidigen Dreiliter-Turbodiesel und sechs Zylindern, in den Leistungsstufen 163 PS, 204 PS und – ganz neu – 272 PS. Dass man den Motor während der Testfahrt gut arbeiten hört, liegt an dem als Zubehör erhältlichen Schnorchel, der je nach Material zwischen 500 und über 2000 Euro kostet. Er läuft rechts an der A-Säule entlang und sucht auf Dachhöhe nach Frischluft die er dem Verbrenner zuführt. Das hilft bei Wasserdurchfahrten auf die man in der Wüste bei 40 Grad allerdings vergeblich wartet.

Kumpeltyp auf vier Rädern

Abkühlung findet man hier nur in den Bergen. Dort geht die Amaroktour über extrem steile Schotterpisten bis auf 1700 Meter. Alles in allem erweist sich der VW Amarok als teils knorriger, teils eleganter Begleiter, er ist eine Art Kumpeltyp auf vier Rädern. Die Vielfalt, die dem Nutzfahrzeugmarkt eigen ist, lässt es zu, dass man den Pick-up von VW in vielen Varianten zwischen knapp 32.000 und fast 57.000 Euro bekommt.

Das Amarok-Basismodell fährt allein mit Hinterradantrieb, bei der mittleren Variante kann die Vorderachse zugeschaltet werden, außerdem ist serienmäßig ein Reduktionsgetriebe für schweres Gelände enthalten. Das Topmodell wiederum fährt mit permanentem Allradantrieb und Achtgangautomatik. Ein Reduktionsgetriebe gibt es hier nicht. Dafür übernimmt ein Torsendifferenzial die Kraftverteilung zwischen den Achsen, und die beiden ersten Gänge sind kürzer übersetzt, als es für die Straße nötig wäre. So schaltet der Top-Amarok in der Stadt schon nach kurzer Strecke in den fünften Gang, während er im Gelände auch genug Kraft für schwierige Steigungen hat.

Quelle: ntv.de, hpr/sp-x

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