Panorama

Gezielter Sinkflug 27-jähriger Copilot galt als unauffällig

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Die Germanwings-Maschine wurde wohl absichtlich in die Berge gesteuert.

(Foto: REUTERS)

Andreas Lubitz ist 27 Jahre alt und reißt 150 Menschen mit in den Tod, indem er absichtlich den Sinkflug der Germanwings-Maschine einleitet. Lufthansa-Chef Carsten Spohr reagiert geschockt. Der Copilot habe alle nötigen Checks bestanden.

Warum Andreas Lubitz das Flugzeug am Berg zerschellen ließ, ist völlig unklar. Doch wer war dieser junge Mann? Andreas Lubitz stammt aus Montabaur in Rheinland-Pfalz und hatte zuletzt eine kleine Wohnung nahe dem Flughafen Düsseldorf.

n-tv-Reporter Thomas Schweres sprach mit einem Bekannten des jungen Piloten, ein Mitglied eines Fliegervereins. Man kannte den 27-Jährigen als "jungen, zurückhaltenden Menschen, nicht wie manche Verrückte, die es manchmal in der Fliegerei gibt", sagte dieser. Der Pilot war langjähriges Mitglied des Fliegervereins LSC Westerwald. Mit 14 Jahren hatte er dort seine ersten Berührungen mit der Fliegerei. Das langjährige Vereinsmitglied Peter Rücker sagte der Nachrichtenagentur Reuters, Lubitz sei ein netter junger Mann gewesen, "lustig und vielleicht manchmal ein bisschen ruhig".

Laut Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte Andreas Lubitz alle psychologischen und medizinischen Checks ohne jegliche Einschränkungen bestanden. Auch die fliegerischen Leistungen seien ohne jede Auffälligkeit gewesen. "Wir haben keinerlei Kenntnisse, was den Copiloten zu dieser schrecklichen Handlung veranlasst haben könnte. Ein solches Einzelereignis lässt sich nicht ausschließen. Kein System kann so etwas ausschließen."

Lubitz habe seine Ausbildung zum Piloten für mehrere Monate unterbrochen, dies sei aber nicht unüblich. Zu den Gründen für die Unterbrechung sagte Spohr nichts. Am Ende des Statements sagte der betroffene Lufthansa-Chef: "Es tut uns einfach nur leid."

Alle Sicherheitsbedenken negativ

Die Behörden haben laut Bundesinnenminister Thomas de Maizière keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund des Copiloten. Alle Crewmitglieder seien mit Blick auf Bezüge zu Terrorismus oder sonstige Sicherheitsbedenken überprüft worden. "Die waren alle negativ", sagte de Maizière zu diesen Überprüfungen.

Der Copilot war seit September 2013 für die Fluggesellschaft tätig. Das sagte eine Lufthansa-Sprecherin auf Anfrage. Er habe 630 Flugstunden absolviert. Vor der Anstellung sei der Mann an der Verkehrsfliegerschule der Lufthansa, der Muttergesellschaft von Germanwings, in Bremen zum Piloten ausgebildet worden.

Als der Kapitän des Fluges 4U9525 dann das Cockpit verließ, offenbar um auf die Toilette zu gehen, sperrte sich der Co-Pilot im Cockpit ein und sprach ab dem Moment "kein Wort" mehr - vergeblich rief und klopfte der Kapitän an die Tür, vergeblich versuchte die Luftkontrolle, Kontakt zu dem Co-Piloten aufzunehmen.

Andreas Lubitz hatte zu dem Zeitpunkt bereits "absichtlich" den Knopf für Sinkflug im Cockpit gedrückt, wie die Ermittlungen ergaben. "Es war sonst niemand im Cockpit", versicherte der Staatsanwalt. Auch die These, dass der Co-Pilot bewusstlos gewesen sein könnte, schloss er im Grunde aus. Lubitz habe bis zum Schluss normal geatmet, es habe keine Anzeichen von "Panik" bei ihm gegeben. Robin fügte hinzu: "Das ist nicht die Atmung von jemandem, der gerade einen Infarkt erleidet."

Schreie der Passagiere

Die Unglücksmaschine, die bereits auf ihrer Reiseflughöhe von 10.000 bis 12.000 Metern angekommen war, sank ab 10.31 Uhr binnen acht Minuten auf rund 2000 Meter ab. "Die Alarmsignale gingen los, um der Besatzung die Nähe des Bodens anzuzeigen", sagte der Staatsanwalt.

Die offensichtlichen Versuche des Kapitäns, daraufhin die Cockpit-Tür aufzubrechen, kamen zu spät: Gegen 10.40 Uhr prallte der Airbus A320 in den südlichen französischen Alpen, wo die Gipfel um die 3000 Meter hoch sind, auf etwa 1500 Metern Höhe gegen eine Bergwand.

Die Familien der Opfer, von denen viele just am Donnerstag in der Absturzgegend eintrafen, dürften fassungslos vom Ergebnis der Ermittlungen erfahren haben. Sie wissen jetzt aber auch, dass die Opfer wohl erst "im allerletzten Moment" merkten, dass sie sterben würden. Denn Schreie der Passagiere waren auf dem Stimmrekorder erst "in den letzten Augenblicken" vor dem Aufprall zu hören. "Der Tod trat sofort ein, denn diese Maschine, die mit 700 Stundenkilometern gegen den Berg prallte, ist im wahrsten Sinne des Wortes explodiert."

Quelle: ntv.de, sgu/dpa/DJ/rts/AFP

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