Panorama

"Ausspähen und draufhauen" Angreifer auf ZDF-Team zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Völlig demolierte Technik. Einige der Wunden mussten chirurgisch im Krankenhaus behandelt werden.

Völlig demolierte Technik. Einige der Wunden mussten chirurgisch im Krankenhaus behandelt werden.

(Foto: dpa)

1. Mai 2020. Ein Fernsehteam des ZDF-Satireformats "heute-show" berichtet über eine Demonstration der Querdenkerbewegung. Auf einmal stürmen mit Metallstangen bewaffnete Vermummte auf sie zu und schlagen auf sie ein. Vier der Angreifer werden jetzt zu Bewährungsstrafen und Schadensersatz verurteilt.

Es war ein "Ausspähen und draufhauen", sagte Richterin Ulrike Hauser und verurteilte die vier Angeklagten zu zwei Jahren Haft auf Bewährung sowie einer Schadenersatzzahlung von jeweils 5000 Euro. Die insgesamt 20.000 Euro müssen die Verurteilten innerhalb eines Jahres an die sechs Geschädigten auszahlen. Da es bereits im Vorfeld des Prozesses ein Rechtsgespräch gegeben habe, die Angeklagten sich entschuldigt hatten und weder vor noch nach der Tat in Erscheinung getreten waren, fiel das Urteil vergleichsweise mild aus.

Vor der Urteilsverkündung hatten die drei Männer im Alter von 28 bis 34 Jahren und eine 31-jährige Frau die Attacke bereits gestanden und ließen jeweils über ihre Verteidiger vor dem Amtsgericht Tiergarten erklären, es habe sich um eine Verwechselung gehandelt. Man sei davon ausgegangen, es handele sich um "Personen aus dem rechten Spektrum", hieß es. Unisono ließen sie in den knappen Erklärungen vortragen, sie würden einen Angriff auf Pressevertreter nicht gutheißen und wollten sich aufrichtig bei den Opfern entschuldigen. Eine Distanzierung von der Gewalt an sich fehlte jedoch bei allen.

Von Vermummten angegriffen und getreten

Angeklagt waren zwei Männer aus Berlin und ein Geschwisterpaar aus Baden-Württemberg. Die Staatsanwaltschaft Berlin wirft ihnen gefährliche Körperverletzung vor. Gemeinsam mit mehr als zehn weiteren unbekannt gebliebenen Menschen sollen sie vermummt am 1. Mai 2020 auf das Fernsehteam eingetreten und eingeschlagen haben. Die geschah teils mit Metallstangen, "mit großer Wucht" und auch, als die Opfer am Boden lagen. Zwei der Opfer verloren laut Anklage zeitweilig das Bewusstsein. Die Angegriffenen wurden teils erheblich verletzt, einige Wunden mussten chirurgisch behandelt werden.

Mehr zum Thema

Die Opfer -Journalisten und Wachleute - waren damals im Auftrag für das ZDF-Satireformat "heute-show" unterwegs und berichteten über eine Demonstration der sogenannten Querdenkerbewegung. Zwei der Opfer traten im Prozess als Nebenkläger auf. Einer von ihnen war der Regisseur des Clips. "Ich sah, wie ein Kollege zusammengetreten wurde", schilderte er vor Gericht. Dann habe er einen Schlag auf ein Bein, dann auf den Hinterkopf bekommen. Auf die Entschuldigung reagierte er zurückhaltend. "Das war eine Erklärung, die von Verteidigern vorgelesen wurde."

Die sechs Opfer seien niedergeschlagen worden, danach sei "mit großer Wucht" gegen die Köpfe der am Boden liegenden Menschen getreten worden, so die Anklage. Zwei der Opfer verloren zeitweilig das Bewusstsein. Ein Kameramann erlitt einen Nasenbeinbruch. Nach Angaben des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) handelte es sich bei der Attacke um den schwerwiegendsten Überfall auf Journalistinnen und Journalisten im Jahr 2020. "Wir waren damals schockiert und sind es noch heute", erklärte am Montag die DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster. "Es war ein brutaler Angriff auf das Grundrecht der Pressefreiheit."

Quelle: ntv.de, gri/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen