"Die Lage ist unhaltbar" Auch Málaga protestiert gegen Massentourismus
30.06.2024, 00:07 Uhr Artikel anhören
Mietspekulation und Gentrifizierung: Die Bürger von Málaga gehen auf die Straße.
(Foto: picture alliance/dpa/SOPA Images via ZUMA Press Wire)
Nach Madrid und Barcelona gibt es im spanischen Málaga die meisten Ferienwohnungen. Auch hier regt sich jetzt wütender Protest gegen Massentourismus, hohe Mieten und die Vertreibung der Bürger aus ihrer eigenen Stadt.
In Spanien haben erneut tausende Menschen gegen den Massentourismus protestiert. In der Stadt Málaga versammelten sich nach Angaben der Behörden knapp 5500 Menschen unter dem Motto "Málaga zum Leben, nicht zum Überleben". Sie trugen Plakate mit Aufschriften wie "Verbot von Touristenunterkünften" oder "Lohn 1300, Miete 1100, wie soll ich leben?".
"Die Stadt ist zu einem Vergnügungspark geworden", klagte der 26-jährige Quique. Es fehle an nicht-touristischem Wohnraum. Málaga mit der gleichnamigen Provinz ist ein touristischer Hotspot in Andalusien. In Cadix, ebenfalls in Andalusien, versammelten sich mehrere hundert Menschen im historischen Zentrum der Stadt unter dem Motto "Ein Tourist mehr, ein Nachbar weniger". Sie trugen Plakate mit Aufschriften wie "Genug vom Ausverkauf der Stadt". In der Hafenstadt Cadix landen zahlreiche Kreuzfahrtschiffe an.
Von den Balearen über die Kanarischen Inseln bis hin zu Barcelona und Málaga gibt es in Spanien immer mehr Protestbewegungen, die sich gegen übermäßigen Tourismus richten. Zu den von den Einwohnern vorgebrachten Beschwerden gehören der angespannte Immobilienmarkt, die Zunahme der Vermietung von Ferienwohnungen, die viele Einwohner zur Flucht aus den Stadtzentren gezwungen hat, sowie die Lärm- und Umweltbelastung.
Eine Garage als Wohnung für 600 Euro
Mit mehr als 12.000 legal registrierten Ferienwohnungen liegt Málaga in Spanien nur hinter Madrid und Barcelona. Außerdem werden viele private Unterkünfte für Urlauber in Málaga wie auch anderswo illegal betrieben. "Die Lage ist unhaltbar. Es ist unmöglich, ein Haus zu kaufen", sagte Demonstrantin María Franco zu "El País". Ingenieurin Sonia Raya erzählte dem Blatt, sie habe zuletzt in Málaga eine fensterlose Garage besichtigt, die als Wohnung für eine Monatsmiete von 600 Euro angeboten worden sei.
Barcelona kündigte im Kampf gegen Wohnmangel und hohe Mieten in der vergangenen Woche ein Verbot für die Vermietung von Ferienwohnungen an Touristen an. Bis November 2028 würden die Lizenzen der mehr als 10.000 für Kurzzeitvermietungen genehmigten Wohnungen aufgehoben, teilte Bürgermeister Jaume Collboni mit. "Wir stellen uns dem größten Problem Barcelonas", erklärte er. In den vergangenen zehn Jahren seien die Mieten um 68 Prozent und die Kosten für den Hauskauf um 38 Prozent gestiegen. Die Wohnungen würden nach dem Verbot von den Stadtbewohnern genutzt oder kämen zur Miete oder zum Verkauf auf den Markt. Spanien ist das zweitbeliebteste Urlaubsland der Welt, vergangenes Jahr kamen laut offiziellen Statistiken 85 Millionen ausländische Touristen.
Quelle: ntv.de, mau/AFP/dpa